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Rotglut

Rotglut

Titel: Rotglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liliane u Rist Biggi Skalecki
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hochgesteckt und mit einer riesigen Sonnenbrille dekoriert.
    »Jetzt halt mal die Luft an, Nummer 3. Da gehen doch jede Menge unschuldiger Leute drauf. Und überhaupt. Von welchem Andi faselst du die ganze Zeit? Nummer 6, du bist doch unser Mister Allwissend, von welchem Andi ist denn hier die Rede?«
    Der als Nummer 6 Angesprochene rollt mit den Augen. Mit einer fahrigen Handbewegung schiebt er sich die dunklen Haarfransen, die ihm in die Stirn hängen, hinter sein linkes Ohr. Er zieht noch einmal an seiner Zigarette und drückt sie auf der Tischplatte aus.
    »Stehst du heute auf dem Schlauch? Er meint den Baader. Der hat doch mit der Gudrun und noch ein paar Leutchen vor ein paar Jahren Brandsätze in einem Frankfurter Kaufhaus gelegt und gezündet. Ging um die Scheiße in Vietnam.«
    »Ach, der Andi. Klar. Aber haben sie den nicht geschnappt, zusammen mit dem Jan-Kurt und dem Holgi?« Sie nippt an ihrem Bier.
    Nummer 6 stöhnt genervt auf. »Jan-Carl 1 , nicht Jan-Kurt, und der andere heißt auch nicht Holgi. Das ist doch kein Meerschweinchen. Holger, Hol-geer, hörst du?«
    Das Mädchen nickt ergeben. »Andererseits, eigentlich sind das doch richtige Verbrecher«, wirft sie ein, »ich meine, ihretwegen sind doch auch schon ein paar Menschen ums Leben gekommen. So weit darf das Ganze auch nicht gehen. Da hätt ich dann doch Skrupel.« Das Mädchen verstummt leicht verunsichert, als ihre beiden Begleiter sie ungläubig anstarren.
    »Das glaub ich jetzt nicht. Wo hat denn unser Prinzesschen die letzten Jahre verbracht? Hat dir nicht eben der Schlaufi berichtet, was gerade in Chile passiert? Man muss auch mal Farbe bekennen. Meinst du, der Benno 2 ist nur zum Spaß auf die Straße gegangen und hat sich über den Haufen schießen lassen?« Ziegenbärtchen haut mit der Faust auf den Tisch.
    »Er und die anderen haben in Berlin gegen ein Unrechtsregime protestiert. Und was machen unsere Bonzen? Laden den König von Persien ein und knallen den Benno ab wie einen räudigen Köter.«
    »Schah«, korrigiert ihn sein Gegenüber.
    »Schah, König, Kaiser. Ist doch alles die gleiche Scheiße. Man muss schon für seine Prinzipien einstehen, Nummer 4. Zur Not mit Gewalt. Klar, Unschuldige sollten dabei nicht draufgehen …«
    »Ja, aber …«, versucht seine Kommilitonin einzuwenden.
    »Nix aber. Schau dir doch die Guerillas an. Ich meine unsere Guerillas, die vom 2. Juni.« Er trinkt das Beck’s direkt aus der Flasche und wischt sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    Das Mädchen zuckt hilflos mit den Schultern und schüttelt schweigend den Kopf.
    »Kriegst du gar nix vom echten Leben mit?«, der Dunkelhaarige wirft theatralisch den Kopf in den Nacken und hebt die Hände.
    »Jetzt pass mal auf, Kleines, es ist dringend an der Zeit, dass du Nachhilfe bekommst. Bei dir hat der Schlaufi ja eindeutig versagt. Oder schläfst du mittwochs immer?« Er winkt der Bedienung mit der leeren Flasche. Sie nickt und bringt ihm ein neues Bier.
    »Also«, fährt er fort, »der Benno starb am 2. Juni, so heißen auch die Guerillas – ›Bewegung 2. Juni ‹ . Die machen auch mit Bombenanschlägen auf sich aufmerksam. Hier mal ein Yachtclub, da mal auf die Bullen höchstpersönlich, alles in Berlin. Bremen ist ein richtig dröges Nest dagegen.«
    Das Ziegenbärtchen hebt erneut die Faust und verteidigt seine Heimatstadt.
    »Also bitte. So dröge auch wieder nicht. Der passive Widerstand hat hier Tradition. Ich war 68 dabei, als wir in Bremen mit Sitzblockaden die Erhöhung der Bus- und Bahnpreise verhindert haben. Es fing mit wenigen Leutchen an, am Schluss waren wir ein paar Tausend. So eine Demo müssten wir Studenten doch auch wieder hinkriegen. Ist besser, als ’ne Bombe ins Karstadt-Kaufhaus zu werfen. Da hat Nummer 4 recht.« Um seine Worte zu unterstreichen, hebt er seine Flasche und prostet dem Mädchen zu.
    Der andere lässt sich nicht beirren. »Du weißt doch selbst, wie sie mit Demonstranten umgehen. Und wenn sie in noch so friedlicher Absicht kommen. Der Benno ist tot, den Rudi 3 hat es fast ins Jenseits befördert. Und glaubt ihr, wir könnten einfach so gegen Pinochet demonstrieren, wo jetzt die Amis und der Westen den Arsch unterstützen? Nee, da müssen wir uns was Besseres einfallen lassen. Wir müssen dem chilenischen Volk unsere Solidarität bekunden, sie finanziell unterstützen. Eine Bank überfallen oder so. Los, ihr beiden Null-Nummern, macht euch mal ein paar Gedanken.«
    »Ich find das mit den Nummern doof.« Das

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