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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Holstein ein.
    »Ist es auch«, erwiderte Gordon Cooper mit bewunderungswürdiger Selbstverständlichkeit. »Mister Hamilton, den ich zufällig kennenlernte, informierte mich über die unschöne Vergangenheit einer Person, mit der wir in Verbindung stehen. Ich habe übrigens Mister Ah Boon keine Andeutungen darüber gemacht«, fügte er an Ivo Sorokin gewandt hinzu.
    Er ist unerhört geschickt, dachte der gebürtige Russe anerkennend. Ohne zu lügen hat er die Wahrheit in den Hintergrund geredet.
    »Und wie gefällt Ihnen Mister Hamilton?« fragte ihn Cooper.
    Ivo Sorokin stocherte in seinem Essen herum. »Er ist mir zu laut, zu direkt, zu offen. Nun ja, wenn man mit Waffen gehandelt und sein Schäfchen ins Trockene gebracht hat, ist es leicht, den edlen Herrn zu spielen und von Kriegsgerät nichts mehr wissen zu wollen.«
    Daher weht der Wind, dachte Cooper belustigt und entgegnete vorsichtig: »Ganz kann ich Ihnen nicht beipflichten. Mister Hamilton gab seine Tätigkeit aufgrund von Erlebnissen auf, die er im Zweiten Weltkrieg hatte. Er zog die Konsequenz und wurde Mitinhaber einer Zinnmine.«
    »In die er ohne sein im Waffenhandel erworbenes Vermögen niemals hätte einsteigen können«, erregte sich Ivo Sorokin. »Lassen Sie mich mit dem Unsinn doch in Ruhe. Sie setzen Margit nur neue Flausen in den Kopf. Jeden zweiten Tag versucht sie, mir einzureden, daß das menschliche Dasein seinen Anfang im Garten Eden genommen hat. Im umfriedeten Garten, so erklärt sie, könne der Mensch sich am ehesten zu einem kleinen Schöpfer entwickeln und sich die Erde Untertan machen, ohne natürliche Lebensverhältnisse zu zerstören. Das klingt ja wunderschön, ist aber unrealistisch, weil unsere Lebensverhältnisse insgesamt nicht mehr natürlich sind. Überall werden Völker vergewaltigt, und auf der ganzen Erde gibt es keine bedeutende politische, soziale oder kirchliche Institution, die ernstlich etwas dagegen unternimmt. Lippenbekenntnisse gibt man von sich, sonst nichts. Warum also, so frage ich mich, soll ich Gärtner werden und versuchen, die Natur geistig zu durchdringen, wenn das Ergebnis nur sein kann, daß dann ein anderer meinen Platz einnimmt und sich nichts, aber auch gar nichts auf diesem Planeten ändert. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, wir stehen noch genau dort, wo der Mensch vor Jahrtausenden gestanden hat.
    In der ältesten chinesischen kulturgeschichtlichen Überlieferung heißt es: ›Zur Urzeit kannten die Menschen noch keine sittliche Ordnung. Hungrig suchten sie nach Nahrung, gesättigt warfen sie die Reste fort.‹ Ist das nicht auch heute noch so? Wie kann man da von mir, der ich kein Mönch bin, erwarten, daß ich mich hinter Klostermauern zurückziehe?«
    »Bitte, rege dich nicht auf«, unterbrach ihn Margit Holstein besorgt.
    »Schon gut«, erwiderte Ivo Sorokin resigniert. »Es ist ja alles so einfach, wenn man auf seinen Beinen steht. So erstaunlich einfach!«
    Gordon Cooper sah, daß die eben vor Eifer noch brennend gewesenen Augen Ivo Sorokins plötzlich trübe wurden. »Sie haben recht, wenn Sie uns kritisieren«, stimmte er ihm schnell zu. »Dennoch wird sich Ihr Widerstandsgeist nur im Feuer der Meinungen erhärten. Unabhängig davon bin ich überzeugt, daß sich für Sie alles bessert, wenn Sie erst einmal aus dem Krankenhaus heraus sind und Ihnen ein Rollstuhl zur Verfügung steht, mit dem Sie von einem Raum in den anderen fahren können. Dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem ein grundlegender gesundheitlicher Wandel eintreten wird.«
    Ivo Sorokin sah ihn wie ein verwundetes Tier an. »Ist das Ihre Überzeugung, oder wollen Sie mich nur trösten?«
    »Es ist meine feste Überzeugung«, antwortete Cooper mit Nachdruck. »Ich werde deshalb auch alles daransetzen, schnellstens ein für Sie geeignetes Haus aufzutreiben.«
    »Tun Sie das!« bat ihn Sorokin mit wieder lebhaft werdender Stimme. »Ich will hier heraus und…« Er unterbrach sich und blickte nachdenklich vor sich hin. »Wie ist das eigentlich bei Privatflugzeugen? Sind die groß genug, um mit einem Rollstuhl in sie hineinfahren zu können?«
    »Das ist bei jedem Typ verschieden«, antwortete Cooper wie elektrisiert. »Bei einer zweimotorigen Düsenmaschine, und eine andere käme für Sie wegen der zu überbrückenden weiten Entfernungen nicht in Frage, läßt sich ein Rollstuhl ohne weiteres in die Kabine schieben.«
    »Und wie schnell sind solche Apparate?«
    »Etwa achthundert Stundenkilometer. Man würde also

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