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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Verlauf der Fahrt in allen Details. »Erst beim Eintritt in den Timsah-See, also kurz hinter Ismailia, wurde die Luft wieder klar«, beendete sie ihre Erzählung und fügte lachend hinzu: »Dadurch habe ich übrigens den zwischen einer ›Mig 10‹ und ›Mig 21‹ bestehenden Unterschied kennengelernt.«
    Ivo Sorokin glaubte nicht richtig zu hören.
    Cooper sah den erstaunten Gesichtsausdruck des Waffenhändlers und beeilte sich, Margit Holsteins Bemerkung zu erklären. »Wir konnten während der Fahrt durch den Timsah-See eine Anzahl Düsenjäger beobachten, die auf einem unmittelbar am See gelegenen Flugplatz starteten und landeten. Es waren ausschließlich russische Maschinen. Unter ihnen gab es allerdings nur eine ›Mig 21‹.«
    Wenn Cooper glaubte, mit seiner Erklärung Margit Holsteins Bemerkung verständlicher gemacht zu haben, so täuschte er sich. Das Gegenteil war der Fall. »Woher kennen Sie die Typen so genau?« erkundigte sich Sorokin interessiert.
    »Ich habe fünf Jahre bei der Royal Air Force gedient und besitze die Lizenz zur Führung von Düsenmaschinen«, antwortete Cooper mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
    »Die Narbe auf seiner Wange ist ein ›Geschenk‹ aus jener Zeit«, ergänzte Margit Holstein und ergriff ihre Handtasche. »Bitte, nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich mich jetzt verabschiede. Es ist gleich Mitternacht.«
    Beide Herren erhoben sich und wünschten ihr eine gute Nacht, und als sie gegangen war, nahm Sorokin das Gespräch wieder auf, indem er beiläufig fragte: »Sind Sie damals verunglückt?«
    »Das wäre zuviel gesagt«, antwortete Cooper bescheiden. »Ich flog den Starfighter und hatte eines Tages in tausend Meter Höhe einen Flammenabriß, der immer mal vorkommen kann. Ich zündete sofort neu, aber es geschah nichts. Der Treibstrahl setzte nicht wieder ein. Da konnte ich nichts anderes tun, als mich hinauszukatapultieren, denn im Gegensatz zu anderen Flugzeugen, die bei einem Motorenausfall in den Gleitflug übergehen können, plumpst der Starfighter einfach in die Tiefe.«
    »Ich weiß«, erwiderte Sorokin. »Und wie kam es zu Ihrer Gesichtsverletzung?«
    »Ich landete mit dem Fallschirm in einem Steinbruch. Es war zu blöd.«
    »Sind Sie seitdem nicht mehr geflogen?«
    »Doch, doch, natürlich! Vor wenigen Wochen habe ich noch die alljährlich erforderlichen Pflichtflüge durchgeführt. Meinen Flugschein lasse ich so schnell nicht verfallen.«
    Er wird immer interessanter für mich, dachte Ivo Sorokin. Dann aber glaubte er plötzlich, daß Coopers Angaben über seinen bisherigen Lebenslauf nicht mit seinem Alter übereinstimmen könnten. »Wie alt sind Sie eigentlich?« fragte er ihn unverblümt.
    »Fünfunddreißig«, antwortete Gordon Cooper, der augenblicklich vermutete, daß Sorokin die Jahre zusammenrechnete, die seine Tätigkeit bei der Air Force und als Vermögensverwalter ausmachen mußten. »Ich bin Jahrgang zweiunddreißig.«
    Er ist nur sieben Jahre jünger als ich, rechnete Sorokin sich aus. Ich hätte ihn für höchstens dreißig gehalten. Unter diesen Umständen dürften seine Angaben stimmen. Einer jähen Regung folgend hob er sein Glas und prostete Cooper zu. »Auf Ihren glücklich verlaufenen Unfall!«
    Sie hatten die Gläser kaum geleert, da meldete der Barkeeper das Zustandekommen des Gespräches nach Hongkong. Er bat Sorokin, ihm über eine im Schiffsinneren gelegene Personaltreppe zu folgen, und während er den Waffenhändler so auf schnellstem Wege zur Nachrichtenzentrale führte, eilte Cooper außen herum über das Lidodeck zum Fenster der Funkkabine, das der Hitze wegen geöffnet und nur von einer Blendjalousie verdeckt war. Neben diesem Fenster blieb er stehen, um zu lauschen. Er wurde jedoch bitter enttäuscht. Ivo Sorokin redete in einer Sprache, die Cooper nicht beherrschte. Allem Anschein nach war es Chinesisch, denn seine Worte klangen abgehackt und waren ausnahmslos einsilbig. Hin und wieder nannte er allerdings Zahlen in der englischen Sprache.
    Da es unter den gegebenen Umständen sinnlos war, sich das Gespräch länger anzuhören, suchte Cooper die Bar auf, um Sorokins Rückkehr bei einem Glas Pils abzuwarten. Der gebürtige Russe blieb jedoch länger aus, als vorauszusehen war, und Cooper bestellte sich gerade ein zweites Glas, als Sorokin sichtbar erschöpft zurückkehrte. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen.
    »Vernünftig, daß Sie hier Platz genommen haben«, sagte er und fuhr sich mit einem Tuch über das Gesicht.

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