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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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stieg ihr in den Kopf.
    »I beg your pardon!« entschuldigte er sich hastig. »Das ist mir so herausgeflogen.«
    Sie legte ihre Hand auf die seine. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es war nur…« Sie unterbrach sich und sagte leise: »Ich erzähle es Ihnen später.«
    Cooper begriff, daß Su-su in Gegenwart des Chauffeurs nicht sprechen wollte, und so unterhielt er sich mit ihr über alltägliche Dinge, bis die Repulse Bay erreicht wurde, wo er den Fahrer anwies, vor dem Repulse Bay Hotel zu halten. Sie erhob sogleich Einspruch, doch ihren Einwand, für das luxuriöse Hotel nicht gut genug gekleidet zu sein, wischte er mit dem Hinweis fort, daß sie von allen Damen des Hotels wegen ihrer Schönheit, ihrer phantastischen Figur und sportlichen Aufmachung beneidet und von ihm voller Stolz geführt werden würde.
    Su-su war überglücklich. So viel Gesicht hatte ihr noch niemand gegeben. Sie begriff nicht, daß sie Cooper erst am Tage zuvor kennengelernt hatte. Er war ihr vertraut, als stünde sie schon lange an seiner Seite, und er nahm ihr die Angst, die seit Wochen wie ein Gespenst hinter ihr herlief. Am liebsten hätte sie sich ihm auf der Stelle anvertraut, aber das konnte sie schlecht tun.
    Gordon Cooper spürte, daß Su-su etwas bedrückte, und da er glaubte, die Ursache zu kennen, fragte er sie, als sie auf der überdachten Terrasse des Hotelrestaurants Platz genommen hatten: »Haben Sie Ihren Freund inzwischen gesprochen?«
    Er sticht genau in meine Wunde, dachte sie betroffen und antwortete kaum hörbar: »Nein.«
    Cooper betrachtete sie prüfend. »Ist etwas passiert? Ich meine, ist er mit dem Wagen verunglückt?«
    Sie schüttelte den Kopf und blickte auf die Orchidee, die sie vor sich hingelegt hatte. »Es ist etwas anderes. Vielleicht werde ich es Ihnen einmal erzählen, nur jetzt…« Sie unterbrach sich und lächelte ihn an. »Ich bin froh, daß ich bei Ihnen sitze.«
    Sie lächelt, der Ausdruck ihrer Augen aber ist traurig, dachte Cooper und wandte sich an einen Kellner, der in der Nähe stand. »Bitte, bringen Sie uns die Speisekarte.«
    Su-su war ihm dankbar für die Art, mit der er das Thema wechselte. »Darf ich mir etwas wünschen?« fragte sie ihn.
    »Aber natürlich!« antwortete er erfreut.
    »Ich habe noch nie einen Cognac getrunken. Glauben Sie, daß er mir bekommen würde?«
    »Aber gewiß! Sie müssen ihn nur schön langsam trinken.«
    Wie vorauszusehen war, belebte das Getränk Su-su so sehr, daß sie ihre Sorgen vergaß, und als sie nach dem Essen mit Cooper zu dem in der Nähe gelegenen Hochhaus hinüber ging, in dem sie ein Apartment gemietet hatte, da hakte sie sich mit einem Mal bei ihm ein und sagte: »Ich hätte nicht gedacht, daß ›rote Teufel‹ so nett sein können.«
    »Mich nennen Sie einen ›roten Teufel‹?« begehrte er auf.
    Sie nickte heftig. »Barbaren nennen wir ›rote Teufel‹.«
    »Barbaren…? Das wird ja immer schlimmer!«
    »Nicht doch!« widersprach sie mit Schalk in den Augen. »Nach chinesischer Auffassung sind alle Nichtchinesen Barbaren und alle Chinesen große Ästheten. Und dabei wollen wir es belassen. Die göttliche Ordnung darf nicht gestört werden.«
    Cooper drohte mit dem Finger. »Wenn Sie nicht so zart wären, würde ich Sie jetzt übers Knie legen und…«
    »Und…?« fragte sie erwartungsvoll, da er schwieg.
    »Ihnen eine Tracht Prügel geben!«
    Su-su tat einen Hüpfer und rannte davon.
    »Was ist denn los?« rief er und eilte hinter ihr her.
    Sie wandte sich im Laufen um. »Das erkläre ich Ihnen ein anderes Mal. Für heute sage ich auf Wiedersehen! Gute Nacht!«
    Zunächst glaubte Cooper an einen Scherz, dann aber begriff er, warum Su-su ihn so unvermittelt verlassen hatte. Auf geschickte Weise war sie dem Abschiedskuß ausgewichen, auf den er sich Hoffnung gemacht hatte.
     
     
    Gordon Cooper war in bester Stimmung, als er in Ivo Sorokins Bungalow zurückkehrte, wo sich der Boy Tim sofort bei ihm meldete und sich erkundigte, ob er noch irgendwelche Wünsche erfüllen könne.
    »Kannst du«, antwortete ihm Cooper. »Wollen Bier – können. Gantsiu!«
    Einen Augenblick lang war der Boy wie erstarrt, dann aber lachte er schrill wie ein Mädchen. »Mister gut! Mister sehr mächtig gut. Bier können – sofort. Macht nichts!« Damit lief er davon und brachte zwei Flaschen, die er Cooper strahlend hinhielt. »Wollen ›San Miguel‹? Wollen ›Tiger‹?«
    »Beide können«, antwortete Cooper. »Ich werde probieren, welches Bier mir

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