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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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als Erben der Molukken-Krieger. Viele Motorradclubs nehmen für sich in Anspruch, außerhalb der Gesellschaft zu stehen, sich dieses Recht herausnehmen zu können. Aber nur Satudarah hat einen guten Grund dafür, leben sie doch in einer Gesellschaft, die sie mehrmals verraten hat und die ihnen keine Chance gegeben hat, menschenwürdig zu leben.
    Wie erbärmlich ist da doch im Vergleich der Gründungsmythos der Hells Angels, einer Ansammlung von Hilfsarbeitern und Kleinkriminellen, deren Außenseitertum nur darauf basierte, dass sie es in der Gesellschaft wegen fehlender Fähigkeiten ohne Club nie zu einem nennenswerten Einkommen geschafft hätten.
    2009 schloss sich der gesamte Trailer-Trash-MC Satudarah an, ein Club, in dem sich hauptsächlich Zigeuner organisiert hatten. Auch sie Außenseiter auf der ganzen Welt.
    So gelang es Satudarah, in zwei Jahrzehnten zum größten und einflussreichsten Club der Niederlande zu werden. Mittlerweile haben sie in den Niederlanden 400 Mitglieder in 22 Chaptern. Die Hells Angels kommen nur auf 17 Charter.
    2012 war dann das Jahr der internationalen Expansion. Zunächst eröffnete das erste Satudarah-Chapter in Belgien, in Antwerpen. Dann war Deutschland dran.

Patchover
    »Nach BILD -Informationen hatten Mitglieder des ›Hells Angels‹-Unterstützerclubs ›Clan 81‹ gegen 19.30 Uhr mindestens zwei Männer vor dem ›Café Chancé‹ angegriffen. Einer der Angegriffenen soll Mitglied beim verfeindeten Rockerclub ›Gremium Bosporus‹ sein. Offenbar wollte der ›Clan 81‹ seine Gebietsansprüche deutlich machen.«
    BILD , 4.8.2012, »Rockerattacke in Düsseldorf!«
    Der Angriff beginnt am frühen Abend. Er dauert keine 20 Minuten, am Ende bleibt ein schwer verletzter Bruder liegen. Das »Internet- und Sportcafé« in Düsseldorf-Holthausen sieht von außen völlig unscheinbar aus. Die Fassade ist weiß gemauert, die Schaufenster sind nur im oberen Viertel durchsichtig, damit Passanten den Gästen nicht beim Kaffeetrinken zugucken können. Zwei Tafeln werben für die aktuellen Snack- und Getränkeangebote.
    Der Besitzer des Cafés steht Gremium Bosporus nahe. Wir sind gern gesehene Gäste bei ihm. Für die Hells Angels ist das eine Provokation. Glauben sie doch immer noch, dass Düsseldorf ihre Stadt ist und andere Clubs hier nichts zu suchen haben.
    Mag das vor ein paar Jahren noch gestimmt haben, wankt die Macht der Hells Angels mittlerweile auch im Rheinland. Bis vor Kurzem sorgten die Rot-Weißen für die Sicherheit im Rotlichtmilieu, jetzt gibt es immer mehr Clubs, die einen normalen Sicherheitsdienst beauftragen. Das hätte sich vor nicht allzu langer Zeit keiner getraut.
    Die Macht an der Tür ist aber die Schlüsselposition für jeden Motorradclub. Wer die Tür kontrolliert, kontrolliert automatisch auch die Geschäfte, die im Club laufen, egal ob es um Prostitution oder Drogen geht. Die Rot-Weißen schäumen vor Wut über ihren Bedeutungsverlust. Dass mit Gremium jetzt auch in Düsseldorf ein anderer Club Präsenz zeigt, macht den Höllenengeln Angst. Zwischen Gremium und Hells Angels laufen Gespräche, die Engel fordern ein Kuttenverbot für uns in Düsseldorf. Wir sollen uns zwar in der Stadt bewegen können, nur nicht als Gremium Bosporus erkennbar sein.
    Ihre Wut wollen sie an unserem Café auslassen.
    Es ist Nachmittag, als 20 Männer auf das Café zukommen. Sie sind dunkel gekleidet, in ihren Händen halten sie Schlagstöcke. Scharfe Waffen scheint niemand dabeizuhaben, es rechnet wohl niemand mit ernsthaftem Widerstand. Die Männer gehören zum Clan 81, einem Unterstützerclub der Hells Angels. Einer unserer Brüder steht vor der Tür. »Ist der Chef da?«, fragt einer der Männer. Dann prügeln sie mit den Schlagstöcken auf den Wehrlosen ein. Sie gehen weiter ins Café, zertrümmern die Einrichtung.
    Ein kurzer, hemmungsloser Gewaltexzess. In mörderischer Überzahl gegen den Chef eines kleinen Cafés. Bevor die Polizei auftaucht, sind alle wieder verschwunden.

    Als ich von dem Überfall erfahre, ist mir klar, dass wir reagieren müssen. Wenn einer unserer Brüder angegriffen wird, muss zwingend Rache folgen. Das macht ja gerade die Stärke einer Gemeinschaft aus. Unsere Feinde greifen nie nur einen von uns an, sondern alle.
    Der Fall wiegt aber noch schwerer. Denn hinter dem Angriff stehen keine persönlichen Motive. Die Hells Angels wollen uns als Club sagen, dass wir in Düsseldorf nichts zu suchen haben. Ihre Drohung soll uns dazu bringen, Düsseldorf

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