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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»Aus Greenwood Corners«, setzte sie vorsichtig hinzu.
    Er hustete und spuckte blutigen Schleim aus. »Warum haben Sie mir geholfen?«
    Ihr fiel auf, dass er nicht mehr mit so starkem Akzent gesprochen hatte. Er hatte beinahe wie ein Gentleman geklungen, wenngleich der Cockneyakzent noch zu hören gewesen war. »Ich hatte keine Wahl«, antwortete sie, tapfer sein Gewicht aushaltend. Den freien Arm hatte er um den Brustkorb gelegt, und mit dem anderen hielt er sich an ihr fest. »Als ich sah, was die beiden Männer taten…«
    »Sie hatten die Möglichkeit, einfach fortzugehen«, unterbrach er.
    »Ich hätte mich von jemandem, der in Schwierigkeiten war, abwenden sollen? Der Gedanke ist unvorstellbar.«
    »So etwas passiert dauernd.«
    »Ich versichere Ihnen, dass das, wo ich herkomme, nicht der Fall ist.« Sara fiel auf, dass er auf die Mitte der Straße zuhielt, und drängte den Mann zum Bürgersteig zurück, wo man in der Dunkelheit besser verborgen war. Das war die seltsamste Nacht ihres Lebens. Sie hatte nicht voraussehen können, dass sie mit einem zusammengeschlagenen Fremden durch ein Londoner Elendsquartier gehen würde. Er nahm das Taschentuch vom Gesicht, und sie erleichterte es zu sehen, dass die Blutung nicht mehr so stark war. »Sie drücken es besser weiter auf die Wunde«, sagte sie. »Wir müssen zu einem Arzt.« Es überraschte sie, dass der Mann sich nicht erkundigt hatte, wie schwer er verletzt sei. »Soweit ich sehen konnte, hat man Ihnen einen langen Schmiss über das Gesicht beigebracht. Er scheint nicht sehr tief zu sein. Falls er gut abheilt, werden Sie nicht sehr verunstaltet sein.«
    »Das wäre mir gleich.«
    Diese Bemerkung weckte Saras Neugier. »Haben Sie Freunde bei ›Craven‹? Gehen wir aus diesem Grund dorthin?«
    »Ja.«
    »Sind Sie zufällig mit Mr. Craven bekannt?«
    »Ich bin Derek Craven.«
    »Sie sind Mr. Craven?« Vor Aufregung riss Sara die Augen auf. »Sie sind derjenige, der aus der Unterwelt stammt und den berühmten Club gegründet hat? Wurden Sie wirklich, wie es heißt, in einem Kanalschacht geboren? Stimmt es, dass Sie…«
    »Verdammt, dämpfen Sie die Stimme!«
    Sara vermochte ihr Glück nicht zu fassen. »Das ist ein Zufall, Mr. Craven. Ich bin nämlich im Begriff, für einen Roman über Spieler zu recherchieren. Deshalb bin ich auch zu dieser Zeit hier. Greenwood Corners ist keine verrufene Gegend. Daher fand ich es notwendig, hierherzureisen. Die Handlung meines Buches ist frei erfunden, soll jedoch viele authentische Beschreibungen von Menschen und Orten aus dem Spielermilieu enthalten.«
    »O Gott«, brummte Mr. Craven. »Falls Sie Ihren Mund halten, bis wir da sind, bekommen Sie alles, was Sie wollen, ein Vermögen, wenn es sein muss!«
    »Sir!« Vor einem kleinen Unrathaufen zog Sara ihn rasch beiseite, damit er nicht darüber stolperte. Da sie wusste, dass er Schmerzen hatte, nahm sie ihm seine Unhöflichkeit nicht übel. Die Hand, die er um ihre Schulter gekrallt hatte, zitterte. »Wir haben das Elendsviertel fast hinter uns. Jetzt wird Ihnen nichts mehr passieren.«
    Derek war benommen, und er strengte sich an, das Gleichgewicht zu wahren. Der Schlag auf den Kopf schien ihm den Verstand verwirrt zu haben. Er hielt sich noch stärker an der zierlichen, neben ihm gehenden Frau fest, passte seinen schlurfenden Gang ihren Schritten an und neigte sich schwer zu ihr, bis ihre Kapuze sein Ohr streifte.
    Dumpfes Erstaunen erfasste ihn: Blindlings folgte er der redseligen Fremden und hoffte zu Gott, sie möge ihn in die richtige Richtung führen.
    Sie hatte ihn etwas gefragt. Er konzentrierte sich auf ihre Worte. »… sollen wir den Haupteingang nehmen, oder gibt es einen anderen Weg … ?«
    »Die Seitentür«, murmelte Derek und blinzelte die Fremde über den Rand des Taschentuches an. »Da drüben.«
    »Nanu, welch ein großes Gebäude!« Staunend betrachtete Sara den Club. Die Front des massiven Bauwerks hatte acht korinthische Säulen, sieben Ziergiebel und zwei Seitenflügel. Es war von einer Marmorbalustrade umgeben.
    Sara wäre gern die Vordertreppe hinaufgestiegen, um die berühmte Eingangshalle zu sehen, in der es bunte Glasfenster, blaue Samtdraperien und prachtvolle Leuchter geben sollte. Aber natürlich wollte Mr. Craven sich nicht in seinem augenblicklichen Zustand vor den Clubmitgliedern zeigen. Nachdem, sie ihn zur Seite des Gebäudes gebracht hatte, ging sie mit ihm eine kurze Treppe hinunter, die zu einer massiven Holztür führte.
    Er

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