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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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mit den beiden Jugendlichen zu tun?«
    »Ich konnte ihn nicht fragen.«
    »Wo ist er?«
    »An einem geheimen Ort.« Es klang, als würde Bror prustend lachen. »Aber er möchte in die Wirklichkeit zurückkehren.«
    »Irgendwas muss er dir doch anbieten? Seine Lage ist nicht gut.«
    »Ein Taxi.«
    »Wie bitte?«
    »Er hatte ein Taxi anzubieten. Ein Taxi, das Huren rumgefahren hat.«

    »Ahmed, erkennst du mich wieder?«
    Der Junge schüttelte den Kopf, langsam, als wollte er prüfen, ob in seinem Kopf etwas klapperte und durcheinanderfiel.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Ahmed. Ich bin Polizist. Hier.« Winter hielt seinen Ausweis hoch, sein Foto. »Das da bin ich. Ich bin hier, weil ich Banditen jage.«
    Ahmed warf einen Blick auf Winters Ausweis.
    »Ich jage Verbrecher, Ahmed. Das ist mein Job. Ich möchte, dass du mir hilfst.«
    Der Junge sah ihn an.
    »Willst du mir helfen, Ahmed?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß, dass du mir helfen kannst.« Winter hielt wieder seinen Ausweis hoch. »So einen können wir dir auch besorgen.«
    Er wusste nicht, ob es half. Er hätte einen Fußball oder einen Tennisball mitbringen sollen. Ahmeds Tennisball war nirgends zu entdecken.
    Die Mutter strich ihrem Sohn vorsichtig über die Hand.
    Sie hatten keinen Dolmetscher dabei. Nicht beim ersten Mal. Vielleicht war gar keiner nötig.
    Der Mutter zufolge sprach Ahmed besser Schwedisch als irgendjemand anders in dieser Familie.
    Schwedisch war seine Sprache.
    »Wo ist dein Ball, Ahmed, dein Tennisball?«
    Der Junge zuckte zusammen, als hätte Winter etwas Gefährliches gesagt.
    »Hast du ihn verloren, Ahmed?« Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Hat ihn dir jemand weggenommen?«
    Der Junge antwortete nicht. Er schien zu zögern.
    Winter rührte sich nicht.
    »Hat dir ein Onkel den Ball weggenommen?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Hast du ihn zurückbekommen?«
    Der Junge nickte.
    »Kanntest du den Onkel?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Hast du ihn früher schon mal gesehen?«
    Keine Reaktion, kein Kopfschütteln, kein Nicken. Es war, als spräche er mit einem Vier-, Fünfjährigen. Ich muss behutsam vorgehen.
    »Hast du ihn früher schon mal gesehen?«, wiederholte Winter.
    Der Junge sah aus, als hätte er die Frage nicht verstanden. Er schaute auf etwas hinter Winter. Winter drehte sich um. Da war nichts, nur eine leere Wand.
    »Bevor er dir deinen Ball weggenommen hat?«
    Der Junge nickte.
    Winter spürte, wie sich die Kappe wieder um seinen Kopf legte. Die Kopfschmerzen waren weg, für die war im Moment kein Platz in seinem Schädel.
    »Wo hast du ihn gesehen?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Hast du ihn bei dem Laden gesehen? In Jimmys Laden?«
    Winter sah dem Jungen an, dass er wusste, von welchem Laden er sprach. »Der Laden, in dem geschossen wurde.«
    Der Junge antwortete nicht, nickte nicht.
    »Hast du die Schüsse gehört?«
    Der Junge nickte.
    »Was hast du dort gemacht, Ahmed?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Hast du gesehen, wie geschossen wurde?«
    Nein. Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Hast du jemanden mit einem Gewehr in der Hand gesehen?«
    Der Junge nickte.
    »Hast du die Leute da drinnen gesehen?«
    Der Junge nickte wieder.
    »Wie hast du sie gesehen?«
    Der Junge schaute zum Fenster.
    »Durchs Fenster? Du hast sie durchs Fenster gesehen?«
    Der Junge nickte.
    »Was hast du gesehen?«
    Keine Antwort.
    »Hast du gesehen, wie sie rausgekommen sind?«
    Der Junge nickte.
    »Was haben sie gemacht?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Sind sie mit einem Auto weggefahren?«
    Der Junge nickte.
    »Weißt du, in welche Richtung?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Was hast du dann gemacht?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Bist du weggelaufen?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Du bist geblieben?«
    Der Junge nickte.
    »Warum bist du nicht weggelaufen?«
    Der Blick des Jungen ging zum Flur.
    »Warum bist du nicht mit deinem Fahrrad weggefahren?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Ist vielleicht noch jemand gekommen, nachdem die anderen weggefahren waren?«
    Der Junge nickte wieder.
    »War es ein Auto?«
    Der Junge nickte.
    »War es ein Taxi?«
    Der Junge verstand die Frage nicht. Winter sah es ihm an. Seine Augen wichen ins Leere aus. Die Mutter saß daneben und versuchte dem Gespräch zu folgen. Soweit Winter verstanden hatte, hatte der Vater die Situation erfasst und war schon unterwegs auf der Suche nach einer neuen Wohnung für die Familie an einem anderen Ort.
    »Der da kam … nachdem die

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