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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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verschwunden.
    »Sind Sie jeden Tag hier?«, fragte Winter.
    »Wenn ich Zeit habe.«
    Winter schaute sich um. »Nettes Lokal.«
    Mozaffar Kerim hob langsam seinen Arm und sah lange auf seine Armbanduhr, wie um sich und Winter an das Vergehen der Zeit zu erinnern.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragte Winter.
    Kerim schüttelte den Kopf.
    »Heute kein Job?«
    »Noch nicht.«
    »Werden die kurzfristig angekündigt?«
    Der Mann antwortete nicht.
    »Im Allgemeinen meine ich.« Winter dachte an Kerims Job bei der Familie Aziz. Ihm war klar, dass der Dolmetscher denselben Gedanken hatte.
    »Manchmal.«
    »Denken Sie an Hiwa?«
    Mozaffar Kerim zuckte wie unter Elektroschock zusammen.
    »Was … meinen Sie?«
    »Was ich gefragt habe, nach Hiwa.«
    »Nein, ich habe nicht an ihn gedacht.«
    »An was haben Sie dann gedacht?«
    »Sie haben ja wohl kein Recht, mich zu fragen, woran ich gedacht habe. Oder hat die Polizei neuerdings auch dazu das Recht? So eine Art Gedankenspitzelei?«
    »Das nicht«, sagte Winter.
    Die Frau brachte Kaffee und Zimtwecken auf einem hölzernen Tablett, stellte Teller und Kaffee vor Winter auf den Tisch und ging wieder.
    »Ungewöhnlich, dass es hier noch Tischbedienung gibt.« Winter sah der Frau nach. Die Sonne schien zur offenen Tür herein und verlieh der Pizzeria Souverän einen goldenen Glanz.
    »Okay, ich hab an ihn gedacht«, sagte Kerim.
    Winter nickte und biss in den Zimtwecken.
    »Er war mein Freund«, sagte Mozaffar Kerim.

    Aneta Djanali und Halders parkten vor dem Supermarkt. Als sie aus dem Auto stiegen, schlug ihnen die Hitze entgegen.
    »Dreißig Grad«, sagte Aneta Djanali.
    »Das hab ich gesehen.«
    »So soll es übers Wochenende bleiben.«
    »Dann können wir den Hering im Garten essen«, sagte Halders.
    »Nein, besten Dank.«
    »Du willst nicht draußen sitzen?«
    »Du weißt, was ich meine, Fredrik.«
    »Du musst lernen, Hering zu essen. Irgendwann musst du Schwedin werden, Aneta.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass die Hälfte der schwedischen Bevölkerung nein danke sagt.«
    »Unmöglich.«
    »Aber neue Kartoffeln mag ich.«
    »Und flüssige Kartoffeln«, sagte Halders.
    »Ein Schnaps reicht.«
    »Das ist kein Schnaps. Ein Schnaps ist kein Schnaps.«
    »Hast du übrigens was besorgt?«
    »Den Schnaps? Was meinst du?«
    »Kommt Bertil auch?«
    »Ja, Bertil, Birgitta, Erik und Angela.«
    »Gut.«
    »Warum sollte der Kerntrupp des Fahndungsdezernats sich trennen, nur weil Mittsommer ist?«
    »Ja, warum?«
    Ein sehr kleiner Hund lief über den Parkplatz, ein Mischling mit schwerem Körper und kurzen Beinen. Er wirkte nicht besonders gefährlich. Der Hund sah sich in alle Richtungen um, als hielte er Ausschau nach einem Halsband, einem Herrchen oder einem Hundefänger. Dann verschwand er hinter der nächsten Hausecke.
    »Nimm dich vor dem Wolf in acht«, sagte Halders.
    »Das ist verboten«, sagte Djanali. »Hunde nicht angeleint rumlaufen zu lassen.«
    »Sag das mal dem kleinen Köter.«
    »Da kommt der Besitzer.«
    Ein Mann kam über den Parkplatz gelaufen, ein Mann mit schwerem Körper und kurzen Beinen. Er rief ihnen zu:
    »Haben Sie eben einen Hund gesehen?«
    »Meinen Sie den Rottweiler?«
    »Was? Nee, einen kleinen … ich weiß nicht, was für eine Rasse.« Er schien über seine eigenen Worte erstaunt zu sein und war langsamer geworden, blieb jedoch nicht stehen. Es sah aus, als würde er auf einem Laufband joggen.
    »Der Köter ist in die Richtung verschwunden.« Halders zeigte auf die Hausecke.
    »Danke«, sagte der Mann und verschwand ebenfalls hinter der Hausecke.
    »Ein Alltagsdrama. Dauernd ereignen sich Alltagsdramen«, sagte Halders.
    »Der Grund, aus dem wir hier sind, ist etwas gewichtiger«, sagte Aneta Djanali.
    »Dann also los.«
    Sie gingen auf das Haus zu. Es wirkte farblos im grellen Sonnenlicht, als hätte die Sonne einen Teil der ursprünglichen Farbe des Putzes weggeätzt. Es ist wie im Süden, dachte Halders. Wenn die Sonne lange genug scheint, verblasst alles.
    »Hier bin ich zum ersten Mal«, sagte Aneta Djanali.
    »In Rannebergen? Das soll wohl ein Witz sein?«
    »Nein. Ich bin zwar schon mal dran vorbeigefahren, aber ich hatte noch nie einen Grund anzuhalten.«
    »Den hast du jetzt, Aneta.«
    Sie standen vor der Tür. Halders nahm die Schlüssel hervor.
    Aneta Djanali holte tief Luft.
    »In der Wohnung ist nicht viel zu sehen«, sagte Halders.
    »Spielt keine Rolle für mich, das weißt du, Fredrik.«
    »Du hättest nicht mitzukommen

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