Roxane und der Hexer (German Edition)
Unb e kannten zu packen.
Ein anderer hatte mehr Mut. Das Licht flammte plötzlich auf. Aus fast allen Türen schauten Leute. Thorsten Thorn stand am E n de des Flurs, die Hand am Lichtschalter. Linda Scholz steckte den Kopf aus ihrem Zimmer, die Hand vor den Mund gepresst .
Am anderen Ende des Flurs aber ging eine makabre Ersche i nung. Ein großer Mann in schwarzem Umhang, mit Ketten an Händen und Füßen. Er stöhnte grässlich , rasselte mit den Ketten. Am Ende des Korridors drehte er sich um.
Leonora Rycka schrie auf. Aus der Kapuze über dem schwarzen Umhang grinste ein Totenschädel. Alle standen wie erstarrt.
Die schwarzen Augen der grauenhaften Gestalt schienen sich in die Lindas zu bohren.
Eine Grabesstimme rief: » Roxane! Roxane! Du, Roxane? «
Thorn sprang vor.
Mit dem Ruf:
» Das soll dir leidtun, du Halunke! Das ist kein Scherz mehr !«, stürzte er sich auf die gespenstische Erscheinung.
Der Unbekannte im schwarzen Umhang verschwand im Seitengang. Gleich darauf stand Thorn im Seitengang. Niemand war zu sehen. Der Schauspieler wollte die Tür des Abstellraums au f reißen, aber sie war verschlossen.
Der Hotelier und der Regisseur kamen kurze Zeit später. Vi k tor Schultz-Breitenberg blinzelte verschlafen.
» Wenn ich einen bei dem Blödsinn erwische, dann fliegt er « , sagte er, als man ihm erzählt hatte, was geschehen war. » Dr e hen wir hier einen Film oder spielen wir Gespenster? Da muss doch der Maskenbildner die Hand im Spiel haben. Na warte! «
» Öffnen Sie die Tür da « , sagte Thorn zu dem Hotelbesitzer. » Der Kerl muss noch in dem Raum sein. «
» Es gibt nur den Hauptschlüssel « , sagte der Hotelbesitzer. » Der andere ging verloren, und wir konnten noch keinen neuen a n fertigen lassen. Der
Hauptschlüssel war die ganze Zeit bei mir. Es kann niemand in den Raum gelangt sein. «
» Wo soll er denn sonst sein? Schließen Sie die Tür auf ! «
Der Hotelbesitzer öffnete. Die Abstellkammer war leer bis auf ein paar ausrangierte Möbel, Staubsauger, Putzeimer, Schrubber und Wischlappen.
In dem kleinen fensterlosen Raum war niemand.
» Das gibt es doch nicht « , sagte Thorsten Thorn. » Er muss hier sein. Er ging um die Ecke und verschwand. Und der Gang endet hier. «
» Wenn es ein richtiger Geist war, dann kann er durch Wände gehen « , sagte eine Frauenstimme.
Einen Moment sahen sie sich schweigend an.
Selbst Viktor Schultz-Breitenberg musste sich erst räu s pern, ehe er sprechen konnte: » Unsinn! Wir machen hier zwar einen Ho r ror-Film, aber so was glaubt doch kein Mensch. Wir werden schon noch merken, was es war. Ein Geist auf keinen Fall. Es gibt ke i ne Geister. «
Von irgendwo gellte Gelächter, so schaurig und höhnisch, dass alle ein kalter Schauer überlief.
*
Bei Drehbeginn am nächsten Morgen waren einige unausgeschl a fen. Leonora Rycka, weil sie nach dem Spuk in der Nacht doch nicht allein bleiben wollte, Thomas Leupolt aus demselben Grund. Die erste Szene sollte vor dem Galgenwirt s haus spielen. Thorsten Thorn als Hexenmeister G i lbert Signefeu traf hier eine Gruppe von Hexen, die er herbeschworen hatte. Leon o ra Rycka führte die Hexen an.
Thorsten Thorn trug schwarze Kleider, die Hexen Röcke und Blusen. Auf Leonora Ryck a s Schulter saß eine schwarze Katze. Der Ausschnitt der schwarzhaarigen Leonora war mehr als g e wagt.
Das Galgenwirtshaus hatte ein Wirtshausschild bekommen, die Fenster waren geputzt und zerschlagene Scheiben erneuert wo r den. Im Innern des Wirtshauses arbeiteten Männer an der Renovierung für später folgende Szenen. Der Kamerawagen fuhr der Hexengruppe entgegen. Viktor Schultz-Breitenberg arbeitete konzentriert. Gleich sollte eine Reitergruppe auf dem Hügel erscheinen und mit gezogenen Schwertern auf die Hexen losg a loppieren.
Schon erschienen die Reiter, gerieten in den Bereich der K a meras. Thomas Leupolt als Anführer Jörn Freydag hob die Hand mit dem Schwert, deutete auf die sieben Hexen. Thorn vor dem Haus sah jetzt die Reiter, breitete die Arme aus. Der. Schimmel des Räuberhauptmanns bäumte sich wiehernd auf.
Einer der Arbeiter kam aus dem Haus, zupfte Viktor Schultz-Breitenberg am Ärmel.
» Was gibt es denn? Ich habe jetzt keine Zeit. «
Es war eine der Szenen aus dem letzten Teil des Films, der Kampf des Hexers mit dem Spessarträuber. Der Hexer und sein G e folge sollten die Angreifer laut Drehbuch in die Flucht schl a gen.
» Unten im Keller, Herr Schultz-Breitenberg. «
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