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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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goldene Schätze zu bieten hat.
    Ivo Sorokin spürte, was in Margit Holstein vor sich ging, und unwillkürlich lehnte er sich gegen Cooper auf, bis er sich an einen Spruch erinnerte, den der Hauspope seiner Eltern ihn gelehrt hatte: Die Ereignisse sind bei Gott; nur ihre Betrachtung geziemt dem Menschen.
    Indessen schloß Gordon Cooper die Augen und erweckte den Anschein, als genieße er die Wärme der Sonne. In Wirklichkeit aber fragte er sich unentwegt: Was mag DST bedeuten? Auch brannte er darauf, zu erfahren, welchem Passagier er die Nummer 67 zugeteilt hatte. Er hielt es schließlich nicht mehr aus und behauptete, einen solchen Durst zu haben, daß er die Bar aufsuchen müsse.
    Margit Holstein sah ihn bittend an. »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten? Ich weiß nicht, woher es kommt«, fügte sie hastig hinzu, »aber ich habe ebenfalls einen furchtbaren Durst. Ob das die Meeresluft macht?«
    »Das ist gut möglich«, erwiderte Cooper und erhob sich. »Was immer aber auch der Grund sein mag, ich freue mich auf Ihre Gesellschaft.«
    Sie griff nach einer über der Armlehne ihres Liegestuhles hängenden Leinentasche. »Ich komme nach«, sagte sie dabei und begann ihr Buch, ihre Sonnenbrille und was sie sonst noch mit sich führte, einzupacken.
    »Well«, erwiderte Cooper. »Wir sehen uns dann in der Bar.«
    Ihr Taktgefühl verbietet es ihr, gemeinsam mit Cooper zu den Kabinen hinunter zu gehen, dachte Ivo Sorokin beeindruckt. Warum ist mir eine solche Frau nicht früher begegnet?
    Seine Gedanken nahmen andere Wege als die Gordon Coopers, der nicht schnell genug in seine Kabine kommen und das Sicherheitsfach seines Schreibtisches aufschließen konnte. Wer war die Nummer 67? Da er die Namen der Gäste willkürlich und nicht der Reihe nach numeriert hatte, dauerte es eine Weile, bis er den Passagier gefunden hatte, auf den man ihn aufmerksam machte. Er hieß Charles Lefevre.
    Cooper reagierte auf den französischen Namen wie ein Automat, in den eine Münze eingeworfen wird. Augenblicklich wußte er, daß DST die Abkürzung für Direction de la Surveillance du Territoire war.
    Charles Lefevre gehörte zur französischen Spionageabwehr? Cooper zweifelte keinen Augenblick an der Richtigkeit der Mitteilung, er fragte sich aber vergeblich: Warum informiert man mich über Lefevres Anwesenheit? Hält man es für möglich, daß er mit Sorokin unter einer Decke steckt? Unternimmt der gerissene Waffenhändler die Seereise womöglich nur, um sich unbeobachtet mit einem Beamten der französischen Spionageabwehr treffen zu können?
    Cooper erinnerte sich plötzlich daran, daß ›seine Schwester‹ am Telefon auf seine Bemerkung, das DST würde ihr bestimmt helfen, geantwortet hatte: »Da bin ich noch nicht so sicher.« Sollte das eine Warnung sein?
    Während Cooper sich umzog, überlegte er fieberhaft, was man von ihm erwartete. Machte man ihn auf Lefevre aufmerksam, damit er feststellte, ob zwischen Sorokin und ihm ein irgendwie gearteter Kontakt bestehe? Nun, er hatte den gebürtigen Russen in den vergangenen Tagen mit niemandem sprechen sehen; Margit Holstein und sich selbst ausgenommen. Es bestand natürlich die Möglichkeit, daß Sorokin und Lefevre sich des Nachts heimlich in ihren Kabinen getroffen hatten. Aber das war höchst unwahrscheinlich.
    Je mehr Cooper über die Sache nachdachte, um so weniger begriff er den Anruf. Man mußte in London doch wissen, daß er mit dem gegebenen Hinweis allein nicht viel anfangen konnte. Wie die Dinge lagen, vermochte er nichts anderes zu tun, als festzustellen, wer unter den Passagieren Monsieur Lefevre war, welche Kabine er bewohnte und ob er künftighin mit Sorokin in Verbindung trat. Um mögliche nächtliche Rendezvous zu ermitteln, brauchte er an Lefevres Kabinentür nur einen kleinen Faden zu kleben, sobald sich der Franzose des Abends zurückgezogen hatte. War der Faden am nächsten Morgen nicht gerissen, dann stand einwandfrei fest, daß die Kabine weder verlassen noch aufgesucht worden war. Im übrigen mußte er abwarten, was man ihm nach Genua schrieb.
    Cooper schob alle Grübeleien zur Seite, schlüpfte in seine Klubjacke und suchte die Bar auf, in der Patrice MacDonald auf ihrem angestammten Platz saß und sich mit dem schmächtigen Chinesen unterhielt, der kaum über den Bartisch hinwegschauen konnte. Er trug wie immer ein blütenweißes Hemd und hatte, außer zu den Mahlzeiten, an Bord noch nie ein Jackett angehabt.
    »How are you, Mister Lim?« erkundigte sich Gordon

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