Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
uns
diesmal mit einem viel besseren Gefühl voneinander verabschiedet hatten als damals vor dreißig Jahren.
Schon seltsam, wie das Leben manchmal spielte. Manchmal entpuppt sich jemand, den man für einen Feind gehalten hat, unerwartet als Verbündeter.
Ich warf einen letzten Blick auf die Leinwand. Das Abschiedsgeschenk meiner Großmutter.
Schon seltsam, wie das Leben manchmal spielte. Manchmal entpuppt sich jemand, den man für einen Verbündeten gehalten hatte, unerwartet als der größte Feind.
Auf meinem Weg zurück zum Hain vernahm ich ein lautes Heulen. Der klagende Laut jagte mir einen eisigen Schauder über den Rücken. Als ich nach Westen blickte, sah ich fünf riesige Schattengestalten, die sich vor dem Blutmond abzeichneten. Einen Moment lang beobachtete ich Michael und sein Rudel bei ihrem nächtlichen Konzert. Der Klang ließ mir das Herz schwer werden.
Im Gegensatz zu Slade hatte sich Michael nicht aus Eigennutz entschlossen, fortzugehen. Das wusste ich. Für Michael ging es immer zuerst um sein Rudel. Ich lächelte und zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich, dass ich eine solche Motivation verstehen konnte. Dann wandte ich den Werwölfen den Rücken zu und lief weiter zum Heiligen Hain. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich Michael Romulus nicht zum letzten Mal gesehen hatte. Doch bis dahin hatte ich ein paar wichtige Entscheidungen zu fällen.
Ich entdeckte Adam in der Nähe des Altars im Hain, umgeben von den überlebenden Magiern. Als ich bemerkte,
wie wenige es noch waren, zog sich mein Herz zusammen. Zu Beginn des Kampfes hatten sich ungefähr dreihundert Magier auf dem Anwesen aufgehalten, um das Blutmondfest zu feiern. Jetzt waren es weniger als hundert.
»Wir müssen zur Königin«, erklärte Orpheus gerade, als ich zu ihnen stieß. Er stand in der Mitte eines kleinen Kreises, zu dem auch Adam, Rhea und die überlebenden Ratsmitglieder gehörten. »Sie wird sich zwar nicht freuen, uns zu sehen, aber uns bleibt nichts anderes übrig. Wir müssen sie vor den Plänen der Kaste warnen.«
»Adam, Sie waren dort. Glauben Sie, Königin Maeve wird ihre Meinung hinsichtlich der Allianz ändern?«, erkundigte sich eine Ratsfrau.
Adam blickte finster drein. »Ich habe keine Ahnung. Wer weiß – vielleicht hat sie die Kaste bereits auf ihre Seite gezogen. Schließlich hat auch Hawthorne Banathsheh für die Kaste gearbeitet.«
Ich blickte zu Boden, als ich den Namen des Feen-Mannes vernahm, den ich so brutal getötet hatte.
»Sabina«, sprach mich nun Orpheus an. »Es tut mir so leid, dass wir Ihnen nicht schon früher geglaubt haben. Wenn ich nicht so …« Seine Stimme versagte.
Ich empfand Mitleid für den Anführer der Magier. Es war nicht seine Schuld, dass so viele seiner Leute hatten sterben müssen. Das war allein Lavinia zuzuschreiben. »Es ist sinnlos, sich jetzt Vorwürfe zu machen. Es ist geschehen. Nun müssen wir nach vorne blicken.«
Er nickte. »Sie haben Recht. Wir werden nicht nur die Königin warnen, sondern auch alle anderen Magier. Wenn wir uns neu formieren wollen, brauchen wir jeden fähigen Mann, den wir finden können. Rhea?«
Rhea trat vor. »Ich werde mich darum kümmern. Wenn ihr zum königlichen Hof in North Carolina fahrt, mache ich mich auf den Weg zur Kolonie in Massachusetts. Dort wird man mir bestimmt helfen können, mit den anderen in Kontakt zu treten.«
Orpheus wandte sich an mich. »Adam sagte, Sie seien bereit, Maisie zu suchen?«
Ich nickte mit grimmiger Miene und wartete darauf, dass er protestieren würde. Doch er überraschte mich. »Ehrlich gesagt halte ich das für eine gute Idee. Wenn Sie mit uns kommen, wird sich Königin Maeve weigern, uns anzuhören. Und wenn jemand Maisie zurückholen kann, dann sind Sie das.« Er verschränkte die Arme. Als er wieder sprach, klang seine Stimme belegt. »Aber wenn Sie glauben, dass wir bereit sind, Sie zu opfern, indem wir Sie allein losziehen lassen, irren Sie sich. Lazarus wird Sie begleiten. Und ihr kommt alle drei wieder gesund nach Hause. Haben Sie mich verstanden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist allein mein Kampf.«
»Du irrst dich«, sagte Rhea. »Ob es dir gefällt oder nicht – du bist eine von uns. So wie Maisie eine von uns ist. Wir werden dich nicht auf eine Selbstmordmission schicken, nur weil du zu stur bist, um Hilfe anzunehmen. Maisie verdient mehr als das – und du auch.«
Ich sah Orpheus an, und dieser nickte.
»Außerdem«, meldete sich nun auch Adam zu
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