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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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stieg mehr Rauch auf, bald würden die Briketts ordentlich glühen. Es war das erste Mal, dass der Grill benutzt wurde. Halders sah stolz aus. Er hielt sich für einen Grillmeister und Martin Ringmar konnte ihn nicht übertreffen.
    »Danke für den Tipp«, sagte Halders. »Silvester will ich Rinderfilet grillen.«
    »Gut, Fredrik.«
    »Ich bin fast Vegetarierin«, sagte Aneta Djanali.
    »Ich bin ein Fleisch essender Vegetarier.« Halders lächelte Ringmar an. »Fühl dich zu Silvester eingeladen.« Er hob den Kopf und warf einen Blick in die Runde. »Ihr seid alle eingeladen.«
    Sie hoben ihre Weingläser zum Dank, nur Winter nicht, der hob ein kleines Glas Whisky. Er hatte sich einen Corps angezündet, und der Rauch trieb zu Halders’ Grill, als suche er Gesellschaft.
    »Vielleicht sind wir über Neujahr in Asien«, sagte Ringmar.
    »Ja, ja, Kuala Lumpur, Singapur, behalt’s für dich, Bertil«, sagte Halders.
    »Vielleicht grillt er auch in Kuala Lumpur Weihnachtsschinken?«, sagte Aneta Djanali. »Frag ihn doch mal.«
    »Das werd ich machen.«
    »Jetzt gibt’s ein bisschen Fingerfood«, sagte Halders. »Die Kinder lieben Fingerfood.«

    Auf dem Grill lagen verschiedene Fleischsorten, aber überwiegend Lamm. Das war gut. Winter stand neben Halders und nippte ein wenig am Whisky. Bald würde er einen Teil des Fleisches glasieren. Halders nippte an seinem Whisky. Die Sonne war hinter einigen Hügeln verschwunden, aber es war immer noch sehr warm und der Himmel fantastisch blau, das schönste Blau, das man sich vorstellen konnte.
    »Ist das eine Art Ruhe vor dem Sturm?«, sagte Halders.
    »An welche Art Sturm denkst du?«
    »Vermutlich an denselben wie du.«
    »Wir haben den ganzen Nachmittag vermieden, darüber zu sprechen, Fredrik. Vielleicht sollten wir es weiter so halten.«
    »Ja, du hast Recht.«
    »Eine Pause tut uns gut. Es ist sowieso intensiv genug.«
    »Hast du wirklich aufgehört, daran zu denken?«
    »Nein.«
    »Wo ist da nun der Unterschied?«
    »Der Unterschied besteht darin, dass wir es nicht hören müssen.«
    »Soviel ich weiß, kann man auch seine eigenen Gedanken hören. In seinem Innern. Manchmal hilft es, über Sachen zu sprechen.«
    »Und manchmal nicht.«
    »Und heute ist Mittsommer, da wird nicht über den Job gesprochen, das können wir Birgitta und Angela nicht antun.«
    Winter antwortete nicht. Er stellte sein Glas auf ein Tischchen und nahm die Schüssel mit der Glasur. Sie roch nach Kräutern und Knoblauch und schwach süßlich. Er mochte nichts Süßes mehr. Vom Baiser war etwas übrig geblieben.
    »Und den Kindern auch nicht«, fuhr Halders fort.
    Winter bestrich die Lammscheiben mit der Glasur. Halders legte zwei marinierte Lammkoteletts auf den Grill. Er schaute Winter an.
    »Es ist zu still«, sagte er, »viel zu still. Es ist zu schön. Deshalb habe ich ein ungutes Gefühl.«

24
    S ie warteten auf Mitternacht. Der Himmel war immer noch fantastisch blau, nur etwas dunkler. Diese blaue Farbe hatte sicher auch einen Namen. Die Bäume umgaben den Garten wie große geheimnisvolle Schatten. Alles war perfekt. Die Kinder schliefen im Haus, und Angela sah auch aus, als wäre sie kurz vorm Einschlafen. Winter erwog, sie vom Gartenstuhl zu heben, in dem sie in einer unbequemen Haltung lehnte, sie ins Haus zu tragen und in ein leeres Bett zu legen. Kleine Kinder kosteten Kraft. In der letzten Woche hatte Angela die Hauptlast getragen, er im vergangenen halben Jahr, er wusste, wie es war. Man schlief vor Mitternacht ein, und erst recht nach einigen Gläsern Wein.
    Halders ließ den Blick über Lundens Abhänge schweifen. Dort unten lag das Stadtzentrum. Die Straßenbeleuchtung flimmerte sinnlos, einige Autos glitten am Ullevi-Stadion vorbei.
    »Die Leute in anderen Ländern können sich vermutlich gar nicht vorstellen, dass der Norden so schön sein kann«, sagte Halders.
    »Wir haben alles, oder?«, sagte Winter.
    »Das haben wir wirklich.«
    »Wir wissen gar nicht, wie gut wir es haben.« Winter zog die Corpsschachtel aus der Brusttasche.
    »Ich weiß es«, sagte Aneta Djanali.
    »Es ist noch mehr Wein da.« Halders streckte sich nach einer Flasche auf dem Tisch. »Die Nacht ist noch jung.«
    »Wann wird sie alt?«, fragte Aneta Djanali. »Wo ist die Grenze zum Alter oder Mittelalter?«
    »Meinst du das jetzt ernst?«
    »Na klar. In Burkina Faso gibt es solche Ausdrücke nicht, wie dass die Nacht noch jung ist. Dort bricht die Dunkelheit jeden Abend zur gleichen Zeit früh herein, und die

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