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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Silbrige gewundene Straßen waren zu einem
glitzernden Gewirr zusammengesackt. Kuppeln waren bis auf ihre
Ränder eingeschmolzen.
    Vette folgte dem Roboter die steilen Klippen hinab.
    Die Dunkelheit überfiel sie, ehe sie den Grund des Talkessels
erreicht hatten, und Vette verbrachte die Nacht unruhig schlafend auf
einem schmalen Vorsprung, bewacht von dem Roboter. Am nächsten
Tag stand die Sonne senkrecht, als sie den Boden des Talkessels
erreichten.
    Sie arbeiteten sich mühsam über eine phantastische
Landschaft aus zusammengestürzten Lavaröhren, Strünken
und Knollen auf die zerbrochenen Türme zu. Vette gestattete dem
Roboter, sie durch die gesprengten Ruinen zu führen, wobei sich
der Glanz seines Bildschirms, der Gesichtsplatte, und der Lichtstrahl
am Helm ihres Anzugs vermischten und trennten. Ein Turm hatte noch
immer atmosphärischen Druck, und sobald sie einmal drinnen war,
setzte Vette ihren Helm ab, dankbar zu spüren, wie hie und da
freie Luft ihr Gesicht berührte.
    Der Roboter stakste schweigend und sicher die gewundenen Korridore
entlang und rutschte eine Wendeltreppe hinab, die schließlich
in einen Raum weit unterhalb der Oberfläche des Talkessels
einmündete. Im Raum war es heiß, er wurde von den vielen
Farben der Blumen erhellt.
    Drei Leichen lagen in dem kaleidoskopischen Licht. Eine
mußte schon seit Jahren hier liegen, verheddert in Drähte,
wo er von einem Sofa gerutscht war. Der zweite Leichnam war der einer
schlanken muskulösen Frau mit dunkler Haut und einer
Augenklappe. Blut war ihr aus Nase, Ohren und einem Auge getreten und
festgetrocknet.
    Der dritte war Wei Lee. Ihm war die Kehle von Ohr zu Ohr
durchschnitten worden. Er lag in einem Meer getrockneten Bluts.
    Vette schrie auf, aber der Roboter faßte sie an der
Schulter, drehte sie um und zeigte ihr die beiden Kinder, die
eingerollt in einer Ecke lagen, den Daumen im Mund, und sanft in
tiefem Schlaf atmeten. Eines war ein Junge, nicht mehr als sechs oder
sieben, den Kopf geschoren wie ein Freier Yankee. Das andere war die
Laborratte. Als der Roboter sie mit den zierlichen Metallfingern
einer Vordergliedmaße berührte, rührte sie sich und
erwachte, blinzelte angesichts des freundlichen schwebenden Abbilds
und fragte: »Wei Lee?«
    Neben ihr öffnete der Junge die Augen, aber sein Blick war so
unschuldig wie der eines neugeborenen Babys.

 
     

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    Sie kehrten zu der verlassenen Stadt am Rand des Waldgürtels
zurück, der die Hänge des Tigerbergs umgab. Das Tor zum
Letzten Haus war aufgebrochen worden. Es gab kein Anzeichen von Yang
Bo oder den Robotern, die er befehligt hatte, oder von den Wilden,
außer den Überresten ihrer Toten. Knochen waren über
dem Hang unterhalb der Mauern des Letzten Hauses verstreut; es war
klar, daß Yang Bo, obgleich er die meisten der Wilden
getötet hatte, in der Schlacht unterlegen war. Aber obgleich die
überlebenden Wilden Stoffe zerrissen und Möbel
umgestürzt, auf die Fußböden gepißt und
geschissen und die Türen offenstehen hatten lassen, so daß
der Regen hereingeweht worden war, war das Letzte Haus
größtenteils intakt.
    Vette, Chen Yao und der Junge machten es zu ihrem Heim. Vette und
Chen Yao improvisierten regendichte Kleidungsstücke aus
Plastikfolie und wühlten auf den Feldern, wo Feldfrüchte
aus lange schlummernden Samen zu einem wilden Durcheinander aus
Tomaten, Mais, Pfeffer und Zuckerrohr sprossen. Sie legten Fallen
aus, beschmierten Stöcke mit Vogelleim und legten diese um
Köder aus Fettstücken. Sie sammelten die Knochen der wilden
Kinder ein und verbrannten sie auf einem Scheiterhaufen aus
wohlriechendem Wacholderholz. Ein Jahr verstrich.
    Der Junge schlafwandelte hindurch, sprach niemals und zeigte
keinerlei Anzeichen davon, daß er verstand, wenn man mit ihm
sprach. Die meiste Zeit über schlief er am Herd des Hauses, aber
manchmal kehrten Vette und Chen Yao zurück und fanden ihn an den
reparierten Toren, wie er sich an einen der Pfosten klammerte und den
langen Berghang zu der Wolkenmütze hinaufstarrte, die seinen
Gipfel verbarg.
    Er war mit einer Kopie von Wei Lees Erinnerungen infiziert, sagte
Chen Yao, jedoch nicht mit seinem Wesen. Vielleicht plante Wei Lee,
aus dem Informationsraum zurückzukehren, wenn seine Aufgabe, die
Lebenden und die Toten zu erleuchten, erledigt war, aber sie glaubte
es nicht.
    Einmal im Monat benutzte sie eines der Sofas, um in den
Informationsraum zu tauchen. Sie versuchte, Vette die
Veränderung zu

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