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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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mochte drei, vielleicht zweieinhalb Jahre alt sein. Er sah kein bisschen ängstlich aus und hielt das Ganze wohl für ein Spiel. Er wollte auch eine Pistole haben und machte einen Schritt vorwärts. Nach einem weiteren Schritt wurde er von einer Frau eingefangen, die plötzlich herbeistürzte und sich mit dem schreienden Jungen zurückzog.
    »Machen Sie die Tür zu«, wiederholte Halders.
    Winter warf einen Blick um den Türpfosten in Husseins Wohnung. Dort drinnen rührte sich immer noch nichts.
    Er hob seine Waffe und ging ein paar Schritte hinein. Hinter ihm atmete Halders. Im Flur war es dunkel und warm, als verberge sich die Sonne hinter den Schatten. Es roch muffig, ungelüftet. Ein süßlicher Geruch. In einem Sonnenstrahl, der von irgendwoher kam, tanzten Staubteilchen. Er war wie der Strahl einer Taschenlampe und wies auf das Zimmer rechter Hand. So sah es jedenfalls aus.

    »Keiner der beiden Husseins ist heute zu Hause«, sagte Halders. »Und das ist vielleicht gar nicht verwunderlich.«
    Winter antwortete nicht. Sie waren durch die Wohnung gegangen.
    Wenig Besitz, wenig Inventar, fast keine Möbel. Auf dem Wohnzimmerfußboden vier nackte Matratzen. Im Schlafzimmer ein Einzelbett. Manchmal war das Wohnzimmer beliebter als das Schlafzimmer.
    Vor ihnen war schon jemand anders hier gewesen, jemand, der vielleicht etwas gesucht hatte. Oder Hussein Hussein ging besonders schlampig mit seinem Besitz, seiner Möblierung um. Oder die anderen, die hier gewohnt hatten. Hier mussten andere gehaust haben.
    »Vielleicht hatte er es eilig, wegzukommen«, sagte Halders. »Konnte seinen Tennisschläger nicht finden und da hat er das Chaos angerichtet.«
    »Die Tür war offen«, sagte Winter.
    »Mit einem Schlüssel geöffnet, soweit ich erkennen konnte.«
    »Warum ist das Bett aufgeschlitzt?«
    »Hat er sein Geld in der Matratze versteckt?«
    »Nein.«
    »Hat er da was anderes versteckt?«
    »Ja.«
    »Rauschgift?«
    »Vielleicht.«
    »Oder noch woanders«, sagte Halders. »Sie haben hier drinnen an anderen Stellen gesucht.«
    Winter hörte Schritte und Stimmen aus dem Treppenhaus. Die Kollegen waren da.
    »Winter?«, rief jemand von draußen. »Hallo? Winter?«
    »Zähl ich denn gar nicht?«, fragte Halders.
    Winter bemerkte zwei Teetassen auf einem kleinen Tisch im Wohnzimmer. Sie waren nicht aus Glas und enthielten immer noch Spuren von Flüssigkeit.
    »Er hat Besuch gehabt«, sagte Winter.
    »Mhm, vielleicht. Das ist was für Öberg.«
    »Der Wasserkocher in der Küche ist noch nicht kalt.«
    »Es ist warm in der Wohnung«, sagte Halders.
    »Wir müssen uns mal mit den Nachbarn unterhalten«, sagte Winter.
    »Da wird sich der Junge aber freuen«, sagte Halders.

    Der Junge hüpfte auf der Stelle, als sie vor der Tür standen. Er traute sich nicht näher, aber dies war das bisher aufregendste Erlebnis seines Lebens. Winter sah ihm an, dass er wünschte, sie würden wieder ihre Waffen ziehen. Außerdem hatte der Kleine die Uniformierten im Treppenhaus bemerkt, als die Tür geöffnet wurde. Für ihn war es ein ganz besonderer Tag. Für uns ist er auch nicht ohne, dachte Winter. Dabei hat er kaum angefangen.
    Mutter und Sohn waren allein in der Wohnung. Sie hieß Ester Okumus und der Junge hieß Mats.
    Nein, Hussein hatte sie an diesem Tag noch nicht gesehen. Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie ihn zuletzt gesehen hatte. Oder einen von den anderen. In der Wohnung hatte ein Kommen und Gehen geherrscht.
    »Ich kenne ihn nicht besonders gut.«
    »Gut? Wie gut kennen Sie ihn denn?«
    »Wir haben uns nur gegrüßt. Wir grüßen uns nur.«
    »Hussein!«, sagte der Junge.
    »Kennst du Hussein, Mats?«, fragte Winter.
    Der Junge nickte.
    »Das stimmt nicht«, sagte Ester Okumus. »Er sagt es nur, weil Sie ihn gefragt haben.«
    Winter kauerte sich hin. Der Junge machte einen Schritt rückwärts.
    »Spielst du manchmal mit Hussein?«, fragte er.
    »Das hat er noch nie getan!«, antwortete seine Mutter.
    »Draußen auf dem Hof?« Jetzt fragte Winter sie. »Vielleicht hat er Ihren Sohn mal geschaukelt.«
    »Nein.« Sie sah ihren Sohn an. »Er hat ihn gegrüßt, genau wie ich.« Sie schaute Winter an. »Was wollen Sie von ihm? Hat er was getan?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Winter. Er richtete sich wieder auf. Sein linkes Knie schmerzte. Immerhin bekam er keinen Schwindelanfall. »Haben Sie in den letzten Tagen Besucher bei Hussein bemerkt?«
    »Nein, nicht soweit ich mich erinnere.«
    »Würden Sie sich vielleicht

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