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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Er schaute auf seine Armbanduhr. Es dauerte noch einige Stunden, bis die Sonne für kurze Zeit hinter dem Horizont verschwinden würde, so wie sich jemand für eine Stunde ins Bett legt und dann wieder aufsteht und zur Arbeit geht. Solche Tage hatte er erlebt, Wochen. Genau so eine Woche hatte er hinter sich. Deswegen schlief er jetzt ein. Die Schnäpse trugen das ihre dazu bei. Er träumte, er läge in einem Bett in einem fremden Haus und neben ihm schlafe seine Tochter. Er wachte auf und erinnerte sich an den Traum. Vermutlich hatte er nur wenige Minuten geschlafen. Nichts hatte sich verändert. Zum ersten Mal hatte er die Realität geträumt. Es musste etwas zu bedeuten haben, wenn Träume weder Leben noch Zeit verändern. Dann entkam man nicht. Der Traum war kein Zufluchtsort mehr. Es gab Leute, die fanden sogar Trost in ihren Alpträumen. Er war ihnen begegnet, und er würde ihnen weiterhin begegnen. Es tat ihm nicht gut, so zu denken, und auch nicht, darüber nachzudenken. Jetzt lachte wieder jemand im Garten. Das war ein gutes Gefühl. Er stellte ein Bein auf den Fußboden und richtete sich vorsichtig auf. Lilly bewegte sich, wurde jedoch nicht wach. Das Tanzen hatte sie Kraft gekostet. Und die Baisers. Plötzlich hatte er ungeheuren Appetit auf etwas richtig Süßes, sein Blut forderte das. Er hätte ein Kilo Baisers in sich hineinstopfen können. Einen Teller Baklava oder das, was man Kunafa nannte. Entsetzlich süß.

    Was ist das für ein Ort? Wie dunkel es hier ist. Dürfen wir uns nicht zeigen? Oder da hinten? Dort ist doch niemand! Sie sind alle weg und der große weiße Mann und sein Bror sitzen irgendwo und singen Sauflieders. Sauflieder? Ja, ja, spielt doch keine Rolle, wie das heißt. Ob mit oder ohne s. Hat es dir etwa geholfen, eine ruhige Kugel zu schieben? Eine ruhige Kugel schieben, ha! Das war fast witzig. Genauso witzig wie flus . Ich werde langsam ungeduldig. Ich hab meinen Job erledigt und will dafür bezahlt werden. Wenn du das flus versteckt hast, musst du es jetzt wiederfinden. Ich verstehe, ja, ja. Sie könnten auch bei dir zu Hause suchen, das versteh ich ja. Was war da … hast du das gehört?! Ist noch jemand hier? Ich hab was gehört! Ein Vogel? Ach so. Ja, ich höre. Jetzt hat er wieder geschrien. Da hat was geknackt, aber das war wohl der Wald. Oder ein Elefant oder ein Kamel! Ich kenne Leute, die haben Kamele besessen, du auch? Was? Was? Ich hab dich nicht verstanden. Scheiße, jetzt hat es wieder geknackt! Hast du das gehört? Da ist jemand! Wer ist das? Hallo! Hallo! Nein, ich muss nachsehen. Ich muss … ich meine, jemanden gesehen zu haben … da ist jemand!

    Halders steckte den Grill mit einem elektrischen Anzünder an.
    »Die Zeiten, in denen man mit Brennspiritus nachgeholfen hat, sind vorbei. Keine vergiftete Atmosphäre mehr.«
    »Ganz zu schweigen von vergiftetem Essen«, sagte Aneta Djanali.
    »Die Frage stellen wir uns später«, sagte Halders und schaute zu, wie der Rauch aus den Briketts aufstieg.
    Sie saßen auf Stühlen, die verstreut auf dem Rasen standen. Die Sonne schien immer noch stark und warm, aber das Licht hatte sich verändert. Aus dem Haus kamen Kinderstimmen. Die Mädchen kümmerten sich um Lilly, die inzwischen wieder wach geworden war.
    »Wenn Martin das nächste Mal in Schweden ist, muss er herkommen und uns eine Lektion im Grillen erteilen«, sagte Halders.
    »Ich werd’s ihm sagen.« Ringmar schmunzelte.
    Niemand fragte, wann Martin zuletzt zu Hause gewesen war. Darüber wollten sie nicht reden. Winter betrachtete Ringmars Profil. Vor fünf, sechs Jahren war es zwischen Bertil und seinem Sohn zu einem Konflikt gekommen, der zwar jetzt aus der Welt war, aber Bertil hatte ihn nicht vergessen und auch sonst niemand in der Familie. Danach war Bertil nicht mehr derselbe gewesen, wenn man so einen blöden Ausdruck in diesem Zusammenhang benutzen wollte.
    »Einmal, als er so um die zwanzig war, hat er einen Weihnachtsschinken gegrillt«, sagte Ringmar jetzt.
    »Nee, also wirklich«, sagte Aneta Djanali.
    »Doch, es ist wahr. Am Tag vor Heiligabend stellte er den Grill auf die Veranda, legte Briketts auf und einen fünf Kilo schweren Weihnachtsschinken obendrauf.«
    »Hat es funktioniert?«, fragte Winter.
    »Der beste Weihnachtsschinken, den ich je gegessen habe!«, sagte Ringmar.
    »Ehrlich?«
    »Wirklich. Es war der Rauchgeschmack. Und der Schinken war sehr saftig.«
    Ringmar erhob sich, ging zu Halders’ neuem Grill und studierte ihn. Jetzt

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