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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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wenn möglich. Wenn Öbergs Leute sich das Auto vornahmen, bestand zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kam.
    Hannu Pykönen wohnte in der Nähe, am Ramnebacken, und in einer halben Stunde würden sie sich in Rannebergen treffen und das Auto in Augenschein nehmen. Es würde immer noch weiß und verrostet sein, aber nicht mehr ganz so unansehnlich mit all dem Licht, das darauf fallen würde.
    Bror kam mit zwei Plastikbechern voll Automatenkaffee zurück. Er zog eine Grimasse, der Kaffee war heiß und verbrühte ihm durch das Plastik die Finger. Er stellte die Becher auf dem Schreibtisch ab.
    »Was sagst du also?« Er setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. »Wie sollen wir Alan interpretieren?«
    »Interpretieren?«
    »Ja, interpretieren. Hier oben kann man mit den Leuten nicht Klartext reden. Na, das gilt wahrscheinlich für alle Banditen, das weißt du ja. Überall. Wie also interpretieren wir den Jungen?«
    »Die beste Interpretation ist wahrscheinlich die, dass er Angst hatte.«
    »Ich muss sagen, ich bin erstaunt. Das ist noch viel zu milde ausgedrückt. Ich bin verdammt erstaunt. Erst verschwindet er, dann taucht er unter gewisser Heimlichtuerei wieder auf und dann verschwindet er wieder.«
    »Gib mir nicht noch einmal die Schuld«, sagte Winter.
    Bror schien ihm nicht zuzuhören. Er nippte an seinem Kaffee, zog eine Grimasse und sah aus, als sei er in Gedanken versunken.
    »Ihm ist was eingefallen.«
    »Was eingefallen?«, fragte Winter.
    »Während wir mit ihm geredet haben, ist ihm was eingefallen.«
    »Was?«
    »Wir müssen es uns noch mal anhören.«
    »Hast du das Gespräch aufgenommen?«
    »Was zum Teufel denkst du denn?« Bror hielt das kleine Tonbandgerät hoch. »Alan konnte das Mikrophon vom Boden aus nicht sehen. Du hast es auch nicht gesehen. Ich hätte ein ganzes Aufnahmestudio bei mir haben können, ohne dass er was gemerkt hätte in dem Dreck auf dem Boden. Das ist der Nachteil, wenn man sich auf dem Boden im Fond eines Corsa verabredet.«
    Winter nickte, rieb sich die Stelle über den Augen, massierte die Schläfe. Die Kopfschmerzen waren da, spürbar, nicht viel mehr, wie ein lauerndes Ungeheuer.
    »Kannst du noch, Winter? Bist du müde? Zu viel rumgesumpft heute Nacht?«
    »Nicht mehr als du, Bror.«
    Bror nahm das Band aus dem Apparat und legte es in ein besseres Gerät ein.
    »Er ist gebracht worden«, sagte Winter.
    Bror sah auf. »Er könnte doch selbst gefahren sein.«
    »Das glaub ich nicht. Die Schlüssel waren nicht da. Ich glaube nicht, dass er sie abgezogen hat.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube es nicht«, wiederholte Winter.
    »Aber du hast Recht, Junge. Alan ist nicht gefahren, falls er nicht in den letzten Tagen heimlich seinen Führerschein geschafft hat. Der Kerl könnte nicht mal ein Kamel lenken. Oder antreiben, das passt vielleicht besser.«
    »Standen die Fahrräder schon da, als du gekommen bist?«, fragte Winter. »Die Fahrräder an dem Baum?«
    »Ich habe sie nicht gesehen, nein. Ich bin aus der anderen Richtung gekommen.«
    »Ich hab sie gesehen«, sagte Winter.
    »Ach?«
    »Sie lehnten am Baum.«
    »Okay, und was hat das zu bedeuten?«
    »In dem Moment war niemand anders da, nur wir, du und ich, aber da standen zwei Fahrräder.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Dass die beiden Jugendlichen nicht mit den Rädern gekommen sind.«
    »Okay, dann waren sie wohl zu Fuß.«
    »Oder sie sind mit einem Auto gefahren. Ich werde mit ihnen reden, wenn der Hausverwalter den Wagen gesehen hat«, sagte Winter.
    »Ich helf dir«, sagte Bror.
    »Schalt das Band ein, damit wir es schaffen, es uns vorher noch anzuhören.«
    Kratzgeräusche, Quietschen, Brors Stimme:
    »Warum sind Sie abgehauen?«
    »Was meinen Sie, warum?«
    »Damit hören Sie augenblicklich auf. Antworten Sie nur auf meine Fragen. Aus welchem Grund sind Sie abgehauen?«
    »Ich hatte Angst.«
    »Wovor?«
    »Den Waffen. Gewehren.«
    »Jetzt verstehe ich Sie nicht.«
    »Hama … ich wusste, dass er helfen wollte, ein paar Schrotflinten zu besorgen, und ich war dabei … nicht richtig, aber ich wusste, dass was passieren würde. Ich hab ein Auto beschafft.«
    »Von wo?«
    »Heden.«
    »Hama? Meinen Sie Hama Ali Mohammad?«
    »Ja.«
    »Er ist umgebracht worden, das wissen Sie? – Er ist ermordet worden. Wussten Sie das?«
    »Nein, nein, Herrgott, nein.«
    »Sie wissen es vielleicht doch. Wenn Sie also vorher Angst hatten, haben Sie jetzt noch mehr Grund, Angst zu haben, oder? Haben Sie deswegen Ihre

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