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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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oben konnte man sie sehen: Trauben von Menschen, welche die südlichen Ausfallstraßen nach Wiltz verstopften.
    »Kannst du mir jetzt vielleicht deinen Plan erläutern?«

    »Trebarca Silva ist Mitglied des Organisationskomitees, das diese ganze Prozession veranstaltet. Der Marsch hinauf zur Fatima op Baessent findet meines Wissens erst am Nachmittag statt. Vorher versuchen wir, ihn zu finden, er ist bestimmt schon da.«
    »Und dann?«
    »Dann rede ich mit ihm.«
    »Und ich?«
    »Du passt auf mich auf und wenn es irgendwie eng wird, rufst du diese Nummer an.« Er gab ihr einen Zettel. »Didier Manderscheid, ich kenne ihn von der Sache mit dem toten Gastrokritiker und habe gestern Abend mit ihm telefoniert. Aber vermutlich wird das nicht nötig sein.«
    »Warum?«
    »Weil ich den Houereniesel am Arsch habe.«

[Menü]
34
    Der Flugplatz von Noertrange bestand aus einer nachlässig gemähten Wiese und einem rissigen Teerstreifen. Nach mehreren kleinen Hüpfern gelang es ihrem Piloten, die Maschine zum Stehen zu bringen. Sie stiegen in ein Taxi, das Kieffer vorbestellt hatte, und fuhren Richtung Wiltz. Der Koch erläuterte dem Fahrer seinen Wunsch, möglichst nah an das Fatima-Denkmal heranzukommen. Der quittierte das Anliegen mit einem Lachen. »Ich fahre Sie so nah ran, wie es geht, Monsieur. Aber Sie werden schon ein Stück laufen müssen.« Neben der Landstraße erblickten sie während ihrer Fahrt immer wieder Vortruppen des Prozessionszuges. Auf Wiesen am Wegesrand hatten Camper Zelte aufgeschlagen, dazwischen parkten Autos. Jugendliche saßen um Lagerfeuer herum und tranken Kaffee oder ein erstes Frühstücksbier. »Eure Prozession kommt aber nicht sehr fromm daher. Sieht eher wie eine gigantische Open-Air-Party aus«, bemerkte Valérie.
    »Ist sie auch. Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich mit dem Protestantismus nie warm geworden bin. Diese ganze verkniffene Freudlosigkeit, diese Vorstellung, Religion sei eine todernste Angelegenheit. Man kann nämlich feiern, fressen und dabei fromm sein. Das haben nur die Katholiken verstanden, sonst keiner.«
    Der Verkehr wurde dichter und sie kamen nur noch langsam voran. Irgendwann stellte der Taxifahrer den Motor ab und zeigte auf eine Straßensperre vor ihnen. Von der Stadt war bisher nichts zu sehen, vor ihnen lagen von Feldern bedeckte sanfte Hügel und ein kleiner Wald. »Sehen Sie diesen Weg, der den Hang hinaufführt?«, fragte der Fahrer. »Und die Gabelung am Kamm?« Kieffer nickte.
    »Sie müssen dort links, und anschließend etwa einen Kilometer weiter. Dann sehen Sie das Denkmal bereits. Sie können es kaum verfehlen, schon gar nicht heute.«
    Sie stiegen aus und machten sich auf den Weg. Es war nun etwa elf Uhr und die wattegrauen Wolken über ihnen deuteten darauf hin, dass die Prozession am Nachmittag eine nasse Angelegenheit werden würde. Kieffer war bereits einmal hier gewesen, aber noch nie an Himmelfahrt. Normalerweise war der Nordwesten Luxemburgs eine Gegend, in der ein totes Schaf einen größeren Menschenauflauf auslösen konnte. Doch an diesem Donnerstag war das anders. Immer wieder begegneten sie meist portugiesischstämmigen Menschen, auch einige dunkelhäutige Kapverder sahen sie. Und alle strebten gen Wiltz, der Fatima op Baessent entgegen. Sie überholten die meisten, denn während Valérie und Kieffer zügig marschierten, trödelten die Pilger und hielten häufig an. Die jüngeren alberten herum oder saßen in aufgemotzten Kleinwagen am Straßenrand und hörten Musik. Die älteren standen am Wegesrand, Hymnen singend, Votivkerzen und Marienbildnisse umklammernd.

    Dann tauchte das Fatima-Denkmal vor ihnen auf. Valérie blieb kurz stehen. »Ich hatte etwas Imposanteres erwartet«, murmelte sie. Kieffer verstand, was sie meinte. Auf einem Hügel vor ihnen, umringt von einigen struppigen Nadelbäumen, erhob sich ein steinerner Halbkreis aus gemauerten Säulen, auf die man ein kleines Ziegeldach gesetzt hatte. In der Mitte befand sich eine aus demselben Stein gemauerte, etwa zehn Meter hohe Stele, auch sie von einem Giebel gekrönt. In die Stele waren zwei schlichte Sandsteinblöcke eingelassen. Der untere zeigte ein Relief Fatimas, der obere einen betenden Jesus. Das Ganze war von beinahe protestantischer Schlichtheit – ein etwas ketzerischer Gedanke, aber Kieffer musste an die prächtige Maria von Favignana denken, mit ihren Saphirringen und ihrem Goldbesatz. Möglicherweise hatten die Leute, die das Fatima-Denkmal in Erinnerung an

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