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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Zusammenfassung beigefügt. »Nach neunzigtägigem Tiefgefrierprozeß in flüssigem Stickstoff erwiesen sich mesenzephale Gehirn-zellen in ihrer Lebensfähigkeit signifikant reduziert im Vergleich zu frischen Zellen. Für ein optimales Überleben von Implantaten ist eine sofortige Übertragung von frisch gewonnenem embryonalem Gehirngewebe geboten.«
    Sie starrte auf die letzte Zeile.
Frisch gewonnenem embryonalem Gehirngewebe.
    Inzwischen hatte der Kälteschauer auf ihrem Rücken den Halsansatz erreicht.
    Sie klickte den neuesten Artikel an. Er war drei Jahre alt.
    »Die Transplantation embryonaler Hypophysen bei älteren Affen: Implikationen zur Verlängerung natürlicher Lebensspannen.«
    Die Verfasser hießen Yarborough, Wallenberg und Monica Trammell, Ph.D.
    Es war der letzte Artikel, den sie veröffentlicht hatten. Kurz darauf hatten Wallenberg und seine Kollegen das Rosslyn Institute verlassen. Hatten unvereinbare Forschungsansätze sie dazu gezwungen?
    Sie stand auf und ging zum Bibliothekstelefon. Ihr Herz raste, während sie Dvoraks Privatnummer wählte. Es läutete und läutete. Niemand nahm ab. Sie sah auf die Wanduhr. Viertel vor sechs. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
Hier ist Dan. Bitte hinterlassen Sie Namen und Telefonnummer.
    »Heb schon ab, Dan«, sagte Toby. »
Bitte,
heb ab.« Sie wartete, hoffte, eine lebendige Stimme zu hören, aber niemand kam an den Apparat. »Dan, ich bin in der Bibliothek des Springer Hospital, Anschluß 257. Hier gibt es etwas in den Publikationslisten, das du sehen mußt. Bitte,
bitte,
ruf sofort zurück …«
    Die Tür zur Bibliothek ging auf.
    Toby drehte sich um. Ein Wachmann steckte den Kopf herein.
    Er war genauso überrascht wie sie.
    »Ma’am, ich muß für die Nacht abschließen.«
    »Ich telefoniere gerade.«
    »Machen Sie nur. Ich kann warten.«
    Enttäuscht hängte sie ein und verließ die Bibliothek. Erst auf der Treppe fiel ihr ein, daß sie den Computer nicht ausgeschaltet hatte.
    Vom Auto aus rief sie Dvoraks Büro an. Wieder meldete sich ein Anrufbeantworter. Sie schaltete ab, ohne dort eine neue Nachricht zu hinterlassen.
    Gewohnheitsmäßig machte sie sich auf den Heimweg. Mit den Gedanken war sie ganz bei dem, was sie gerade im Computer gelesen hatte. Neuraltransplantationen. Embryonale Gehirnzellen. Verlängerung der natürlichen Lebensspanne.
    Darüber hatte Wallenberg also am Rosslyn geforscht. Gideon Yarborough hatte mit ihm zusammengearbeitet, ein Neurochirurg, der jetzt nicht weit von hier in Wellesley praktizierte …
    Sie fuhr zu einer Tankstelle, lief in den Kassenraum und bat den Tankwart um ein Telefonbuch von Wellesley.
    In den Gelben Seiten fand sie unter »Ärzte«, was sie suchte:
    Howarth Surgical Associates
    Chirurgische Gemeinschaftspraxis
    1388 Eisley Street
    Howarth. Auf den Namen war sie in Harry Slotkins Krankenblatt gestoßen. Als sie und Robbie in Brant Hill gewesen waren und Harrys Unterlagen durchgesehen hatten, war ihnen eine ärztliche Verordnung aufgefallen:
    Präoperativ Valium 5 mg. Überweisung an Howarth Surgical Associates.
    Sie stieg wieder in ihren Wagen und fuhr nach Wellesley. Als sie vor dem Gebäude ankam, in dem Howarth residierte, war sie dabei, das Puzzle zusammenzufügen – mit erschreckenden Ausblicken.
    Sie parkte auf der anderen Straßenseite und betrachtete durch die einsetzende Dämmerung das nichtssagende einstöckige Haus. Es war von dichten Büschen umgeben. Vor dem Haus gab es einen kleinen Parkplatz, auf dem aber kein Wagen stand.
    Die Fenster im ersten Stock waren dunkel. Eingang und Empfangsbereich waren zwar beleuchtet, doch Bewegungen waren im Innern nicht zu sehen.
    Toby stieg aus und ging über die Straße zum Vordereingang.
    Die Tür war verschlossen. Am Fenster waren die Namensschilder der Ärzte angebracht:
    Dr. Merle Lamm, Gynäkologie und Geburtshilfe
    Dr. Lawrence Remington, Allgemeine Chirurgie
    Dr. Gideon Yarborough, Neurochirurgie
    Interessant, dachte sie. Hierhin war Harry Slotkin also von Brant Hill überwiesen worden, angeblich wegen eines Eingriffs an der Nasenscheidewand. Aber keiner dieser Ärzte war ein Hals-Nasen-Ohren-Facharzt.
    Irgendwo entfernt im Haus summte eine Maschine. Ein Heizkessel? Ein Generator? Sie konnte es nicht sagen.
    Sie ging um die Ecke, aber das dichte Gebüsch ließ keinen Blick durch die Fenster zu. Das leise Summen brach plötzlich ab, und nun herrschte totale Stille. Sie ging um die nächste Ecke und stand auf einem kleinen gepflasterten Hof an

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