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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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musste man sich vorstellen.
    »Aber bei Hiwa Aziz ist das nicht ganz so«, sagte Öberg. »Guck mal hier. Und hier.« Er zog ein anderes Bild heran. »Und nun vergleich mal.«
    Winter setzte seine Lesebrille auf, die für diese Arbeit einen anderen Namen verdient hätte, und betrachtete die Bilder.
    »Was willst du mir damit sagen, Torsten?«
    »Es gibt gewisse Unterschiede, wenn man genauer und länger hinschaut.«
    »Erzähl mir, was ich sehe«, bat Winter.
    »Hiwa ist nicht so schwer verletzt wie die anderen beiden.«
    Winter musterte Hiwas Kopf, sein Gesicht, das, was sein Gesicht gewesen war.
    »Stimmt«, sagte er nach einer Weile. »Da gibt es einen Unterschied.«
    »Was sagst du dazu, Erik?«
    »Vielleicht war für ihn nicht dasselbe Strafmaß vorgesehen wie für die anderen beiden«, sagte Winter.
    »Oder sie sind gestört worden.«
    »Oder es war einfach so, dass sie Hiwas Gesicht nicht zerstören wollten.«
    »Und doch ist es ihnen fast gelungen.«
    »Ja.«
    »Hier hat er gelegen.« Öberg zeigte auf die Skizze vom Tatort.
    »Ganz hinten«, sagte Winter. »Hat das etwas zu bedeuten? Sie haben es einfach nicht geschafft, ihre Arbeit zu beenden.«
    »Einer von ihnen wollte es.«
    »Und der andere wollte es nicht.«
    »Diese Schritte«, fuhr Öberg fort und zeigte auf das Bild.
    »Als ob ihnen jemand zwischen den Füßen herumgelaufen wäre«, sagte Winter.

    Winter saß in seinem Büro und hörte seine eigene Stimme.
    »War es der Kurde? Wollte der Kurde die Gewehre für sich haben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das haben Sie doch sicher schon selbst gedacht.«
    »Nein.«
    »Warum haben Sie überhaupt darüber gesprochen? Sie und Ihr kurdischer Kontakt? Wie sind Sie auf das Thema gekommen?«
    »Auf das Thema gekommen … er und ich reden immer über das, was anliegt.«
    »Wer? Sie und er?«
    »Nein, nein. Wir … ich meine, viele. Herr Malmers weiß das.«
    »Was meinen Sie damit? ›Nein, nein‹. Hatten Sie keinen regelmäßigen Kontakt?«
    »Ich … er und ich haben früher nicht über so was geredet.«
    Da war es.
    Winter stoppte das Band, ließ es zurücklaufen und hörte es sich noch einmal an:
    » Ich … er und ich haben früher nicht über so was geredet .« Warum hatten sie früher nicht »über so was« geredet? Waffen.
    Vielleicht auch darüber, wofür sie benutzt werden sollten. Für Mord sollten sie benutzt werden. Irgendwo da draußen gab es Waffen. Winter hatte sie nicht gefunden. Vielleicht hatte jemand anders sie gefunden.
    Winter hörte sich den weiteren Verlauf des Verhörs an oder wie zum Teufel man es nennen sollte. Hussein Hussein. Wer war das? Gab es ihn? War er ein anderer? Hier ist jeder ein anderer, dachte Winter. Sie sind andere je nach Beleuchtung. Aber das ist jetzt schwerer zu erkennen, es ist zu hell, es ist die ganze Zeit hell.

    Der Junge saß still neben seiner Mutter auf dem Sofa. Winter war wieder in Hjällbo. Er hatte den Vater getroffen, es gab einen Vater, aber er wollte nicht dabei sein. Der Junge hieß Ahmed. Winter hatte ihn untersuchen lassen, äußerlich und innerlich, so gut es ging. So eine Untersuchung dauerte eigentlich viel länger, aber sie hatten jetzt keine Zeit.
    »Du musst abwarten, bis er anfängt zu reden«, hatte Berndt Löwer, der Psychologe, gesagt. »Falls er anfängt zu reden.«
    »Ganz allmählich wird er anfangen zu reden«, hatte Winter geantwortet. »Ich mache einen Versuch, ich muss.«
    Er hatte beschlossen, das Verhör nicht zu filmen.
    Vielleicht würden sie dem Jungen in naher Zukunft einen Konfrontationsfilm vorführen. Aber noch hatten sie niemanden, mit dem sie ihn konfrontieren konnten. Mit der Zeit würden die Verdächtigen kommen, sich in einer Reihe aufstellen.
    Winter beugte sich vorsichtig zu dem Jungen.
    »Hallo, Ahmed.«

    Die Stimme am anderen Ende war sehr laut. Ringmar hielt den Telefonhörer auf Abstand vom Ohr.
    »Ich wollte mit Winter sprechen, und die haben mich mit dir verbunden.«
    »Du musst dich mit mir begnügen, Bror.«
    »Warum?«
    »Er ist in Hjällbo und vernimmt eine Person.«
    »Hmh.«
    »Um was geht es?«
    »Um was es geht? Das will ich dir sagen, Alan Darwish hat sich gemeldet.«
    »Auf welchem Weg?«
    »Er hat angerufen.«
    »Von wo?«
    »Das konnten wir so schnell nicht feststellen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat sich für sein Abhauen entschuldigt.«
    »Das ist gut.«
    »Ja, nicht? Höflicher Scheißer.«
    »Warum ist er abgehauen?«
    »Das konnte er in der Kürze nicht erklären.«
    »Hatte er was

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