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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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voller Sand, der Platz war offensichtlich etwas zu groß angelegt für die Gegend.
    »Sind Sie Jimmy mal begegnet?« Winter wandte sich zu Nasrin um.
    »Nein.«
    »Haben Sie Hiwa nie an seinem Arbeitsplatz besucht?«
    »Einige Male, vielleicht zweimal.«
    »Nicht öfter?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich … mochte den Laden nicht. Ich weiß nicht … ich mochte ihn einfach nicht.« Sie starrte wieder aus dem Fenster. »Und jetzt mag ich ihn noch weniger.«
    »Warum mochten Sie ihn vorher nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was hat Ihnen nicht an ihm gefallen?«
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte sie.
    »Lag es an Jimmy?«
    »Wie bitte?«
    »War Jimmy der Grund? Dass Sie den Laden nicht mochten?«
    »Ich bin ihm nie begegnet. Das hab ich doch eben gesagt.«
    »Ach ja, Entschuldigung.«
    »Das können Sie doch nicht schon wieder vergessen haben. So alt sind Sie ja noch nicht. Sie wussten genau, dass ich es gesagt habe.«
    Winter antwortete nicht.
    »Sie versuchen, mich reinzulegen.«
    »Nein.«
    »Das versuchen Sie wohl.«
    »Wir haben darüber geredet, dass Sie den Laden nicht mochten«, sagte Winter nach einer kurzen Pause. »Haben Sie nie jemand getroffen, als Sie dort waren? Kunden? Freunde? Bekannte?«
    »Nein.«
    »Said Rezai? Der Mann, der auch erschossen wurde? Sind Sie ihm mal begegnet?«
    Eine direkte Frage.
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete sie. »Es könnte sein, aber ich kannte ihn ja nicht, also kann ich auch nicht wissen, ob ich ihn getroffen habe, oder?«
    »Wir werden Ihnen Fotos von ihm zeigen«, sagte Winter.
    »Muss ich mir die angucken?«
    »Keine Fotos vom Tatort«, sagte Winter.
    Unten tauchte ein Mädchen auf. Es war Sirwa. Einen Schritt hinter ihr kam ein Junge um die Ecke, das war Azad. Leichter Wind und Frieden, Seite an Seite.
    Sie guckten nach oben, zum Fenster, an dem Winter und Nasrin standen.
    Nasrin winkte. Die beiden unten winkten zurück, aber sie lächelten nicht.
    Winter hob ebenfalls seine Hand. Eine alberne Geste.
    »Der Einzige, den ich dort kannte, war Hussein.« Nasrin ließ ihre Geschwister nicht aus den Augen.
    »Hussein?«
    »Ja, Hussein Hussein. So heißt er. Hussein Hussein. Er stammt aus dem Irak, glaube ich, aber er ist kein Kurde.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Nur aus dem Laden. Er hat auch dort gearbeitet. Ich hab ihn ein einziges Mal getroffen.«
    Winter hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Halders war gegen einen Stuhl gestoßen. Winter sah den überraschten Ausdruck in Halders’ Augen.
    »Hussein Hussein?«, sagte Winter. »Er hat in dem Laden gearbeitet? Da hat noch jemand außer Jimmy und Hiwa gearbeitet?«
    »Ja, Hussein.« Sie sah Winter an. »Wussten Sie das nicht?«

11
    H ussein Hussein! Was zum Teufel ist das denn?!«
    »Ein Name«, antwortete Winter. »Das ist ein Name.«
    »Mensch, das hab ich doch kapiert«, sagte Halders. »Ich rede von der Situation.«
    »Aber ob er wirklich so heißt, wissen wir nicht.«
    »Oder ob es ihn gibt.«
    »Warum sollte sie uns was vorlügen?«
    »Ist das eine bewusst naive Frage, Erik?«
    »Ja.«
    »Ist das überhaupt eine Frage?«
    »Versuch mir zu antworten, Fredrik. Warum sollte sie lügen?« An der Bredfjällsschule bogen sie nach links ab. Die Schule war in die Bebauung integriert, alle Häuser sahen gleich aus. Kinder spielten Fußball. Ein Ball landete vor Winters Füßen, und er schoss ihn mit Kraft zurück, in einem weiten Bogen über den Platz, bis zur anderen Seite. Die Gang auf dem Platz johlte.
    »Nicht schlecht«, sagte Halders. »Und dann auch noch mit links. Ich wusste ja gar nicht, dass du Linksfüßer bist.«
    »Ich bin mit beiden Füßen gleich gut«, sagte Winter.
    »Wir sollten wieder Fußball spielen im Dienst«, sagte Halders.
    »Du bist auf Lebenszeit gesperrt, Fredrik.«
    »Das haben die längst vergessen«, sagte Halders.
    »Aber es fällt denen augenblicklich wieder ein, wenn du den Platz betrittst.«
    Halders antwortete nicht. Ein kleiner Junge, etwa sechs, sieben Jahre alt, beobachtete sie von einer Haustür aus. Er trug eine Brille aus Kunststoff, die das halbe Gesicht bedeckte. Halders riss den Arm zu einem Gruß hoch. Über das Gesicht des Jungen huschte ein Lächeln.
    Sie gingen an dem Schulgebäude entlang und bogen bei der Pizzeria Gloria nach rechts ab.
    »Hunger?«, fragte Halders.
    »Es ist geschlossen«, sagte Winter.
    Sie überquerten den Hammarkulletorget. Winter hatte Möllerström noch aus der Wohnung der Familie Aziz angerufen. Der Registrator des

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