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Rotglut

Rotglut

Titel: Rotglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liliane u Rist Biggi Skalecki
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Vornamen präsent sind. Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen nicht erzählen. Schönen Tag noch.« Sie ließ Hölzle erneut einfach stehen und bemühte sich wieder zu ihrer Kundin.
    Hölzle war verblüfft darüber, wie zügig die Frau ihn abserviert hatte. Das erlebte er nicht so oft. »Grins nicht so blöd!«, herrschte er Harry an, der amüsiert dreinblickte.

    *

    Saskia Uhlenbruck grübelte in ihrem Arbeitszimmer vor sich hin. Sie konnte selbst kaum glauben, dass sie das Ganze so mitnahm. Eigentlich hatte sie ihren Vater ja gar nicht gekannt. Außer Fotos und dem Wenigen, das ihre Mutter erzählt hatte, gab es keine Erinnerungen an ihn. Seltsam, und doch ging ihr das sehr nahe.
    Immer wieder versuchte sie, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, ein Antrag auf Bewilligung weiterer Therapiestunden für einen Patienten stand an. Doch sie starrte nur auf ihren Bildschirm, der schon seit geraumer Zeit dunkel geworden war. Schonprogramm. Das hätte sie auch nötig.
    Saskia riss sich aus ihren Gedanken. Irgendwas musste da noch gewesen sein. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass ihre Mutter ihr wieder einmal die Wahrheit vorenthalten hatte, dass der Brief ihres Vaters nicht von Hannelore verbrannt worden war, sondern immer noch existierte. Sie klappte den Deckel ihres Laptops zu. Der Antrag musste warten. Noch im Hinausgehen kramte sie ihre Autoschlüssel aus ihrer Handtasche und verließ ihren Praxisraum. Fahrig schloss sie ihre Bürotür hinter sich ab und hastete zu ihrem Auto. ›Wenn ich recht habe und der Brief noch da ist, dann …, dann …, ich weiß auch nicht, was ich Mama dann antue, wenn sie mich schon wieder belogen hat‹, dachte sie zornig, während sie nach Oberneuland fuhr. Fast hätte sie einem Radfahrer die Vorfahrt genommen, sie konnte gerade noch bremsen, der Radfahrer noch eben ihrem Wagen ausweichen. Mit erhobenem Mittelfinger setzte er seinen Weg fort. Saskia war es egal. Sie musste nun endlich der Wahrheit auf den Grund gehen und fragte sich zum wiederholten Mal, warum sie den Polizeibeamten verschwiegen hatte, dass ihre Mutter all die Zeit gewusst hatte, dass ihr Vater Raimund noch lebte.
    Als sie am Haus ihrer Eltern ankam, machte sie sich erst gar nicht die Mühe, an der Haustür zu klingeln. ›Bei diesem Wetter ist Mama bestimmt auf der Terrasse oder im Garten.‹
    Daher nahm sie den kleinen, mit Natursteinen ausgelegten Weg, der hinter das Haus und in den Garten führte. Sie war erst wenige Schritte gegangen, wollte eben um die Hausecke biegen, als sie laute Stimmen vernahm. Saskia Uhlenbruck verharrte, unsicher, ob sie zurückgehen und doch klingeln sollte oder nicht. Lauschen war nicht ihre Art, doch als sie ihren Namen vernahm, blieb sie, wo sie war.
    »Aber das ist doch Unsinn, Simon, du hast doch damit nichts zu tun. Janas Vater übertreibt. Warum hast du das Ganze überhaupt erzählt? Ich bin sicher, das war nicht in Saskias Interesse«, hörte sie die aufgeregte Stimme ihrer Mutter.
    »Meine Güte, woher sollte ich denn wissen, was das für Wellen schlagen würde«, ertönte Simons Stimme, »Jana und ich erzählen uns eben alles. Was soll denn das für eine Basis für unsere Ehe sein, wenn ich schon davor zum Geheimniskrämer werde? Ich hatte ja nicht die blasseste Ahnung von alldem. Und Ferdinand Theuerholz hat mehr als deutlich gemacht, dass er von einem Schwiegersohn, in dessen Familie soeben ein schwarzes Schaf aufgetaucht ist, nicht gerade begeistert ist.« Er machte eine Pause. »Und weißt du was? Ich kann ihn ja sogar verstehen. Welcher Vater will das schon? Und überhaupt würde ich mal gern wissen, was dein Exmann angestellt hat, dass er von der Bildfläche verschwinden musste. Weder Saskia noch ich haben eine Ahnung davon. Man bekommt ja weder von dir noch von Ferdinand eine befriedigende Antwort. Ferdinand möchte, dass Elvira nichts davon erfährt, er sagt nur, es würde sie zu sehr aufregen. Und wir haben keinen blassen Schimmer, um was es geht.« Simon war außer sich vor Zorn.
    »Aber …«, begann Hannelore, doch Simon fiel ihr ins Wort.
    »Menschenskind, nichts ›aber‹! Warum hast du nie etwas erzählt?« Er klang vorwurfsvoll.
    »Warum hätte ich das tun sollen? Raimund war ja nicht dein Vater, und als er verschwand, gab es dich noch nicht einmal in Gedanken. Ich wollte vergessen, Simon, und das habe ich bis vor einigen Tagen auch getan.«
    Saskia hatte genug gehört. Sie ging weiter. Betreten begrüßte sie ihre Mutter und Simon auf der Terrasse.

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