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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Kerim, von welchem Café reden Sie?«
    »Limonell am Kaneltorget. Das hat inzwischen zugemacht.«
    »In Gårdsten?« Winter sah auf den Stadtplan, den er in seinem Büro an die Wand gehängt hatte. Die nördlichen Stadtteile. »Dort hat Jimmy Foro gewohnt.«
    Mozaffar Kerim schwieg.
    »Warum haben Sie sich dort getroffen?«
    »Es … hat sich so ergeben.«
    Der entkommt mir nicht, dachte Winter. Er möchte etwas erzählen, indem er es nicht erzählt.
    »Warum haben Sie sich getroffen?«
    »Reiner … Zufall, wie man so sagt.«
    »Inwiefern?«
    »Ich war dort, und wir haben uns ein bisschen unterhalten.«
    »Warum waren Sie dort?«
    »Ich wohne ja in der Nähe und war oft im Limonell.«
    »Warum war Hiwa dort?«
    »Ich weiß es nicht. Das hat er nicht gesagt, und ich habe ihn nicht gefragt.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Nichts Besonderes.«
    Darauf muss ich zurückkommen, dachte Winter. Er sah den kleinen Platz vor sich. Kanelgatan. Ein Lebensmittelladen. Für Jimmy ein Katzensprung.
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich erzählt?«, fragte er.
    »Ich dachte, das sei nicht wichtig.«
    »Sie sind doch nicht dumm, Kerim. Sie wissen genau, dass wir alles über diese Personen wissen wollen.«
    »Entschuldigung.« Mozaffar Kerim sagte es sehr leise. Er sah fast aus, als meinte er es ehrlich. Vielleicht meinte er es so.
    »Kannten Sie Jimmy Foro?«, fragte Winter.
    »Nein.«
    »Er wohnte auch in der Nähe.«
    Kerim zuckte wieder kaum merklich mit der Schulter.
    »Also beginnen wir noch mal von vorn«, sagte Winter.

    Um halb acht rief Ringmar an.
    »Ist der Dolmetscher noch da?«
    »Vor einer halben Stunde gegangen.«
    »Und?«
    »Er hat Angst.«
    »Wovor?«
    »Das wollte er mir nicht sagen.«
    »Hast du ihn gefragt?«
    »Nein. Noch nicht. Er muss erst noch ein bisschen mehr von sich aus erzählen.«
    »Macht er das?«
    »Er muss noch eine Weile darüber nachdenken.«
    »Was gibt es da denn nachzudenken?«, fragte Ringmar. »Worüber soll er nachdenken?«
    »Ich weiß es nicht, Bertil. Aber mit dem Mann ist was … ich hab so ein Gefühl. Wahrscheinlich ist es die alte Intuition.«
    »Mhm.«
    »Ich hab keine logische Erklärung, jedenfalls noch nicht.«
    »Erklärung wofür?«
    »Dafür, wer er ist. Was er ist.«
    »Er ist Dolmetscher. Das haben wir doch überprüft.«
    »Was er in diesem … was für eine Rolle er spielt.«
    »Siehst du den Fall als Rollenspiel?«
    »Manchmal.«
    »Hauptrollen, Nebenrollen«, sagte Ringmar.
    »Er hat Hiwa gekannt.«
    »Auf welche Art?«
    Winter antwortete nicht.
    »Erik?«
    »Ja, ich hab’s gehört.« Winter machte eine Pause. »Ich hab den Eindruck, dass sie … ein Liebespaar waren.«

13
    J erker Reinholz sah aus, als fühlte er sich ohne Taxi nur wie ein halber Mensch. Es gibt Leute, die verbringen ihr ganzes Leben in ihrem Auto, dachte Winter. Die Stadt wird zu etwas, das immer nur vorbeizieht.
    Aber dann bleibt plötzlich alles stehen.
    »Warum haben Sie vor dem Laden angehalten?«, fragte Winter. Diesmal nicht in seinem Büro. In einem der Verhörräume. Das kleine Fenster stand offen. Er hörte das Brausen des Abendverkehrs von Heden bis zum Vergnügungspark Liseberg. Beim letzten Mal ist mir in der »Teetasse« schlecht geworden. Nein, es war was anderes. Das Karussell gibt’s nicht mehr. Irgendwas noch Harmloseres. »Opas Auto«? Nein, nicht ganz so harmlos.
    »Angehalten? Das hab ich doch erzählt«, sagte Reinholz. »Was soll das?«
    »Welche Zigarettenmarke rauchen Sie?«
    »Äh … was?«
    Winter warf einen Blick auf das Tonbandgerät. Das Band drehte sich. Er wiederholte seine Frage.
    »Marlboro.«
    »Mit oder ohne Filter?«
    »Äh … wie bitte?«
    »Mit oder ohne Filter?«
    »Gibt’s die auch ohne Filter?«, fragte Reinholz.
    »Nicht in Jimmy Foros Laden.«
    Darauf ging Reinholz nicht ein. Er schien gar nicht zuzuhören, sondern an etwas anderes zu denken. Vielleicht an das, was er eben gesagt hatte, oder worum es hier eigentlich ging.
    »Es gab überhaupt keine Marlboro in Jimmy Foros Laden«, sagte Winter.
    »Ach so, dann waren sie wohl ausgegangen.«
    »Normalerweise gab es sie?«
    »Ich glaub ja. Ich hab doch früher schon dort eingekauft, nur wegen der Fluppen hab ich angehalten.«
    Winter schwieg.
    Vor dem Fenster sang ein Vogel. Er hörte auf, fing aber schnell wieder an, als würde er sich in kurzen Intervallen ausruhen.
    »Ich hab gedacht, die hätten Marlboro«, sagte Reinholz. »Warum hätte ich sonst anhalten sollen?«
    »Erzählen Sie«,

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