Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
Satudarah. Knapp 20 Rocker legten ihre alten Kutten ab und zogen die Farben von Satudarah an. Damit wurde Duisburg das erste Chapter des Clubs auf deutschem Borden. Statt dem Clown mit den zwei gekreuzten Pistolen, dem bisherigen Zeichen des Clubs, prangt jetzt der doppelköpfige Indianer mit den neun Federn am Clubhaus, das Zeichen von Satudarah.
300 Rocker von befreundeten Clubs kamen zu diesem Ereignis. Die Polizei stand in den Nebenstraßen bereit, musste aber nicht eingreifen – alles blieb friedlich. Selbstverständlich kam eine Delegation der Bandidos zur Begrüßung. Auch wir vom Gremium kamen vorbei. Nur die Hells Angels kamen nicht. Aus naheliegenden Gründen. Denn der Club gab zwar gleich eine Pressekonferenz, in der er seine Friedlichkeit betonte, aber so recht werden die Hells Angels das nicht geglaubt haben.
Denn in seiner Heimat, den Niederlanden, war es dem Satudarah MC seit seiner Gründung im Jahr 1990 gelungen, die Hells Angels, immerhin seit 1978 in den Niederlanden präsent, in die Schranken zu weisen. Nicht umsonst sollen fünf der zehn meistgesuchten Verbrecher der Niederlande bei Satudarah aktiv sein.
Um das Besondere dieses Clubs zu verstehen, muss man die Geschichte der Molukker kennen. Es ist eine Geschichte von loyalen Männern, die sich für eine gerechte Sache eingesetzt haben. Und die von ehemaligen Verbündeten verraten wurden. Dann entschieden einige Molukker, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und als Gesetzlose ihr Recht zu erkämpfen.
Die Molukken sind eine Inselgruppe im Pazifik. Sie besteht aus 1027 Inseln mit zusammen etwa 2 Millionen Einwohnern. Im 16. Jahrhundert fielen die Portugiesen auf den Inseln ein. Sie unterwarfen die Ureinwohner, bauten Handelsrouten nach Europa auf. Nur auf den Molukken wuchs der Baum der Muskatnuss. Bald waren sie daher als »Gewürzinseln« auf der ganzen Welt bekannt. Entsprechend begehrt war es, die Macht über die Inseln zu haben. Nach den Portugiesen kamen die Spanier, schließlich die Niederländer.
Seit 1663 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Molukken eine niederländische Kolonie. Vor allem die Einwohner der südlichen Molukken arrangierten sich sehr gut mit den Machthabern. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sie den christlichen Glauben angenommen und feierten die niederländischen Feste. Die Krieger der Molukken kämpften loyal Seite an Seite mit den niederländischen Kolonialtruppen. Und sie waren zähe, starke Krieger. Als die Japaner die Inseln im Zweiten Weltkrieg besetzten, kämpften die Molukker aus den Bergen heraus gegen die Besatzer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Molukken Teil Indonesiens. Die Niederländer sicherten den Molukkern zu, dass sie auch unabhängig von der indonesischen Regierung sein könnten, wenn sie es wünschten. Für die Molukker war das wichtig, denn sie waren Christen und damit im hauptsächlich moslemischen Indonesien eine Minderheit. Als Indonesien kurz nach dem Krieg die Macht in Jakarta zentrierte und einzelne Inseln ihre Autonomie verloren, erinnerten sich die Molukker an das Versprechen.
Im Jahr 1950 sagten sich die Einwohner der Südmolukken von Indonesien los und proklamierten die unabhängige Republik der Südmolukken. Das Land bestand fünf Jahre, dann hatte Indonesien die Südmolukken besetzt. Der Präsident wurde 1962 gefangen genommen und 1966 hingerichtet.
Die Molukker hatten sich auf falsche Versprechen verlassen, denn die Niederländer, für die sie während der ganzen Kolonialzeit treu gekämpft hatten, zogen sich in diesem Konflikt feige zurück. Als die Indonesier angriffen, verließen die verbliebenen Niederländer die Molukken fluchtartig.
Der Verrat der Niederländer enttäuschte die Molukker zutiefst, hatten doch viele Generationen ihrer Krieger loyal für ihre Partner gekämpft. Und jetzt wollten sie Freiheit, ihren christlichen Glauben, etwas abbekommen von dem Reichtum, den die Niederländer jahrhundertelang aus dem Schatz der Insel, den Gewürzen, gezogen hatten. Aber nichts davon wurde ihnen gegeben.
Als die Indonesier mordend über die Insel zogen, stand kein Niederländer mehr an der Seite der Molukker. Nicht einmal diplomatisch setzten sich die alten Kolonialherren für die Südmolukken ein.
Schon 1951 kamen die ersten Molukker in die Niederlande. Mit den Jahren, als klar war, dass der Kampf gegen die indonesische Armee nicht zu gewinnen war, flohen Zehntausende Molukker in die Niederlande. Sie glaubten, sie seien willkommen. Doch sie
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