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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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würdebewußt umher.
    Kurz nach neun Uhr erschien Margit Holstein, die erstaunt aufblickte, als Gordon Cooper plötzlich vor ihr stand.
    Er führte sie zu einer freien Sesselgruppe und bedeutete ihr, auf sie gewartet zu haben, um sie zu bitten, künftighin nicht mehr gegen Sorokins Metier und seinen Tätigkeitseifer anzureden, weil sie ihn dadurch nur deprimiere und somit einem möglichen Gesundungsprozeß entgegenarbeite.
    Gordon Cooper aber hatte Margit Holstein unterschätzt. Sie erklärte ihm unumwunden, daß er von den Dingen, auf die es bei Ivo Sorokin jetzt ankomme, nicht das geringste verstehe. Wie die meisten seiner Generation, so wisse auch er über Autos, Flugzeuge und Raketen ausgezeichnet Bescheid, von den alten Philosophen und Weisen aber kenne er nicht einmal deren Namen. Es sei deshalb grotesk, wenn er sich ein Urteil darüber erlaube, was einen Gesundungsprozeß fördere beziehungsweise was ihm entgegen arbeite. Er wisse ja nicht einmal etwas von den Lebenskraftzentren des Menschen, nichts vom Lebenskraftprinzip, das aus ›Yang‹ und ›Yin‹, den polaren Mächten des Daseins, resultiere und dem indischen ›Prana‹ entspreche, von dem er hoffentlich schon einiges gehört habe.
    »Nein!« entgegnete Cooper aufgebracht. »Prana ist mir unbekannt, und einem Unterricht über polare Mächte des Daseins werde ich mich entziehen. Mich interessiert einzig und allein Mister Sorokin, den du, wie heute mittag deutlich wurde, mit deinen hochgestochenen Ansichten total verrückt machst.«
    »Du täuschst dich«, erwiderte sie mit unerwartet ruhiger Stimme. »Gerade der Mensch unserer Tage bedarf zu seinen äußeren Errungenschaften des inneren Gleichgewichts. Ivos nüchterne und kalt berechnende Art entspricht nicht seinem wahren Wesen; das Leben hat ihn verformt, sein inneres Gleichgewicht ist dadurch gestört. Ich habe das bereits gespürt, als wir noch auf dem Schiff waren, und ich werde nicht ruhen, bis er zu sich selbst zurückgefunden hat. Das aber kann er nur, wenn er den Waffenhandel aufgibt.«
    »Und Ringelreihen spielt«, ergänzte Cooper zynisch und erhob sich. »Ich glaube, es ist sinnlos, länger auf dich einzureden.«
    Margit Holstein stand ebenfalls auf. »Bedeutet das, daß ich einen guten Freund verliere?«
    Er schüttelte den Kopf. »Hältst du mich für kindisch?«
    Sie hakte sich bei ihm ein. »Du mußt mich bei Ivo gewähren lassen, Gordon. Er ist mein Schicksal. Entweder ich schaffe es, oder wir gehen beide zugrunde.«
    »Und was tust du, wenn er den Waffenhandel nicht aufgibt?«
    »Er gibt ihn auf«, antwortete sie mit einer Sicherheit, die Cooper den Atem verschlug. »Du darfst nicht vergessen, daß er zur Zeit durch Einöden schreitet, deren Trostlosigkeit unser Vorstellungsvermögen bei weitem übertrifft. Das wird ihn wandeln und ein neues Licht in ihm entzünden. Ich bin nur ein dazwischenliegender Schalter.«
     
     
    Am nächsten Morgen war Gordon Cooper früher als gewöhnlich auf den Beinen, obwohl er Zeit und Gelegenheit hatte, sich gründlich auszuschlafen, da Ivo Sorokin ihn erst nach dem Lunch erwartete, um noch einige Stunden mit Margit Holstein verbringen zu können. Der Auftrag, sich nach einem geeigneten Reiseflugzeug umzusehen, ließ Cooper keine Ruhe und trieb ihn zum Airport, wo ihm zu seiner Verwunderung niemand eine Auskunft über in Malaya vorhandene Flugzeugvertretungen erteilen konnte. Einen Aero-Club schien es ebenfalls nicht zu geben, und mit dem wenig tröstlichen Hinweis, sich in Singapore-Subang zu erkundigen, fuhr Cooper zum Hotel zurück, dessen Portier er bat, ihn telefonisch mit David Hamilton zu verbinden, den er glücklicherweise zu Hause antraf.
    Der Amerikaner erinnerte sich sofort an ihn, und als er hörte, daß Cooper ihn wegen der bereits mit Ivo Sorokin besprochenen Wohnung anrief, bat er um Entschuldigung dafür, daß es ihm noch nicht gelungen sei, in der Angelegenheit eine Entscheidung herbeizuführen.
    »Es ist immer wieder dasselbe«, fügte er ärgerlich hinzu. »Auf Frauen kann man sich nicht verlassen. Ich werde meine Bekannte sofort nochmals anrufen. Sie hält sich zur Zeit in den Cameron Highlands auf. Nun ja, in der Höhe ist es jetzt nicht so heiß, aber der Golfplatz da oben hat nur neun Löcher. Da fange ich gar nicht erst an. Mein Handikap ist sechs, müssen Sie wissen. Sie spielen doch Golf?«
    »Freilich«, log Cooper, weil er wußte, daß für einen Golfspieler der Mensch erst beim ›Caddie‹ beginnt, bei dem Jungen, der die

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