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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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nicht.
    »Dass Sie sich zwei Monate lang nicht mehr gesehen haben?«
    »Wer sagt das?«
    »Stimmt das?«, fragte Winter. »Ist es so lange her, seit Sie sich zuletzt getroffen haben?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Sie können sich nicht erinnern, ob es zwei Wochen oder zwei Monate waren?«
    »Nein.«
    »Haben Sie Gedächtnisprobleme, Alan?«
    »So was sollten Sie nicht sagen.«
    »Ich frage ja nur. Zwischen zwei Wochen und zwei Monaten besteht ein Unterschied.«
    »Es … waren keine zwei Monate. Vielleicht war es … einer.«
    »Das ist trotzdem eine lange Zeit«, sagte Winter, »wenn sich Freunde einen Monat lang nicht sehen.«
    Alan zuckte mit den Schultern.
    »Ich möchte wissen, warum es so eine lange Zeit war. Was ist passiert?«
    »Was … ich verstehe nicht.«
    »Was ist passiert, das dazu geführt hat, dass Sie sich nicht mehr getroffen haben?«
    »Woher wissen Sie das? Wer hat all das behauptet?«
    »Kümmern Sie sich nicht darum, Alan. Sagen Sie mir nur, ob ich Recht habe oder ob ich mich täusche.«
    Alan antwortete nicht. Er schaute wieder aus dem Fenster. Die kleine Kindergruppe war vorbeigegangen, der Junge mit der Brille und die anderen. Winter folgte Alans Blick. Hinter einem hohen Zaun flog ein Ball durch die Luft. Wer ihn getreten hatte, war nicht zu sehen. Da kam er wieder. Er flog hoch hinauf in den Himmel. Alan sah aus, als wollte er hinterherfliegen, dort bleiben.
    Das hier ist wichtig, dachte Winter, verdammt wichtig ist es. Da ist was, das hängt mit dem anderen zusammen. Ich war nicht sicher, wovon Shirin Waberi redete, und ich war nicht sicher, ob sie es wusste. Und Nasrin hat gar nichts davon gesagt. Sie hat auch Shirin nicht erwähnt, das war jemand anders, im Augenblick erinnerte sich Winter nicht daran, wer. Es waren so viele Namen und viele, die Fragen stellten, an den Türen klingelten, Telefongespräche führten, Namenslisten überprüften, Adressen, Schulfotos.
    Da war etwas, das hatte nicht gestimmt zwischen Alan und Hiwa.
    Etwas war passiert.
    Sie hatten aufgehört sich zu treffen. Alan wollte nicht sagen, warum.
    Er wollte überhaupt nichts sagen.
    Er hatte Angst.
    Hiwa hatte etwas getan. Allein. Oder zusammen mit anderen. Wenn Winter herausbekäme, was es war, dann wüsste er viel.
    Alan hatte solche Angst, dass er verstummt war. Das, wovor er sich fürchtete, hatte ihn verstummen lassen.
    Er sah ängstlich aus. Was hatte Hiwa getan?
    Es musste etwas sehr Ernstes gewesen sein.
    Es hatte ihn das Leben gekostet.
    Alan dachte an sein Leben. Winter sah es ihm an, las es in seinem Gesicht.
    Hiwa hatte kein Gesicht mehr. Warum hatte er es verloren?
    »Warum waren Sie keine Freunde mehr, Alan?«
    »Wir waren Freunde.«
    »Warum haben Sie sich nicht mehr getroffen?«
    »Das … ergibt sich manchmal so.«
    »Was hat er getan, Alan? Was hat Hiwa getan?«
    Alan antwortete nicht.
    »Erzählen Sie mir, was er getan hat.«
    »Ich weiß es nicht.«
    Das klang nicht überzeugend. Alan suchte draußen Hilfe, dauernd glitt sein Blick hinaus. Der Ball war nicht mehr am Himmel. Er konnte nicht mehr fliegen.
    »Wovor haben Sie Angst, Alan?«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Erzählen Sie es mir.«
    »Es gibt nichts zu erzählen.«
    Die Brillenschlange war wieder da. Der kleine Junge starrte Winter an wie einen Promi. Winter war gewissermaßen ein Promi, aber wohl kaum für den Jungen. Für den war er nur ein fremder Weißer.
    Winter heftete seinen Blick wieder auf Alan, der auf die schwarz-weiß karierte Tischdecke starrte. Das ganze Lokal war in Schwarz-Weiß gehalten. Winter meinte, in einer Ecke einen Juventuswimpel entdecken zu können, sonst gab es überhaupt keinen Wandschmuck. Vielleicht waren dies die Farben eines arabischen Clubs, Bagdad BK , IFK Amman. Aus einem unsichtbaren Lautsprecher ertönte Musik, vielleicht arabische, vielleicht kurdische oder persische. In ihrem Mordfall hatten sie es auch mit Musik zu tun. Die Mörder hatten die Musik in Jimmys Laden nicht abgestellt, die kurdische Musik, Musik für Kurdistan. Für dich, Kurdistan. Warum für dich? Waren die Morde für dich? Wurden die Morde von Kurdistans Besten ausgeführt? Hatten die Opfer Kurdistan geschändet? Aber nichts deutete darauf hin, dass die Mörder die CD mitgebracht hatten. Derartige Spuren gab es nicht auf der Anlage, auf der Scheibe, dem Cover. War es ein Zufall? Hatten sie die Musik überhaupt gehört? Vor den Schüssen, nach den Schüssen? Hatten sie sich darum gekümmert? Niemand hatte bisher

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