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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Zukunft gebaut, groß gebaut, vielleicht schon im Hinblick auf Bewohner von einem anderen Planeten.
    Halders stieg aus seinem Auto, das er neben Winters Mercedes geparkt hatte.
    »Wann warst du zuletzt hier?« Er sah sich um.
    Winter dachte nach.
    Dort hinten, beinah mitten auf der offenen Betonfläche vor der Kneipe, hatte er einmal mit einem Mann gerungen. Das war bevor es Kneipen in Schweden gegeben hatte. Der Mann, der unter der Einwirkung von verschiedenen Rauschgiften gestanden hatte, hatte ein Messer gehabt. Ein Schwede, damals hatten hier noch mehr Schweden gewohnt. Seine Augen würde Winter nie vergessen. Der Kerl war eine echte Gefahr für Leib und Leben gewesen. Bewegungen eines Reptils, Gehirn wie das eines Reptils. Es war an einem Sommertag wie diesem gewesen. Hatte es die Ärztezentrale damals schon gegeben? Winter sah das Schild. Wie lange war es her, dass er hier mit dem Typ gekämpft hatte? Mindestens fünfzehn Jahre. War er danach noch einmal hier gewesen? Nicht, soweit er sich erinnern konnte.
    Sein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Tellusgatan 20 .« Möllerströms Stimme klang entfernt, auch wie aus dem Weltraum. »Da gibt es einen doppelten Hussein.«
    »Wohnt er allein?«
    »Nach dem Mietvertrag zu urteilen ja.«
    »Danke, Janne.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Fredrik ist dabei«, sagte Winter.
    »Das hab ich doch gemeint.«
    »Schick einen Wagen«, sagte Winter.
    »Ist schon unterwegs«, sagte Möllerström.
    »Sie sollen am Rymdtorget warten«, sagte Winter. »Der Befehlshabende soll mich anrufen.«
    Winter drückte auf Aus und steckte das Handy in die Hemdtasche.
    »Tellusgatan«, sagte er.
    »Da hinten hängt ein Plan«, sagte Halders.
    Sie studierten den Stadtplan. Die Tellusgatan verlief in einem Halbkreis nach Norden.
    Halders strich sich über den Schädel. Er sah aus, als wäre ihm viel zu heiß. Sein Gesicht war rot.
    »Ich brauch Schatten.« Der Platz lag verlassen in der Sonne. Die Schatten waren scharf, die Winkel gerade, die Flächen weit und leer. Stein und Himmel. Die Straßen, die vom Platz abzweigten, waren wie aus einem Stück Beton gehauen. Raum und Licht, dachte Halders. Was er sah, erinnerte ihn an ein Plattencover. Pink Floyd. Wish you were here . Ich wünschte, du wärst hier.
    Auf dem Weg zur Tellusgatan kamen sie an einem Kindergarten vorbei. Auf dem Spielplatz stand eine große hölzerne Lokomotive. Die Häuser reihten sich bis zum Horizont. So war es immer. Die enormen Häuserblocks der Vororte erstreckten sich weiter, als das Auge reichte.
    »Hier ist es«, sagte Halders.
    Es war still und kühl im Treppenhaus. Auf der Namenstafel fanden sie einen Hussein Hussein.
    »Das ist ungefähr, als würde ich Fredrik Fredrik heißen«, sagte Halders.
    »Ein Fredrik langt«, sagte Winter.
    »Ha, ha.«
    »Dann gehen wir mal rauf.«
    »Vierter Stock.«
    Oben war es immer noch still. Aus den anderen Wohnungen war nichts zu hören. Vielleicht waren alle bei der Arbeit oder am Meer oder an den Seen. Vor dem Haus war auch niemand gewesen. Winter klingelte. Er hörte den Klingelton von drinnen, ein aufdringlich schriller Ton. Halders sah aus, als wäre er bereit, die Tür einzuschlagen oder wenigstens das Schloss. Winter klingelte erneut. Sie lauschten dem Ton nach. Er war so laut, dass man ihn im ganzen Haus hören musste. Er prüfte die Klinke, drückte sie herunter – die Tür gab nach.
    Halders zog seine Sig Sauer.
    In Winters Brusttasche vibrierte das Handy.
    »Ja?«
    »Winter? Wickström hier. Wir sind …«
    »Tellusgatan 20 «, unterbrach Winter. »Wir gehen jetzt rein. Kommt rauf.«
    »Okay.«
    Halders hatte die Tür mit dem Pistolenlauf aufgedrückt.
    Jetzt standen sie beide rechts und links von der Tür.
    »Hussein?«, rief Winter, versuchte jedoch, seine Stimme zu dämpfen. »Hussein Hussein?«
    »Polizei!«, rief Halders.
    Sie warteten. Von drinnen war kein Laut zu hören. Das musste nichts bedeuten. Eine derartige Stille war an sich schon verdächtig.
    »Hussein?«, rief Winter wieder.
    »Wir kommen jetzt rein«, rief Halders.
    Die Wohnungstür gegenüber öffnete sich. Ein kleiner Junge spähte heraus.
    »Hallo, wie heißt ihr?«, fragte er.
    »Geh wieder rein und mach die Tür zu.« Halders fuchtelte mit der Hand, in der er die Pistole hielt.
    Der Junge öffnete die Tür noch weiter. Hinter ihm lag ein Flur. Der Junge sah den Flur gegenüber, und das war mehr, als sie selbst bisher gesehen hatten.
    »Geh wieder rein und mach die Tür zu«, wiederholte Halders.
    Der Junge

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