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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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brauchen.«
    »Hör auf.«
    Sie stiegen die Treppen hinauf.
    Ein Musikfetzen glitt durchs Treppenhaus. Etwas Orientalisches, dachte Halders. Der Orient ist groß. Die halbe Welt.
    Er schloss die Wohnungstür auf. In der Wohnung war es kühl, aber in der Luft hing ein besonderer Geruch. Vielleicht war es nur Einbildung. Er schaute Aneta an. Sie nahm den Geruch auch wahr.
    Am Küchenfenster lagen Fliegen. Sie waren fett und reglos und bewegten sich auch nicht, als Halders und Djanali näher kamen.
    Draußen spielten Kinder. Aneta hatte sie gesehen, als sie das Haus betraten.
    »Es ist in den frühen Morgenstunden passiert«, sagte Fredrik hinter ihr.
    »Als niemand draußen war.« Aneta Djanali beobachtete die Kinder auf dem Spielplatz. Ein Junge schaukelte, ein Mädchen grub ein tiefes Loch in der Sandkiste, nach China. Gelangte man nach China, wenn man immer weiter grub? Vermutlich, China bedeckte einen großen Teil der nördlichen Erdhalbkugel. Von Rannebergen nach China. Oder in den Iran. Das war auch kein kleines Land. Viele Wüsten, viel Sand. Das Ehepaar Rezai stammte aus dem Iran. Vielleicht lag der Ort genau gegenüber der Stelle, wo das Kind einen Tunnel grub. Das Kind könnte auch von dort stammen oder seine Eltern; schwarze Haare, ein blasses Gesicht, große dunkle Augen, eine Nase, die sich abhob. Aneta sah alles sehr deutlich. Das Fenster war sehr sauber.

    Winter hatte den Zimtwecken auf den Teller gelegt. Er schmeckte gut, war aber zu groß. Die Bedienung war an den Tisch gekommen und hatte ihm Kaffee nachgeschenkt, wie es in schwedischen Cafés üblich ist.
    Sie saßen am Fenster. Der Platz lag verlassen in der Sonne. Es waren auch keine Kinder zu sehen.
    »Haben Sie Kinder?«, fragte Mozaffar Kerim.
    »Zwei kleine Mädchen.«
    »Gratuliere.«
    »Danke, und Sie?«
    »Ob ich Kinder habe? Nein.«
    Kerims Blick glitt über den Platz, als halte er Ausschau nach Kindern.
    »Da draußen gibt es viele Kinder«, sagte er und sah Winter wieder an.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die sich nicht zeigen. Sie halten sich versteckt. Oder werden versteckt gehalten.«
    Winter nickte.
    »Wie lange soll das so weitergehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Erst hat die Regierung diese Gesetze geschaffen, die dafür sorgten, dass alle, die sich versteckt hielten, hervorkommen und ihr Gesuch noch einmal überprüfen lassen konnten, und dann hat sie das Gesetz erneut verschärft, und die Leute mussten sich wieder verstecken.«
    »Ich weiß.«
    »Warum haben die Machthaber das getan?«
    »Fragen Sie mich nicht, Kerim. Ehrlich gesagt bin ich genauso erstaunt wie Sie.«
    »Haben Sie das auch ausgesprochen?«
    »Ja. Ich hab sogar gesagt, dass ich wütend bin.«
    »Zu wem haben Sie das gesagt?«
    »Zu allen, die es hören wollten.«
    »Hilft das?«
    »Nein.«
    »Wird es einmal ein Ende nehmen?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wann werden diese Behörden endlich Verständnis haben für leidende Menschen?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Was wissen Sie eigentlich?«
    Hoppla, wer stellt hier denn die Fragen?, dachte Winter. Wer hat die Oberhand? Wer von uns beiden?
    »Ich hab also keine Kinder«, sagte Kerim, »nicht hier.«
    »Ist Ihre Familie woanders?«
    »Nein. Und so hab ich es auch nicht gemeint.«

    Der Junge hatte sich nicht getraut, etwas zu erzählen. Er wusste, was dann passieren würde. Oder er meinte es zu wissen. Und das wollte er nicht.
    Aber er wusste, dass er sich in Gefahr befand. Am besten war es zu vergessen, Rad zu fahren und zu vergessen. Er hatte Sommerferien und er hatte Zeit; wenn er nur müde genug wurde, würde er es vielleicht vergessen.
    Der Mann, der ihn verfolgt hatte, war auch nicht wieder aufgetaucht.

    Hama Ali Mohammad hatte sein Moped verloren. Ohne Moped fühlte er sich nackt.
    Die Leute tratschten über den, der verschwunden war. Hussein, den sie wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchten, wie die Schweden sagten. Es war wie einen Mohammed in Arabien zu suchen. Oder einen Mister Singh in Indien.
    War das der, der bei dem Nigerianer gearbeitet hat?, hatte jemand gefragt. Die Gerüchte verbreiteten sich wie üblich.
    Diesmal war es kein jidder . Hama Ali kannte zwar nicht alle Details, aber es war unheimlich. Dies war wirklich kein Blabla.
    Hama Ali wartete. Ohne Moped zu warten, war schwerer. Nichts zu tun. Wenigstens war es kühl hier drinnen. Draußen war es heiß wie in einer Hölle. Das passte gut.
    Jetzt entdeckte er ihn. Er hob die Hand. Ey.

    »Sie haben gesagt, Hiwa war Ihr

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