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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer
Autoren: Åke Edwardson
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in der Umgebung wohnen, Wohnung um Wohnung. Wir reden mit dem Bezirkskommando, mit den Hausverwaltern, den Schulen, Sportclubs. Und die Polizisten dieses Reviers reden mit ihren Quellen beiderseits des Gesetzes. Aber vermutlich mehr auf der anderen Seite.«
    »Das klingt nach einer Heidenarbeit, alles zusammen jedenfalls.«
    Winter nickte.
    »Wir lange wird das dauern?«
    »Viel zu lange.«
    Er schenkte sich und Angela den Rest Wein ein, hob das Glas und trank. Der Wein war schon ein wenig zu warm, und er goss etwas Eiswasser hinzu.
    »Es kann eine ganz andere Person gewesen sein«, sagte er.
    »Wenn überhaupt jemand da war«, sagte sie.
    »Der Taxifahrer ist sicher.«
    »Ist er glaubwürdig?«
    Winter zuckte wieder mit den Schultern. Er mochte es selber nicht, aber er tat es trotzdem.
    »Ich glaube, jetzt möchte ich nicht mehr darüber sprechen.«
    »Gut.«
    »Ich möchte über etwas Nettes, Angenehmes reden.«
    »Das Meer«, schlug sie vor, »lass uns über das Meer reden.«
    »Welches Meer?«
    »Warum nicht über das, das gleich dahinten liegt.« Sie zeigte nach Westen, über die Hausdächer.
    »Was ist damit?« Aber er wusste, was sie meinte. Es war eine alte Diskussion, die jedes Mal neu war.
    »Irgendwo in meinem Hinterkopf gibt es ein Grundstück an diesem Meer«, sagte sie. »Ich sehe sogar ein Haus.«
    »Ein Haus? Ein Grundstück?«
    »Ist das nicht seltsam?«
    »Also wirklich.«
    »Dieses Grundstück muss inzwischen eine Menge Geld wert sein, Erik.«
    »Es war immer Geld wert.«
    »Warum also nicht verkaufen?«
    »Möchtest du das?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht will ich dich provozieren, vielleicht auch nicht. Aber ich hab das Gefühl, es wird doch nie was damit passieren. Wir kommen hier nie weg.«
    »Ist das denn so schrecklich? Nie hier wegzukommen?«
    »Nein, nein, aber du weißt, was ich meine. Da drinnen schlafen zwei Rosenknospen, und die Luft hier in der Stadt ist nicht die beste. Das weißt du auch. Darüber haben wir schon tausendmal gesprochen. Du sagst, für dich ist es zu spät, aber für Elsa und Lilly ist es nicht zu spät.«
    »Hab ich gesagt, dass es für mich zu spät ist?«
    »Du hast gesagt, du bist immun, und einen Haufen bescheuerter Gründe aufgezählt, aber im Augenblick erinnere ich mich nicht im Einzelnen daran.«
    »Ist es okay, wenn ich mir einen Zigarillo anzünde?«, fragte er.
    »Versuch jetzt nicht abzulenken.«
    »Ich versuche nicht abzulenken. Ich brauche einen Zigarillo. Ich bin nervös.«
    »Siehst du, schon wieder willst du ablenken.«
    »Angela, würde es dir wirklich da unten gefallen? Es ist hübsch dort, und vielleicht würde es fantastisch werden, aber … sind wir da nicht ein bisschen zu isoliert?«
    »Isoliert? Isoliert von was?«
    »Von allem.« Er breitete die Arme aus. »Der Stadt.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Manchmal kommt sie mir überhaupt nicht wie eine Stadt vor.«
    »Mit Marbella verglichen ist Göteborg groß«, sagte er.
    »Ich vergleiche es nicht mit Marbella.«
    »Mit Madrid? Barcelona? Paris? London? Mailand? Singapur? Bombay? Sydney? New York?«
    »Ja.«
    Winter lachte kurz auf und zündete sich einen Corps an. Der Rauch ringelte sich in den Abend.
    »Es ist hübsch, wenn der Rauch an so einem klaren Abend davonschwebt«, sagte er.
    »Ich geh jetzt schlafen.« Sie stand auf.
    Winters Handy, das auf dem Tisch lag, klingelte. Angela verdrehte die Augen und winkte ihm zum Abschied zu, als Winter nach dem Telefon griff.
    »Guten Abend, Winter.«
    Er erkannte die Stimme am anderen Ende.
    »Guten Abend, Sivertsson. Vielen Dank, dass du anrufst.«
    Es war Holger Sivertsson, der Chef vom Bezirkskommando in Angered.
    »Du hast ja gesagt, dass ich dich auch spät anrufen kann. Oder früh. Aber du brauchst dich nicht zu bedanken. Die Neuigkeit ist, dass es keine Neuigkeiten gibt.«
    »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass unsere Quellen nichts wissen. Im Augenblick jedenfalls nicht, noch nicht.«
    »Bist du überrascht?«
    »Mich kann nicht mehr viel überraschen, Winter. Nicht, nachdem ich hier fünfundzwanzig Jahre Dienst getan habe.«
    »So lange schon?«
    »Aber nichts gegen unsere Stadtteile.«
    »Ich hab nichts gesagt, Holger.«
    »Unser Ruf ist unverdient schlecht.« Winter schwieg.
    »Hier oben leben achtzigtausend Einwohner«, fuhr Sivertsson fort. »Und dabei habe ich Bergsjön gar nicht mitgerechnet. Das gehört zu Kortedala. Aber wir bewegen uns natürlich über alle Grenzen. Zum Beispiel folgen wir unseren lieben
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