Roter Lampion
darauf?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil Sie nicht wie ein Schmetterlingssammler aussehen. Angehörige bestimmter Berufe tragen ihr Vereinsabzeichen gewissermaßen im Gesicht.«
»Da haben Sie recht.«
»Sie sind also Pilot?«
»Unter anderem«, antwortete Cooper zurückhaltend. »Und Sie kurbeln eine Cessna, wie Mister Hamilton mir sagte.«
»Ja, eine hundertzweiundachtzig. Fliegt wie eine alte Großmutter. Ein Reiseflugzeug soll aber ja wie ein Brett in der Luft liegen und bei schlecht gepflasterten Strecken nicht gleich schaukeln. Was haben Sie für Typen geflogen?«
»Hauptsächlich Jäger.«
»Auch den Starfighter?«
Gordon Cooper nickte.
»Mensch!« entflog es Lee Akira, dessen samtschwarze Augen plötzlich wie feurige Kohlen glühten. »Muß doch toll sein, mit so einem Schlitten zum Himmel hinaufzufahren.«
»Ja, das ist schon ein großartiges Gefühl«, stimmte Cooper ihm zu.
»Wenn Sie mal ein paar Runden drehen wollen, können Sie meine Maschine nehmen. Ich habe sie zur Zeit hier in Kuala Lumpur. Sollen wir rausfahren?«
Gordon Cooper blickte auf seine Armbanduhr. »Sehr liebenswürdig von Ihnen, aber leider kann ich Ihr Angebot nicht annehmen, da ich um zwei Uhr im Krankenhaus sein muß. Ich bin Privatsekretär eines Hongkonger Geschäftsmannes, der in Penang verunglückte und eine scheußliche Querschnittslähmung erlitt, die ihn voraussichtlich für lange Zeit bewegungsunfähig macht. Und damit komme ich zum Grund meines Besuches. Ich soll mich nach einem Reiseflugzeug umsehen, das groß genug ist, um mit einem Rollstuhl in die Kabine fahren zu können. In Frage kommt allerdings nur eine Düsenmaschine.«
»Die Sie dann fliegen sollen?« fragte Lee Akira erwartungsvoll.
»Ja.«
»Toll! Sie sind zu beneiden. Ein Düsenflugzeug ist schon lange mein Traum. Aber hier…« Er machte eine geldzählende Bewegung. »Das sitzt bei mir nicht drin.«
»Die Maschinen sind ja auch verdammt teuer«, erwiderte Cooper tröstend. »Meine Frage an Sie ist nun, ob es hier eine Flugzeugvertretung gibt, die mir eine geeignete gebrauchte Maschine anbieten könnte. Bis zu fünfhunderttausend US-Dollar darf ich anlegen.«
Lee Akira fuhr sich erregt durch sein wirres Haar. »Warten Sie mal, ich habe dieser Tage…« Er unterbrach sich und trat an einen Schrank heran, dem er eine Luftfahrtzeitschrift entnahm. »Ich glaube, in diesem Heft ist es gewesen. Irgendeine Firma hat ein düsenangetriebenes Geschäftsflugzeug zum Verkauf angeboten. Wenn ich mich nicht irre, handelte es sich um den Jet Commander von ›Rockwell-Standard‹.«
»Machen Sie mich nicht schwach«, entgegnete Cooper und trat hinter Lee Akira, der eifrig in seiner Zeitschrift blätterte. »Der Commander wäre genau das richtige. Ich habe ihn geflogen. Phantastisch, sage ich Ihnen.«
»Hier, ich habe mich nicht getäuscht«, rief Lee Akira aufgeregt. »›The Overseas Union Bank‹ bietet einen Jet Commander an. Bisherige Flugzeit der Motoren sowie der Zelle: Zweihundertfünfzig Stunden.«
»Das ist ja nichts!« frohlockte Gordon Cooper.
Lee Akira sah ihn strahlend an. »Wissen Sie, was da los ist? Die Bank hat den Schlitten vorfinanziert und muß ihn verhökern, weil der Käufer sich übernommen hat.« Er blickte erneut auf die Annonce. »Preis nach Vereinbarung. Listenpreis sechshunderttausend. Ich garantiere Ihnen, daß Sie die Maschine für vierhundert bekommen.« Damit drückte er auf einen Knopf seiner Telefon- und Sprechanlage und rief: »Verbinden Sie mich mit ›The Overseas Union Bank‹, Singapore.«
Cooper sah ihn überrascht an. »Sie wollen gleich mit der Bank sprechen?«
»Na klar! Schreiben Sie mir Ihren und den Namen Ihres Chefs auf. Ebenfalls den Namen seiner Firma.«
Gordon Cooper gefiel das Tempo, das Lee Akira vorlegte, er war aber doch einigermaßen sprachlos, als dieser nach Zustandekommen der Verbindung und Durchschaltung zum zuständigen Sachbearbeiter kaltschnäuzig erklärte: »Mein Name ist Gordon Cooper. Ich möchte mich im Auftrage von Mister Sorokin, dem Inhaber der ›British Chinese Ex- and Import Company‹ Hongkong, erkundigen, ob das von Ihnen angebotene Düsenreiseflugzeug noch zum Verkauf ansteht.«
»Ja, gewiß«, antwortete eine unangenehm laute Stimme.
»Und wo befindet sich die Maschine?«
»In Singapore-Subang.«
»Kann sie dort zur Probe geflogen werden?«
»Ja, gewiß. Die Versicherungskosten des Fluges müßten allerdings von Ihnen bezahlt werden. Ebenfalls das Benzin sowie die
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