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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Händen beherzt nach dem rechten Arm des Kochs. »Monsieur Kieffer, ich freue mich, dass wir uns endlich kennenlernen. Valérie erzählt so viel von Ihnen. Ich will alles über Ihre Küche wissen, ich bin so schrecklich neugierig.« Während er redete, strahlte Allégret den Luxemburger mit weit aufgerissenen Augen an und umschloss dessen Hand und Unterarm noch fester.
    »Sie sind sehr freundlich, Herr Bürgermeister«, entgegnete er. »Aber mit Paris können wir in Luxemburg kulinarisch wohl kaum mithalten.«
    Allégret schüttelte tadelnd den Kopf, während er Kieffers Rechte weiter fest umklammert hielt. »Aber nein, aber nein! Für Sie bin ich François! Und Paris hat 111 Sterne, Luxemburg hat 14. Ist aber nicht einmal so groß wie der Marais! Pro Kopf gerechnet liegen Sie vorne!«
    Dann ließ er Kieffers Hand ohne ein weiteres Wort abrupt los und rotierte auf seinen Absätzen um 180 Grad. Den durch die Allée Centrale auf sie zuschlendernden Gästen zugewandt klatschte Allégret in die Hände. »Kinder, lasst doch jetzt bitte Cézanne und Degas, die sind immer hier. Aber unseren lieben Ryuunosuke Mifune, den haben wir nur heute Abend. Lasst uns nach oben gehen. Es ist ja auch später noch Zeit für eine Tour. Wir haben das Orsay die ganze Nacht für uns.«
    Mit dem Lift fuhren sie zusammen mit einigen weiteren Gästen als Erste ins Obergeschoss und durchquerten einen langen Gang, der, wenn Kieffer richtig aufgepasst hatte, in den Westflügel führte. Seine Freundin schien den Weg zu kennen, er und die anderen Gäste folgten ihr. »Was genau ist eigentlich der Anlass dieser Party?«, fragte er Valérie.
    »Mifune bekommt einen Orden. Er wird nächste Woche zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt.«
    Kieffer pfiff anerkennend durch die Zähne. »Das ist noch nicht vielen Köchen gelungen.«
    »Nein, außer Bocuse fällt mir keiner ein«, antwortete sie. »Aber Mifune ist schließlich auch nicht irgendjemand. Er ist einer der besten Sushiköche der Welt. Und er ist außerdem der Mann, der diese Küche in den Achtzigern überhaupt erst nach Europa gebracht hat. François ist ein großer Fan von ihm. Und da hat er die Gelegenheit genutzt, einen Event zu organisieren, auf dem Mifune für ihn kocht.«
    »Aber der Mann hat doch ein Restaurant in Paris. Da kann der Bürgermeister Mifunes Sushi so oft essen, wie er will.«
    Sie nickte. »Im ›Ue no Tai‹, das stimmt«, sagte Valérie. »Aber da bekommt François bestimmt kein Omakase wie dieses. Du weißt, was das ist?«
    Kieffer schnaufte ärgerlich. »Natürlich. Ich war vier Jahre Souschef im ›La Houle‹, falls dir das etwas sagt.«
    »Das vielleicht beste Fischrestaurant in Paris, allerdings vor gut 15 Jahren. Oder ist es noch länger her?«
    »Danke, dass du mich an mein fortgeschrittenes Alter erinnerst.« Omakase war der japanische Begriff für ein Menü, bei dem der Gast sich dem Koch völlig auslieferte. Wer sich in eine Sushibar setzte und »Omakase« rief, der überließ es dem Koch, was serviert wurde. Auch bei ihrem heutigen Dinner würde es keine Auswahl geben, keine Wahlmöglichkeiten bei den Gängen. Niemand hatte Mifune für die Speisenfolge irgendwelche Vorgaben gemacht – alle würden essen, was der Sushimeister ihnen vorsetzte.
    »Aber der Sinn des ganzen Manövers erschließt sich mir dennoch nicht«, sagte Kieffer.
    »Der Bürgermeister isst dauernd in Drei-Sterne-Tempeln wie dem ›Tour d’Or‹. Er ist es gewohnt, stets das Beste vom Besten vorgesetzt zu bekommen. Trotzdem oder gerade deswegen, das beichtet er mir regelmäßig,ist François schrecklich gelangweilt. Er sucht stets nach etwas Neuem, Ausgefallenerem. Darum hat er sich diese kleine Party ausgedacht.«
    Kieffer ahnte, was seine Freundin meinte. Valérie hatte ihm bereits erzählt, dass François Allégret sie regelmäßig um Restauranttipps anging und ein fanatischer Gourmet war. Aus eigener Erfahrung wusste er jedoch, dass einem das Schlemmen auf höchstem Niveau nach einiger Zeit sehr fad werden konnte. Bei Kieffer selbst war es so, dass ihm die komplexe, aufwendige französische Sterneküche nach einigen Jahren keinerlei Gaumenkitzel mehr beschert hatte. Das war einmal anders gewesen, aber inzwischen würde er eine Scheibe frisches Landbrot mit Käse oder eine luxemburgische Bouneschlupp mat Mettwurscht jederzeit kulinarischen Monstrositäten wie pigeon en feuilleté au chou nouveau et au foie gras vorziehen. François Allégret hingegen, der ganz augenscheinlich ein

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