Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
angeblich die Hells Angels übernommen haben. Die Hells Angels rechneten wohl mit dem Angriff, denn 50 Mann gingen den Bandidos entgegen.
Bei der Massenschlägerei konnten die Hells Angels die Bandidos bis zum »Fat Mexican« zurückdrängen, das Lokal wurde von den Höllenengeln regelrecht zerlegt. Der Polizei gelang es nicht, genug Einsatzkräfte zusammenzuziehen, um die Gewalt zu stoppen.
Daraufhin wurde das Clubhaus der Hells Angels in Solingen beschossen, eine Handgranate in ein offenes Fenster im Obergeschoss geworfen, die aber nicht detonierte. Auch das Vereinsheim der Bandidos in Essen wurde beschossen.
Wie im Rockerkrieg in Skandinavien 20 Jahre zuvor droht nun Vergeltung auf Vergeltung zu folgen. Dann schalten sich die Chefs der beiden Clubs ein. Offenbar soll etwas Druck aus dem Kessel genommen werden. Durch den Konflikt leiden wohl die Geschäfte in Nordrhein-Westfalen. Die Chefs von Hells Angels und Bandidos beschließen daher einen Waffenstillstand, der der Öffentlichkeit als »Friedensschluss« verkauft wird. In Hannover, in einer renommierten Kanzlei, empfangen Hells-Angels-Hannover-Chef Frank Hanebuth und der Vizepräsident der Bandidos, Peter M., Journalisten. Vor laufenden Fernsehkameras geben sie sich die Hand und verkünden, dass Neugründungen nur noch in Absprache stattfinden und Hells Angels nicht in Bandido-Städte gehen sollen und umgekehrt.
Tatsächlich bleibt es in der Folge einigermaßen ruhig. Bis ein neuer Akteur die Bühne betritt.
Ein Blut
»Der Krieg zwischen den verfeindeten Motorradclubs Satudarah und Hells Angels in Duisburg spitzt sich dramatisch zu: In der Nacht warf ein Unbekannter eine Granate in ein Wettbüro, das die Hells Angels betreiben sollen. Die riesige Explosion schreckte nicht nur die gesamte Nachbarschaft auf.«
BILD , 23.8.2012, »Handgranate im Wettbüro der Hells Angels explodiert«
Um 2.30 Uhr in der Nacht durchschlägt die Splitterhandgranate, Typ M75, die Schaufensterscheibe eines Ladenlokals im Duisburger Stadtteil Wanheim. Die M75 stammt aus jugoslawischen Armeebeständen, ist eine schöne Handgranate, sie liegt schwer in der Hand, der schwarze Stahl glänzt. Seit 20 Jahren kommen jährlich unzählige davon illegal auf den deutschen Markt. Nach Abziehen des Sicherheitsstifts bleiben vier Sekunden, bis sie explodiert und die kleinen Stahlkügelchen, die in ihrem Inneren verborgen sind, verschießt.
Die Druckwelle der Detonation reißt die übrigen Schaufensterscheiben aus der Verankerung, sie zersplittern auf dem Bürgersteig. Die Alarmanlagen der umstehenden Autos gehen an, Menschen rennen ans Fenster, Hunde bellen, kurz darauf erleuchtet Blaulicht die Straße.
Es gibt wenig, was für so viel Schrecken sorgt wie eine Handgranate in der Nacht. Der Knall, der die Anwohner aus dem Schlaf reißt. Die verheerende Zerstörung, die beunruhigende Gewissheit: Genauso leicht, wie die in der Nacht in einen Laden geschmissen werden kann, könnte sie auch am Tag geworfen werden. Die Handgranate in der Nacht ist ähnlich wie der Schuss ins Knie eine Warnung, die sich nicht ignorieren lässt.
Schon am nächsten Tag kann die Polizei erste Vermutungen verkünden, wer hinter dem Anschlag steckt. Denn in dem Ladengeschäft sollte am nächsten Tag ein Wettbüro eröffnet werden. Ein weiterer Ort, an dem arme Seelen ihr knappes Geld ausgeben in der Hoffnung, dass für sie auch ein einziges Mal Glück im Leben winkt. Aber dieses Wettbüro hat besondere Beschützer. Im Milieu weiß fast jeder, wer in dem Wettbüro das Sagen haben soll: die Hells Angels. Mit wenig anderen Unternehmungen lässt sich so gut Geld waschen wie mit einem Wettbüro, in dem größere Summen in bar über den Tisch gehen.
Die Granate hat nicht nur den Eröffnungszeitplan empfindlich durcheinandergebracht. Plötzlich sind es nicht mehr die Hells Angels, die Angst und Schrecken verbreiten. In dieser Nacht sind die Hells Angels die Angegriffenen. Ein Gefühl, an das sie sich in Duisburg wohl gewöhnen müssen. Denn erst ein paar Tage zuvor zündete eine Handgranate gleichen Typs im Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen, vor ihrem Hauptquartier. Hauptverdächtig für beide Anschläge ist eine Gruppe, die neu in Duisburg ist, aber schon den Ruf der gefährlichsten Rockergruppe in der Gegend hat. Der Satudarah MC, ein Club aus den Niederlanden.
Nur wenige Wochen zuvor, am 2. Juni, hatte Brotherhood Clown Town in Duisburg eine besondere Party gefeiert. Der kleine, unabhängige Motorradclub wechselte zu
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