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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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scheint nachts unterwegs zu sein. Ist das üblich?«
    »Tja … das hängt von ihrem Zuhause ab. Ob die Eltern Kontrolle über sie haben, oder wie man das nennen soll. Manche Eltern haben kaum Kontrolle.« Sie sah Palm an und dann wieder Winter. »Und manche üben viel zu viel Kontrolle aus.« Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Nichts von beidem ist gut.« Möglicherweise lächelte sie wieder. »Alles in Maßen, dann ist es richtig.«
    »Aber dieser Junge darf offensichtlich machen, was er will«, sagte Winter. »Er fährt auf seinem Fahrrad herum. Ich hab ihn hier gesehen.«
    »Hier?« Sie sah sich um. »Hier, auf diesem Hof?«
    »Ja, zwischen den Häusern hier und dann weiter da oben.« Er zeigte in die Richtung, aus der er und Palm gekommen waren. »Er ist den Abhang neben den Treppen raufgefahren.«
    »Ich muss meine Kolleginnen fragen«, sagte sie. »Nach Ihrer Beschreibung weiß ich nicht, wer es ist.«
    »Das verstehe ich.«
    »Es gibt so viele Jungen … jetzt in den Sommerferien wimmelt es von Jungen. Warten Sie noch eine Stunde oder so, dann kommen sie raus.«
    »Er hatte einen Tennisball«, sagte Winter.
    »Warum wollen Sie mit ihm reden?«, fragte sie. »Ich weiß wohl, dass es mit diesen schrecklichen … Schüssen zu tun hat. Aber was hat der Junge damit zu tun?«
    »Das wissen wir noch nicht. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Hat er was gesehen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Winter. »Ich hoffe es.« Er breitete die Arme aus. »Aber andererseits hoffe ich es natürlich nicht.«
    »Könnte er in Gefahr sein?«, fragte sie. »Sucht ihn auch noch jemand anders?«
    Riita Peltonen dachte wie ein Fahnder. Sie strich sich über die ergrauenden blonden Haare. Sie sah nicht älter als fünfundfünfzig aus. »Ist es so wichtig?«
    »Ich glaube ja«, sagte Winter.
    »Ich werde tun, was ich kann.«
    »Vielleicht ist er auch schon umgezogen.« Winter sah Palm an. »Die Familie könnte umgezogen sein, ohne es Ihnen mitzuteilen. Das ist doch möglich, oder?«
    »So was ist schon vorgekommen«, sagte Palm.
    »Wann?«, fragte Riita Peltonen.
    »In den letzten Tagen, seit die Morde passiert sind.« Winter sah eine schwarz verschleierte Frau aus einer Haustür treten. Sie warf ihm einen Blick zu und sah dann weg, über die Wiesen und Felder. »Oder heute Nacht.«

    Hiwa Aziz’ Freunde wohnten über die nördlichen Stadtteile verstreut. Aber es waren nicht viele. Man braucht nicht viele Freunde, dachte Winter, wenn es nur die richtigen sind.
    Vor ihm saß Alan Darwish. Die Pizzeria Gloria hatte wenige Minuten zuvor geöffnet. Auf dem Weg zu ihr hatte Winter den Besitzer die Tür aufschließen und Alan aus der anderen Richtung über den Sportplatz der Schule kommen sehen. Am hinteren Ende spielte eine kleine Gruppe Fußball.
    Alan wollte keinen Kaffee, Winter bestellte sich eine Tasse. Sie hatten einen Tisch am Fenster gewählt. Es war immer noch früher Morgen. Hammarkullen erwachte erst langsam.
    Alan war in Hiwas Alter, etwas über zwanzig. Sein Blick war unstet und noch keinmal an Winter hängengeblieben. Er war irgendwo dort draußen.
    »Wie gut kannten Sie Hiwa?«, fragte Winter.
    »Woher wissen Sie, dass ich ihn kannte?«, fragte Alan zurück, immer noch, ohne Winter direkt anzusehen.
    »War das ein Geheimnis?«
    »Wa … nein.«
    »Wie gut kannten Sie einander?«, wiederholte Winter.
    »Wir … seit der Schule. Wir sind in dieselbe Klasse gegangen.« Winter nickte. Das wusste er natürlich schon.
    »Und dann haben Sie sich weiter getroffen?«
    Alan nickte schweigend.
    »Wo waren Sie, als er ermordet wurde?«
    Der Mann oder Junge oder Jüngling zuckte zusammen. Er wirkte älter als zwanzig plus, älter als Hiwa, aber nicht viel.
    Das war eine sehr direkte Frage.
    »In der … Nacht … war ich zu Hause.« Winter nickte.
    »Warum fragen Sie?«
    Winter bekam seinen Kaffee. Draußen gingen einige Kinder vorbei. Winter meinte, den kleinen Jungen mit der allzu großen Brille zu erkennen. Der Junge spähte zu Winter herein, als würde er den hellhäutigen Mann ebenfalls erkennen, der einem Schwarzhaarigen gegenüber saß.
    »Wann haben Sie Hiwa das letzte Mal getroffen?«, fragte Winter, ohne Alans Frage zu beantworten.
    »Das war … ich kann mich nicht erinnern.«
    »Einen Tag vor dem Mord? Eine Woche vorher? Zwei Wochen?«
    »Eine … das war vielleicht eine Woche vorher. Vielleicht auch mehr. Irgendwie so … ich weiß es nicht.«
    »Was sagen Sie dazu, wenn ich behaupte zwei Monate?«
    Alan antwortete

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