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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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hatte. So was nennt man Übertragung. Winter würde es auch noch treffen, schließlich war er der Hauptschuldige in Brors Augen.
    »Wer weiß, ob die es überhaupt schaffen, den Schlingel aufzuhalten«, sagte Bror und drehte sich plötzlich um, wie um festzustellen, ob das junge Paar immer noch dort war, wo sie es hatten stehen lassen, zusammen mit Beamten aus einem Streifenwagen. Winter hatte gesagt, dass er sie später befragen wollte. Wann später? Das wusste er nicht. Sie sollten solange im Auto warten.
    »Warum wollte Alan Darwish sich ausgerechnet hier oben treffen?«, fragte Winter.
    Bror sah ihn wütend an und holte tief Luft. »Weiß ich doch nicht. Ich hab ihn gefragt, aber er hat nicht geantwortet. Er hat den Ort ausgesucht, nicht ich. Ich hatte keine Wahl, oder? Das Wichtigste war doch das Treffen, oder?«
    »Du hast am Telefon gesagt, dass er hier oben Kumpel hat.«
    »Ja, und?«
    »Vielleicht ist das so. Vielleicht versteckt er sich in einer Wohnung.«
    »Das traut der sich nicht. Die Kumpel würden es auch nicht wagen. Es könnte funktionieren, aber so verdammt smart ist Alan nicht. Dem trau ich so was nicht zu.«
    »Vielleicht war das nicht seine Idee.«
    Bror nickte.
    »Wir haben so viele Leute vor Ort wie möglich«, sagte er, »aber wir können nicht tausend Wohnungen durchsuchen und hoffen, dass er auf uns wartet. Und wir können auch nicht das ganze Scheiß-Rannebergen absperren.«
    Nein, das konnten sie nicht. Wegen eines verschwundenen und damit wertlosen Denunzianten. Am Abend des Mittsommertages war es unmöglich, die gesamten Polizeikräfte von Västra Götaland für die Suche zu mobilisieren.
    Das Auto. Winter dachte an das Auto. Opel Corsa. »Sah aus wie ein Corsa.« Genauso hatte sich der Hausverwalter der Siedlung in eben jenem Rannebergen am ersten Morgen ausgedrückt, jenem Morgen, als sie dort hingefahren waren, um den Mord an Shahnaz Rezai in der Fjällblomman, am anderen Ende des Stadtteiles vom Aussichtsplatz gelegen, zu konstatieren.
    »Sah aus wie ein Corsa. Weiß. Ein bisschen verrostet. Vielleicht zehn Jahre alt.« Das hatte der Hausverwalter gesagt, weißer verrosteter Corsa mit einem beschädigten Kotflü … Jesus, wie hatte das Auto da oben ausgesehen? Winter war aus der anderen Richtung gekommen … war um das Auto herumgegangen … hatte sich hineingesetzt … war dann hinausgesprungen … war etwas mit dem Kotflügel gewesen? Der Hausverwalter hatte gesagt, der rechte Kotflügel vorn sei beschädigt gewesen, eingedrückt. Winter hatte auf dem Beifahrersitz gesessen, während sie mit Alan sprachen. Als er, Winter, loslief … war da nicht was mit dem Blech gewesen? Hatte er nicht etwas gesehen?
    »Ruf die Jungs beim Auto an«, sagte er zu Bror. »Ich muss was überprüfen.«
    »Was?«
    »Es geht um das Auto. Es könnte wichtig sein.«
    »Ja, ja.« Bror gab die Kurzwahl ein, um den Funk zu vermeiden. Manchmal schien es, als höre die halbe Stadtbevölkerung den Polizeifunk ab. Das Programm war offenbar besser als das vierte im Radio, spannender.
    Winter übernahm das Telefon.
    »Ja, hallo, Winter hier. Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun? Schauen Sie sich mal den Opel an, rechter Kotflü … Ach, Sie stehen daneben? Gut, gucken Sie sich den doch bitte mal an. Ist der besch … eingebeult, okay. Drückt nicht gegen das Rad … okay. Gut, danke. Ja, ja, ich werde es ihm ausrichten. Ja, danke.«
    Winter reichte das Handy zurück.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Bror.
    Winter erzählte es ihm.

    Angereds Marktplatz wirkte düster in der Dämmerung, ganz und gar sich selbst überlassen.
    Winter parkte vor dem Polizeirevier.
    Brors Büro sah genauso düster aus wie der Platz da draußen.
    Auf dem Weg hierher hatte Winter Torsten Öberg angerufen. Öberg hatte geseufzt.
    »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Bror.
    »Ein Kaffee ist vermutlich das Einzige, was mich noch aufrecht halten kann.«
    »Tja, Whisky hab ich nicht.«
    »Ich muss noch fahren.«
    »Gut. Mal sehen, ob der Automat funktioniert.«
    Winter warf einen Blick auf die Uhr an der Wand über Brors Schreibtisch. Zehn nach zehn.
    Er hatte Möllerström aufgeschreckt, der jemanden von der Hausverwaltung aufgeschreckt hatte, der Hannu Pykönen, den Hausverwalter in der Fjällblomman, Besuchsszeiten 8 - 9 , Mo-Fr, aufgeschreckt hatte. Aber jetzt war weder Mo noch Fr, es war Sa, Mittsommertag, der dabei war, in einen normalen So überzugehen, und Winter wollte heute noch mehr erfahren, noch heute Abend,

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