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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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mit Fahrrädern gekommen?«
    »Mit dem Fahrrad? Nein.«
    »Wie seid ihr denn hergekommen?«
    »Mit dem Bus.«
    »Um was … geht es eigentlich?«, fragte Salim.
    »Das weißt du vielleicht besser als ich«, sagte Winter.
    Und plötzlich war er müde, so todmüde, dass er sich am liebsten auf die Erde gelegt hätte. Er wollte sich durch die Erde geradewegs zum Vasaplatsen sinken lassen. Er wollte nicht mehr hier stehen. Salim und Ronak wussten vielleicht etwas, über Alan, irgendwas. Wenn sie Alan erwischten, würden sie ihn Salim und Ronak gegenüberstellen.

    Er schlief wie ein Stein, traumlos, ohne Schmerzen über dem Auge. Als er wach wurde, erzählte er Angela, dass er sich wie verjüngt fühle. Er musste sie unbedingt wecken, um ihr das zu erzählen. Jedenfalls glaubte er, dass er sie geweckt hatte. Ich fühle mich wieder wie ein junger Mann.
    »Genau das, was ich brauche«, sagte sie und zog ihn an sich. »Jemand verlangt nach dir. Eine Frau.«
    Sie waren immer noch nicht aufgestanden. Er nahm das Handy, das auf Angelas Nachttisch gelandet war.
    »Ja, hallo?«
    »Hier ist Riita Peltonen. Ich weiß nicht, ob Sie sich erin …«
    »Ich erinnere mich sehr gut«, unterbrach Winter sie. Er hatte sich aufgerichtet. Plötzlich spürte er Spannungen im Kopf, als hätte er sich eine Kappe aufgesetzt. Das waren keine Kopfschmerzen. Es war ein anderes Gefühl, vertrauter, wie ein wiederkehrendes Fieber. Der Wecker auf seinem Nachttisch zeigte, dass es immer noch früh war.
    »Dieser Junge. Ich weiß jetzt, wer es ist.«

    Riita Peltonen erwartete Winter an einer Ecke oberhalb der Sandspåret.
    Sie sah besorgt aus.
    »Ihm ist doch hoffentlich nichts passiert?«
    »Wo wohnt er?«, fragte Winter.
    »Wenn er es ist.«
    Ihr Schwedisch klang wie ein Morgenlied, vielleicht ein Morgenchoral. Es war wieder ein stiller Morgen und genauso warm, nichts hatte sich verändert, und doch kam es Winter so vor, als sei er von irgendwo zurückgekehrt, wo er um keinen Preis länger als absolut nötig bleiben wollte. Dabei hatte er sich gar nicht von der Stelle bewegt. Er hatte das Gefühl, er könnte endlos zwischen diesen Häusern herumrennen, so lange, wie die Jagd es erforderte.
    »Die Adresse«, sagte er freundlich.

    Winter klingelte an der Tür. Ein großes Blatt Papier hing daran, auf dem mit Kinderhandschrift BABAN stand.
    Die Tür wurde nach dem dritten Klingeln geöffnet. Eine Frau schob sie etwa zwanzig Zentimeter weit auf. Sie schien um die dreißig zu sein.
    Was sollte er sagen? Er zeigte seinen Ausweis.
    »Ich suche einen Jungen«, sagte er.
    Riita Peltonen wartete vor dem Haus.
    Die Tür wurde nicht weiter geöffnet.
    »Wohnt hier ein etwa zehnjähriger Junge?«
    Die Frau schien ihn nicht zu verstehen, aber sie drehte den Kopf und sagte etwas, das Winter nicht verstand, und eine Stimme antwortete. Es war eine helle Stimme, die Stimme eines Zehnjährigen. Winter schob die Tür vorsichtig weitere zehn Zentimeter auf und dort stand der Junge, mitten im Flur, Winter erkannte ihn sofort, auch ohne Fahrrad.

    »Ist dieser Junge in Gefahr?«
    Er hatte Ringmar in der Leitung, seine Stimme kam wie vom anderen Ende der Welt.
    »Ja, der Putzfrau zufolge hat jemand eine ihrer Kolleginnen angerufen und berichtet, dass jemand anders den Jungen gesehen habe. Möglicherweise zusammen mit einem Mann.«
    »Einem Mann? Wer?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Wer hat das gesehen?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Wie ist sie darauf gekommen, dass es der Junge ist, den wir suchen?«
    »Hat zwei und zwei zusammengezählt, wie sie es ausdrückte.«
    »Was sagt er?«
    »Im Augenblick nichts, Bertil. Aber es ist der Junge, den ich auf dem Fahrrad gesehen habe. Mehrere Male.«
    »Vielleicht hat er gar nichts anderes gemacht, ist bloß auf seinem Fahrrad herumgefahren.«
    »Wir können ihn doch fragen, oder?«
    »Mhm.«
    »Es wird dauern, Bertil. Er steht unter Schock.«
    »Wie viel Zeit haben wir?«
    Winter antwortete nicht. Er stand vor dem Haus. Er hörte Kinderstimmen. Er sah einen Ball in der Luft.
    »Was machst du mit ihm?«
    »Er darf zu Hause bleiben. Wir bewachen das Haus, schützen es, muss man wohl sagen. Ich werde mich hier mit ihm unterhalten. Er muss zu Hause bleiben dürfen.«
    »Wann?«
    »Bald.«

    Sonnenlicht durchflutete das Präsidium. Die Ziegelwände waren nie so schön wie am Morgen. Über Torsten Öbergs Arbeitstisch lag ein besonderes Licht. Auch über den Köpfen auf den Bildern lag ein besonderes Licht. Die Gesichter

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