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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Bambuszweige lag, die wie exotische Blattpflanzen von dicken Stämmen herabhingen.
    Die Einrichtung der großzügig angelegten Räume entsprach wahrscheinlich nicht ganz dem Geschmack Ivo Sorokins; sie war aber keinesfalls altmodisch oder gar kitschig. Man spürte das Walten einer Dame, der beim Anblick moderner Möbel ein Schauer über den Rücken läuft. Die Wände waren mit gelben, rosa und silbernen Seidentapeten bespannt, welche das von Markisen gedämpfte, sanft einfallende Licht zart überglänzte. Auf sandfarbenen chinesischen Teppichen waren blaue Sessel gruppiert. Ein oleanderroter Lampenschirm warf gebrochenes Licht auf eine am Boden stehende asiatische Göttin. Kostbare Vasen, Perserbrücken sowie Silberschalen voller Blumen vervollständigten das Interieur in allen Räumen.
    Sorokin kann nichts Besseres finden, dachte Gordon Cooper, und er hoffte zuversichtlich, den Waffenhändler bis zur Rückkehr von Margit Holstein in das Haus überführen zu können. Was immer die deutsche Ethnologin auch reden mochte, er war überzeugt davon, daß Freude einen Gesundungsprozeß günstig beeinflußt, und aus diesem Grunde wollte er Ivo Sorokin nahelegen, Margit Holstein von der bevorstehenden Veränderung nichts zu sagen und sie bei ihrer Rückkehr mit einem glanzvollen Empfang zu überraschen. Auch sollte sie dann nicht mehr im Hotel wohnen und nur des Abends erscheinen, sondern die Rolle der Dame des Hauses übernehmen.
    Nicht philantropische Regungen waren es, die Cooper dies denken und planen ließen. Ihn drängte vielmehr der ihm vom Secret Service erteilte Auftrag, den er nur in Hongkong lösen konnte. Er mußte alles daransetzen, Ivo Sorokin zufriedenzustellen, so daß dieser ihn nur rief, wenn er ihn unbedingt benötigte. War das Reiseflugzeug erst angeschafft, dann konnte er innerhalb von wenigen Stunden zur Stelle sein.
    Der Ankauf des Flugzeuges wurde für Gordon Cooper zum Zentrum seines Denkens. So schnell wie möglich wollte er Lee Akira aufsuchen, und er war verblüfft, als der Portier des Hotels, den er bat, die Telefonnummer des Zinnminenbesitzers zu ermitteln, ihm die Nummer aus dem Kopf nannte.
    »Mister Lee besitzt bei uns ein Dauerapartment«, fügte der Portier erklärend hinzu und wies auf ein in der Nähe des Hotels gelegenes Hochhaus. »Dort hat er sein Stadtbüro. Soll ich Sie mit ihm verbinden?«
    »Geben Sie mir das Gespräch auf mein Zimmer«, antwortete Cooper, da ihm das Hemd förmlich am Körper klebte.
    Wenig später sprach er mit Lee Akiras Sekretärin, die nach seinem Hinweis, es gehe um eine flugtechnische Auskunft, ohne Rückfrage erwiderte: »Dann kommen Sie nur gleich herüber. Wenn es um fliegerische Dinge geht, hat Mister Lee immer Zeit.«
    Ein echter Pilot, dachte Cooper angenehm berührt, wechselte seine Wäsche und machte sich auf den Weg. Kurz vor Erreichen des Hochhauses aber geschah etwas Merkwürdiges mit ihm. Er wußte plötzlich, daß er Lee Akira vom Ansehen her kannte, wenngleich er ihn nicht hätte beschreiben können, und er glaubte ebenfalls zu wissen, daß er sich gut mit ihm verstehen würde. Was ihm diese ihn jäh überkommende Gewißheit gab, hätte er nicht zu sagen vermocht. Sein Erlebnis zählte zweifellos zu den vielen Rätseln, die Europäer nicht zu lösen vermögen, Asiaten hingegen mit übersinnlichen Wesen erklären, die sich ihrer Auffassung nach bei entsprechender Aufgeschlossenheit den Menschen nähern.
    Gordon Cooper war deshalb nicht sehr erstaunt, als er in den Arbeitsraum des Zinnminenbesitzers geführt wurde und sich dem jungen Japaner gegenüber sah, der im Restaurant des Flughafens von Kuala Lumpur in seiner Nähe gesessen hatte.
    Lee Akira reichte ihm die Hand und schaute ihn prüfend an. »Kennen wir uns nicht irgendwoher?«
    »Gewiß«, antwortete Cooper. »Aus dem Flughafenrestaurant. Es goß in Strömen, und die Maschine nach Hongkong hatte Startverzögerung.«
    Der gar nicht wie ein Unternehmer aussehende Adoptivsohn Lee Kon-kims schlug sich vor die Stirn. »Ja, richtig! Ein Sauwetter war an dem Tag. Ich mußte nach Singapore und von dort zurück nach Ipoh fliegen. Jetzt kann ich mich genau an Sie erinnern. Sie hatten mich irgendwie unter die Lupe genommen.«
    »Stimmt«, erwiderte Gordon Cooper in aller Offenheit. »Sie interessierten mich. Außerdem war Ihre Wildlederjacke große Klasse.«
    Lee Akira lachte hellauf und ließ zwei Reihen prächtiger Zähne sehen. »Und ich habe mich gefragt, ob Sie wohl Pilot sind.«
    »Wie kamen Sie

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