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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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der Rückseite.
    Drei Wagen parkten hier. Einer war ein dunkelblauer Saab
. Jane Nolans Wagen!
    Auch der Hintereingang war verschlossen.
    Toby ging zurück zu ihrem Wagen und nahm ihr Telefon. Wieder versuchte sie, Dvorak zu erreichen, diesmal über seine Durchwahlnummer im Büro. Eigentlich erwartete sie gar nicht, daß er abhob, und war dementsprechend überrascht, als er sich mit einem munteren »Hallo?« meldete.
    Ihre Worte überstürzten sich. »Dan, ich weiß, was Wallenberg gemacht hat. Ich weiß, wie sich seine Patienten infiziert haben …«
    »Toby, hör mir zu. Du mußt sofort deinen Anwalt anrufen.«
    »Sie spritzen keine Hormone. Sie transplantieren Hypophysenzellen aus Embryogehirnen! Aber etwas ist schiefgegangen. Irgendwie haben sie dabei auch Creutzfeldt-Jakob übertragen. Und jetzt versuchen sie, das zu vertuschen – versuchen, diese Katastrophe unter den Teppich zu kehren, ehe etwas davon bekannt wird …«
    »Nun hör schon zu! Du steckst in Schwierigkeiten.«
    »Was für welchen?«
    »Ich habe mit Alpren gesprochen.« Er brach ab und sagte dann mit ruhiger Stimme: »Sie haben einen Haftbefehl für dich.«
    Für einen Augenblick verschlug es ihr die Sprache. Sie starrte bloß auf das Haus gegenüber. Einen Schritt voraus.
Sie sind mir immer einen Schritt voraus.
    »Weißt du, was du tun solltest?« sagte er. »Deinen An-walt anrufen. Bitte ihn, dich zur Polizeidirektion zu beglei-ten, an der Berkley Street. Dort ist der Fall jetzt gelandet.«
    »Wieso das alles?«
    »Es ist wegen des … Zustands deiner Mutter.«
    Mordverdacht, meinte er. Man würde die Sache bald schon als einen Mordfall behandeln.
    »Laß es nicht dazu kommen, daß Alpren dich zu Hause festnimmt«, sagte Dvorak. »Damit wärest du für die Medien nur ein gefundenes Fressen. Stell dich freiwillig und so schnell, wie du kannst.«
    »Warum haben sie einen Haftbefehl erteilt? Warum jetzt?«
    »Sie haben neue Beweise.«
    »Was für Beweise?«
    »Toby, komm einfach her. Wir beide treffen uns zuerst, und ich begleite dich dann.«
    »Ich gehe nirgendwohin, bevor ich nicht weiß, was für Beweise er hat.«
    Dvorak zögerte. »Ein Apotheker, nicht weit von dir zu Hause, sagt, er hat sechzig Tabletten Cumadin für deine Mutter abgegeben. Er sagt, du hättest die Verschreibung telefonisch durchgegeben.«
    »Das ist eine Lüge.«
    »Ich gebe nur wieder, was dieser Apotheker sagt.«
    »Woher weiß er, daß ich die Anruferin war? Das kann auch eine andere Frau gewesen sein, die einfach behauptet hat, ich zu sein. Es könnte Jane gewesen sein. Er kann das nicht wissen.«
    »Toby, wir klären das. Ich verspreche es. Aber im Moment ist es das beste, du stellst dich. Freiwillig und ohne weitere Verzögerungen.«
    »Und dann? Dann sitze ich die Nacht über im Gefängnis.«
    »Wenn du dich nicht stellst, können es Monate werden.«
    »Ich habe meiner Mutter nichts getan.«
    »Dann geh hin und erzähl es Alpren. Je länger du wartest, desto schuldiger erscheinst du. Ich bin für dich da. Bitte, stell dich einfach.«
    Sie war so niedergeschlagen, daß sie kein Wort heraus-brachte, und zu erschöpft, um bedenken zu können, was sie nun alles zu unternehmen hatte. Einen Anwalt anrufen. Mit Vickie sprechen. Dafür sorgen, daß Rechnungen bezahlt wurden, daß man das Haus bewachte, daß man ihren Wagen abholte. Und Geld – sie mußte Geld aus ihren Ruhestandsrücklagen überweisen.
    Anwälte waren teuer …
    »Toby, hast du verstanden, was du jetzt zu tun hast?«
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Ich verlasse jetzt mein Büro. Wo sollen wir uns treffen?«
    »Auf dem Polizeirevier. Sagt Alpren, ich stelle mich. Sag ihm, er soll niemanden zu meinem Haus schicken.«
    »Wie du möchtest. Ich warte auf dich.«
    Sie schaltete ab. Ihre Finger waren taub, so fest hatte sie den Hörer umklammert gehalten. Jetzt bricht also der Sturm los, dachte sie. Sie blieb sitzen und bereitete sich auf das vor, was nun auf sie zukam. Fingerabdrücke. Polizeifotos. Reporter.
    Wenn sie sich nur irgendwohin wegstehlen und wieder neue Kräfte schöpfen könnte. Aber dazu war jetzt keine Zeit mehr.
    Die Polizei wartete auf sie.
    Gerade wollte sie den Zündschlüssel herumdrehen, als sie im Augenwinkel Scheinwerfer aufleuchten sah. Sie drehte den Kopf und sah Janes Saab die Auffahrt zum Howarth-Haus herunterkommen.
    Bis Toby ihren Mercedes gewendet hatte, war der Saab schon um die nächste Ecke. Aus Angst, sie zu verlieren, zog sie den Wagen mit quietschenden Reifen herum. Weiter vorn

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