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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Namen kenne ich doch. Ist das nicht Allégrets Herausforderer bei den nächsten Bürgermeisterwahlen?«
    »Jetzt vermutlich nicht mehr. Er hat offenbar erkleckliche Summen am Fiskus vorbeibugsiert, in die Schweiz. Er steht auf so einer Liste, welche die französischen Steuerfahnder von irgendeinem abtrünnigen Züricher Bankier gekauft haben. Auch andere prominente Politiker stehen drauf. François’ Sushidinner im Orsay erscheintim Vergleich dazu plötzlich sehr harmlos. Es ist natürlich ein Riesenglück für ihn, dass diese Vernier-Sache gerade jetzt ruchbar wird.«
    »Ja, ein Glückspilz, der Herr Bürgermeister.«
    Sie lagen ein wenig still in der Sonne. Plötzlich sagte sie: »Jetzt muss ich wieder raus.«
    Er ergriff ihre Hand. Sie war warm und sandverkrustet. »Du warst doch heute mindestens schon drei Stunden draußen. Nicht, dass du mir heute Abend beim Essen erschöpft vom Stuhl kippst.«
    »Keine Sorge. Aber es kommt gerade Wind auf.« Sie zeigte hinaus aufs Meer. »Hast du diese Welle da gerade gesehen? Es wäre eine Schande, so etwas nicht zu surfen.«
    Kieffer konnte zwischen den verschiedenen Wellenkämmen keinerlei Unterschiede ausmachen, ließ sie aber ziehen. Nachdem er beobachtet hatte, wie sie ihr Brett ins Wasser schob, stand er auf und holte sich am Strandkiosk noch ein Bier sowie eine französische Zeitung. Eingehend studierte er den Sport und blätterte dann durch den Politikteil. Den Artikel über die Vernier-Affäre ersparte er sich, ein kleines Foto Allégrets zog jedoch Kieffers Aufmerksamkeit auf sich. Es war eines in einer Reihe von insgesamt sechs Bildchen. »Aussichtsreiche Kandidaten für die nächste Präsidentschaftswahl«, stand darüber. »Du bass en raffinéierte Hond«, entfuhr es Kieffer. Er blätterte weiter und blieb im Vermischten an einem weiteren Foto hängen. Es zeigte einen dicken, glatzköpfigen Mann, der neben einem sehr großen Fisch posierte. Es handelte sich um einen Thun, an einem Stahlseil baumelte das Tier von einem Kranarm. Darunter stand folgende Meldung:

    Rekordfang: Tourist angelt Monsterthun
    Villefranche-sur-Mer – Vor der Côte d’Azur ist einem Hobbyfischer ein wahrer Rekordfang geglückt. Bei einer Angeltour fing der russische Geschäftsmann Oleg Semjonow den wohl größten Thunfisch, der je in französischen Gewässern gesichtet wurde. Der Rote Thun, den Semjonow und mehrere Helfer in einem über vierstündigen Kampf bezwangen, wog nach Angaben des Touranbieters Blue Water Fishing fast 700 Kilogramm. »Es ist ein Wunder«, sagte Bootskapitän Remy Fourchaud dieser Zeitung. »Solch große Brocken gibt es überhaupt nicht mehr im Mittelmeer. Keine Ahnung, wo der hergekommen sein könnte.«
    Derzeit wird noch geprüft, ob der Fang einen neuen Weltrekord darstellt. Der größte bisher von einem Angler gefangene Bluefin-Thun wurde laut der International Game Fish Association vor Neuschottland aus dem Meer gezogen und wog 679 Kilogramm. Das tiefrote Fleisch des Blauflossenthuns (thunnus thynnus) gilt als Delikatesse und wird vor allem für Sushi verwendet. Die Bestände gelten weltweit als überfischt.
    Der frischgebackene Rekordangler Oleg Semjonow, ein derzeit in Nizza urlaubender russischer Multimillionär aus der Rüstungsbranche, hat bereits angekündigt, er wolle den Monsterthun mit nach Moskau nehmen, obwohl ihm japanische Händler bereits einenenorm hohen Preis für das Tier geboten hätten. »Zu Hause wird Herr Semjonow zu Ehren des Fisches die größte Sushiparty organisieren, die Moskau je gesehen hat«, erklärte sein Sprecher.

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Nachwort
    Thunnus thynnus, der Rote Thun, ist vom Aussterben bedroht. Mehrere Firmen und Universitäten versuchen, ihn in Gefangenschaft zu züchten, bisher mit bescheidenem Erfolg. Dennoch erscheint es denkbar, dass dies irgendwann gelingt, sicherlich dank Hormonen, möglicherweise aber auch durch den Einsatz von Gentechnik. Diese steht in der Fischindustrie kurz vor dem Durchbruch: Die US – Lebensmittelbehörde FDA hat gerade eine Forelle zugelassen, die dank eingebauter Wachstumsgene doppelt so schnell heranwächst wie wilde Exemplare. Auch in der EU wurden bereits Patente für solche Expressfische erteilt.
    Dieses Buch enthält eine Vielzahl von Informationen über Thunfisch, seine Zucht, den traditionellen Fang sowie die japanische Sushiküche. Dafür habe ich verschiedene Quellen verwendet, vor allem zwei möchte ich jedoch ausdrücklich nennen, denn ich bin ihren Autoren zu großem Dank verpflichtet:

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