Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
hätte irgendwo in Schweden sein können, aber in keinem anderen Land.
    Sie begegneten einem Auto ohne Licht.
    »So ein Idiot.« Halders’ Stimme klang verdrossen. »Verdammter Idiot.«
    Die anderen sagten nichts.
    »Warum tun wir uns das an?«, fragte Halders. »Der da oben liegt hat vielleicht gar nichts mit unseren Fällen zu tun.«
    Niemand antwortete.
    »Oder? Warum sollten wir so ein Glück haben, dass es sich um unsere Leiche handelt?«
    Ja, warum? Es konnte wer weiß wer sein. Es konnte mit irgendwelchen anderen Tragödien zusammenhängen. Winter starrte geradeaus auf die Straße. Bergenhem fuhr schnell und ruhig. Bald würden sie am Ziel sein.
    »Ich hab das Gefühl, es hängt mit den anderen Morden zusammen«, sagte Ringmar. »Das Gefühl haben wir alle. Sonst würden wir uns das nicht antun.«
    »Wie weit müssen wir von der Straße aus zum Fundort laufen?«, fragte Halders.
    »Einige hundert Meter«, sagte Winter. »Dies hier ist eine Abkürzung.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es führt noch ein Pfad von der anderen Seite zu der Stelle, vom Rymdtorget. Aber mit dem Auto ist es von dieser Seite aus näher.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich bin schon mal dort gewesen«, sagte Winter. »Aber das ist lange her.«
    Er war durch diesen Wald gegangen, vor langer Zeit. Er war in ein Handgemenge auf dem Marktplatz verwickelt gewesen. Damals war er vollkommen nüchtern gewesen. Heute Nacht müssen wir uns die Reporter vom Leib halten, obwohl für uns mildernde Umstände gelten. Bertil muss sich im Hintergrund halten. Er scheint etwas mehr getrunken zu haben. Vielleicht schläft er im Auto ein. Lars kann auf ihn aufpassen, bis wir zurück sind.
    »Da ist es«, sagte Lars. Sie sahen das Blaulicht in der Mittsommernacht blitzen. Dieses aggressive Licht in der milden Nacht wirkte gespenstisch, aber ein Traum war es nicht. Winter musste an seinen Traum denken, der die Wirklichkeit nicht verzerrt, sondern sie wahrhaftig wiedergegeben hatte. Ein Mittsommernachtstraum.

    Die Streife, die als Erste am Fundort eingetroffen war, hatte in ausreichendem Abstand Absperrbänder gezogen. Dahinter entdeckte Winter Öberg, zusammen mit einem Rücken, den er zunächst nicht erkannte. Öberg schaute auf und winkte sie hinter die Absperrung.
    Der Tote im Wald war fast noch ein Junge. Er hatte eine schreckliche Wunde und starrte mit einem verwunderten Gesichtsausdruck in den Himmel. Er gehörte nicht hierher.
    »Wissen wir, wer es ist?«, fragte Halders.
    Öberg schüttelte den Kopf.
    »Er hat keine Papiere bei sich«, sagte er. »Gar nichts, keine Brieftasche.«
    »Jedenfalls ist das nicht Hussein Hussein«, sagte Ringmar. »Der ist uns anders beschrieben worden.«
    »Dieser ist sehr viel jünger«, sagte Winter.
    »Sieht trotzdem aus wie ein Araber«, sagte Halders.
    Öberg warf ihm einen Blick zu, als hätte Halders sich rassistisch geäußert, abwertend wie »verdammter Stockholmer« oder »Scheiß-Schone«.
    »Ist das da die Todesursache?« Halders wies mit dem Kopf auf den Hals des Mannes.
    »Soweit ich das im Augenblick erkennen kann, ja«, antwortete Öberg. »Wenn die Gerichtsmedizinerin kommt, erfahren wir mehr.«

    Die Stelle war taghell erleuchtet. Dafür waren nicht viele Scheinwerfer nötig. Öberg und seine Leute durchkämmten das Gelände. Im Moos fanden sie Fußspuren, aber es waren zu viele. Dies war kein unbekannter Ort. Die ganze Zeit hörte Winter Stimmen aus der Ferne. Während sie sich dort aufhielten, erwachte der Wald immer mehr zum Leben, und die Vögel begannen zu singen, es klang wie im Dschungel.
    »Wer hat den Mord gemeldet?«, fragte Halders.
    »Ein nächtlicher Orientierungsläufer«, sagte Winter, der sich informiert hatte, unter anderem bei der Zentrale des Landeskriminalamtes.
    »Ein was?«
    »Ein junger Mann, der heute Nacht einen Orientierungslauf unternommen hat. Eine Stirnlampe hat er vermutlich nicht gebraucht.«
    »Orientierungslauf in der Mittsommernacht. Das ist pervers«, sagte Halders.
    »Er ist nach Hause gelaufen und hat von dort aus angerufen. Ich hab ihn gebeten, auf mich zu warten. Ich will später mit ihm reden.«
    »Und wen haben wir jetzt hier?« Halders sah auf die Leiche hinunter. Der Gesichtsausdruck war immer noch genauso verwundert, und wer wäre nicht verwundert gewesen. Niemand wusste, wie die drei Toten in dem Laden im Augenblick ihres Todes ausgesehen hatten, nach dem Willen der Mörder sollte das nicht zu erkennen sein. Vielleicht waren Jimmy, Hiwa und Said nicht

Weitere Kostenlose Bücher