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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer
Autoren: Åke Edwardson
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Jugendlichen hinunter in die Stadt. Die gucken vielleicht blöd, wenn sie vor einem Club in Mölndal Randale machen, und dann taucht die Polizei aus Angered auf und salutiert.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Keine Anonymität, Winter. Kein Ort, wo sie sich verstecken können. Anonymität ist der kostbarste Besitz eines Kriminellen.«
    »Und in diesem Fall ist er sehr anonym.«
    »Wir werden ein Resultat bekommen, Winter. Wir wissen, wie man die Quellen hier oben anzapft. Würde eine größere Geschichte hinter dem Ganzen stecken, dann wüssten wir es schon jetzt, oder hätten es schon vorher gewusst. Vermutlich vor den Betroffenen!«
    Quellen anzapfen bedeutete, dass der Fahnder eine Beziehung zu seinem Informanten herstellte. Dieser konnte ein aktives Gangmitglied sein oder jemand von der kriminellen Peripherie und manchmal jemand von außerhalb. Es kam einzig und allein darauf an, dass der Fahnder eine enge Beziehung aufbaute. Und Anonymität gewährleistete. Ein Informant setzte sein Leben aufs Spiel. Es ist Verrat, weiterzugeben, was in der Welt der Kriminellen geschieht. Winter wusste das. Deswegen war es auch lebensnotwendig, dass so wenig Personen wie möglich die Quellen kannten. Sivertsson wusste nicht, mit welchen Quellen seine einundzwanzig Polizisten im Außendienst zusammenarbeiteten. Er wusste nicht einmal, wie viele es waren. Er wollte es auch nicht wissen. Er wollte keine Fehler riskieren. Er würde vermutlich auch keine machen, aber schon ein hinterlassener Zettel mit einem Namen konnte zu einer Katastrophe führen. Nur ein Back-up wusste etwas: Wir haben eine Verabredung, wenn ich nicht zurückkomme, dann …
    Winter wusste auch, dass es heute schwieriger war, Informationen von Zeugen zu bekommen. Es war stiller geworden. Die Menschen hatten heutzutage mehr Angst. Die Polizei benötigte Informationen aus der Unterwelt, die Nachrichten aus der Unterwelt. Warum wurde jemand Informant für die Polizei? Warum unterschrieb jemand sein eigenes Todesurteil blanko? Es war die Spannung. Eine äußere Dimension, die man seiner Identität hinzufügen konnte. Sich weiter in der kriminellen Welt zu bewegen und doch etwas Besseres zu sein. Jemand zu sein. Sich einen verdammten Kick zu verschaffen.
    »Ich weiß nicht, ob du verstehst, was für ein Kontaktnetz wir hier oben haben«, hörte er jetzt Sivertssons Stimme.
    »Doch, schon.«
    »Das glaub ich nicht. Ist aber auch egal. Die derzeitige Neuigkeit ist also, dass ich keine Neuigkeit habe, aber es wird eine geben.«
    »Du hast gesagt, dass es sich in diesem Fall nicht um ein größeres Geschäft handelt. Wie kannst du so sicher sein?«
    »Vorausgesetzt, dass die ihre Gepflogenheiten nicht verändert haben.«
    »Wer die?«
    »Irgendwer. Die Gang. Oder die Freiberufler. Ich würde behaupten, dass es unmöglich ist, hier oben größere Rauschgiftgeschäfte zu betreiben, ohne dass wir Wind davon kriegen. Auch keine kleineren Geschäfte. Unmöglich.«
    »Und trotzdem werden sie betrieben«, sagte Winter.
    »Ja, ist das nicht merkwürdig? Ich hab mir schon immer den Kopf darüber zerbrochen. Warum gibt es Kriminalität, wenn wir Polizisten haben?«
    »Das sind interessante Gedanken, Holger. Meinst du, wir haben es in diesem Fall mit Amateuren zu tun?«
    »Wie meinst du das?«
    »Irgendwelche armen Teufel, die sich ins Business begeben wollten, ohne die Risiken zu sehen? Die vielleicht über eine Partie Heroin gestolpert sind oder sie geklaut haben, und dies war die Strafe?«
    »Das ist ein Riesending, Winter. Du mit deinem City-Horizont hast vermutlich keine Ahnung, was hier oben über Jimmy Foro geredet wird, darüber, was in seinem Laden passiert ist. Sogar nach unseren Maßstäben sind das keine Peanuts.«
    »Ich glaube schon, dass ich das einschätzen kann.«
    »Jedenfalls hätten wir was erfahren, Winter. Eine der Quellen müsste es gewusst haben, zumindest hinterher. Was gehört haben. Es ist unmöglich, dass so was nicht durchsickert.«
    »Dann ist also das Unmögliche eingetreten?«
    »Ich will nur sagen, dass es sich hier nicht um eine Strafaktion handelt oder wie man das nennen soll. Die Geschichte hängt nicht mit einer Partie Rauschgift zusammen.«
    »Und mit irgendeiner anderen Aktivität? Prostitution? Menschenhandel? Überfall von Werttransporten? Lebensmittelkriminalität?«
    »Lebensmittelkriminalität?«
    »Da geht es um ernstzunehmende Sachen, Holger.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein.«
    »Gut, denn das ist ernst. Wir haben damit Probleme
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