Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
Vom Netzwerk:
unangenehm. Es regnete in Strömen, und ein heulender Sturm fegte den Gischt der hochgehenden Wogen über das ganze Schiff hinweg. Erst als am Morgen des dritten Tages das an der Südküste von Portugal gelegene Cap St. Vicente umfahren war und Kurs auf Gibraltar genommen wurde, nahm der Seegang ab, und aufbrechende Wolken kündeten den Eintritt in eine bessere Wetterzone an. Tatsächlich veränderte sich der Himmel bald darauf, als führe ein Zauberstab über ihn hinweg. Binnen einer halben Stunde breitete sich ein leuchtendblaues, nur noch mäßig bewegtes Meer aus, in das die Sonne feurige Lanzen zu schleudern schien.
    Endlich, dachte Gordon Cooper erleichtert, da er Margit Holstein in der ganzen Zeit nicht gesehen hatte und auch mit Ivo Sorokin um keinen Schritt weitergekommen war. Der Hongkonger Waffenhändler erschien nur zu den Mahlzeiten, bei denen kaum gesprochen wurde.
    Im Gegensatz zu ihm war Patrice MacDonald überaus redselig. Cooper ging ihr jedoch möglichst aus dem Wege, weil ihn die Tatsache, daß Sorokin noch kein Wort mit ihr gewechselt hatte, unsicher machte. Irgend etwas stimmte da nicht.
    Auf dem Lidodeck wurden bequeme, mit wattierten Überzügen ausgestattete Liegestühle aufgestellt, und Gordon Cooper hatte sich gerade in einen von ihnen gelegt, als er Margit Holstein kommen sah. Sie trug ein hübsches kurzes Kleid mit einem Collegekragen, der ihr apartes Aussehen noch unterstrich.
    Mit wenigen Schritten war er bei ihr. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Margit.«
    Sie verzog ihr Gesicht. »Mir ging es gar nicht gut. Aber jetzt…« Sie unterbrach sich und blinzelte in die Sonne. »Ich fühle mich schon bedeutend wohler.«
    Cooper wies auf die Liegestühle. »Belegen Sie den Platz neben mir. Die Stühle werden heute verteilt und mit Namen versehen.«
    Margit Holstein ließ sich in den neben Coopers Platz stehenden Liegestuhl fallen. »Ach, ist das schon«, seufzte sie zufrieden. »Das sind ja die reinsten Liegemaschinen.«
    Cooper folgte ihrem Beispiel, erhob sich aber gleich darauf wieder und schimpfte mit sich selbst: »Jetzt habe ich doch meine Sonnenbrille vergessen. Entschuldigen Sie mich einen Moment, ich hole sie mir schnell.«
    Sie schloß die Augen und genoß die Strahlen der Sonne, bis sie plötzlich einen Schatten auf ihrem Gesicht verspürte und eine sonore Stimme fragen hörte: »Verzeihung, Madam, ist einer dieser Stühle frei?«
    Margit Holstein öffnete die Augen. Vor ihr stand ein braungebrannter Herr, der einen sportlichen Rollkragenpullover trug. »Ich glaube schon«, antwortete sie unsicher. »Dieser ist allerdings belegt«, fügte sie schnell hinzu und wies auf Coopers Platz.
    »Der andere ist noch frei«, mischte sich ein im nächsten Stuhl liegender älterer Herr in das Gespräch.
    Der so Angesprochene blickte fragend zu Margit Holstein hinüber. »Ist es Ihnen recht?«
    »Aber selbstverständlich!«
    »Sorokin!« stellte er sich vor und nahm Platz, nachdem auch Margit Holstein und der ältere Herr ihre Namen genannt hatten.
    Gordon Cooper glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er zurückkehrte und den Hongkonger Waffenhändler im Liegestuhl neben Margit Holsteins Platz entdeckte. »Das ist aber nett, daß Sie uns Gesellschaft leisten«, sagte er in seiner Verwirrung.
    Sorokin begriff die Bemerkung nicht. Uns, fragte er sich verwundert. Wie ist das zu verstehen? Er ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern stellte die Rückenlehne seines Stuhles höher.
    Cooper war über die Nähe des gebürtigen Russen alles andere als erfreut. Er konnte sich Margit Holstein gegenüber nun nicht so geben, wie er es sich wünschte. Ihm war zumute, als habe ihm jemand die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    In anderer Hinsicht aber sollte sich ein Tor vor ihm öffnen. Genaugenommen stieß er selbst es auf, und zwar mit seinem in der Verwirrung gesprochenen dummen Satz. Denn der hellhörige und mißtrauische Sorokin kam nicht über das ›uns‹ hinweg, weil er wußte, daß Cooper in Rotterdam an Bord gegangen war, also gerade einen Tag vor ihm. Und die Tatsache, daß Margit Holstein und Cooper nicht an einem Tisch saßen, ließ den Rückschluß zu, daß die beiden sich in Rotterdam noch nicht gekannt hatten. Woher also kam das ›uns‹? Im Bestreben, der Sache auf den Grund zu gehen, leitete er beim Lunch ein Gespräch ein, das nicht ohne Folgen bleiben sollte.
    »Ein reizendes Mädchen, dieses Fräulein Holstein«, begann er die Unterhaltung.
    »Ja, das ist sie«, antwortete Cooper, der

Weitere Kostenlose Bücher