Roxane und der Hexer (German Edition)
«
Schultz-Breitenberg, Thorsten Thorn und Linda Scholz sahen einander an. Der Regisseur ging aus dem Zimmer, fragte die be i den Kripobeamten, ob jemand das Hotel verlassen habe.
» Alle Ausgänge waren verschlossen « , sagte er als er zurüc k kam. » Niemand konnte nach 23.00 Uhr das Hotel verlassen. Alles wurde bewacht. «
Thorn sprach den Verdacht aus, den alle hatten.
» Sollte Roxane von Falkenfels Ihnen das Gefäß gegeben h a ben, Benefiziat? Dann muss das Wasser aus der Quelle am Wegkreuz sta m men, geschöpft bei Vollmond um Mitternacht, wenn der Schatten des Kreuzes aufs Wasser fällt. «
» Welches Wasser? Welches Kreuz? «
Thorn informierte den Benefiziat von dem Traum, den sie a l le drei in der vergangenen Nacht gehabt hatten.
» Wir müssen handeln « , sagte der Benefiziat. » Heute Nacht muss auf Burg Falkenfels ein Hexensabbat stattgefunden haben. Hexen ritten durch die Luft zu der Burg. Ein Bauer sah schreckliche Gestalten auf dem Söller und den Mauern, Menschen mit Tierköpfen und Dämonen, schlimmer als jeder Alptraum. Gilbert Signefeu sa m melt die höllischen Mächte. Wir müssen ihn sofort vernichten, sonst ist es zu spät. «
» Wie können wir ihn fassen? «
» Er wird Linda Scholz holen wollen. Das soll sein erster Tr i umph sein. Das Galgenwirtshaus ist nach wie vor das Hauptqua r tier des Hexers. Dort werden wir ihn erwarten. «
An Dreharbeiten war an diesem Tag nicht zu denken. Vor der Burg war die grässlich entstellte Leiche eines jungen Mädchens gefunden worden. Thorsten Thorn, Linda Scholz, Schultz-Breitenberg und der Benefiziat warteten ungeduldig auf den Ei n bruch der Dunkelheit.
Dann gingen sie zum Galgenwirtshaus. Ihre Kleider waren mit dem Wasser besprengt.
Der Höllenspuk begann gegen elf Uhr. Es stöhnte und ächzte in den alten Mauern. Schauriges Gelächter gellte. Hexen ritten über den Nachthimmel. Ein schwarzer Wolf mit glühenden Augen strich um die Gruppe. Vom Galgen her kamen drei Skelette, tanzten zu den Klängen einer Geistermelodie einen Reigen.
» Mein Gott « , ächzte der Regisseur immer wieder. » Mein Gott! «
Der Benefiziat betete. Thorn und Linda hielten sich an den Händen. Vom Wald her stapfte eine dunkle Gestalt, wurde gr ö ßer, ragte wie ein Berg auf . Im Sternenlicht erkannten die vier en t setzten Menschen jenen Dämon, der vor 390 Jahren He r zog Albrecht und seine Männer in die Flucht geschlagen hatte.
Er tappte heran, riesig, grau, mit schwarzen Haarbüscheln b e deckt, in denen Schlangen züngelten, Skorpione herumhusc h ten.
Ein Donnerschlag krachte. Aus der Tür des Galgenwirtshauses trat ein Mann, groß, hager, schwarz gekleidet, das Gesicht von einem Feuermal entstellt. Gilbert Signefeu, der Hexer.
» Das Wasser « , rief der Benefiziat, » das Wasser! «
Thorsten Thorn wollte den vor ihm stehenden Hexer mit dem m a gischen Wasser besprengen, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht. Er stand reglos, wie gebannt. Auch die andern konnten sich nicht rühren.
» Ihr Narren « , rief Signefeu. » Ich kenne euer Zaubermittel, aber es wird euch nichts helfen. Pack sie, Archayimos, und t ö te sie. Alle, außer der Frau. «
Der Dämon streckte die Klauen aus. Modergeruch schlug aus seinem Maul, streifte die zitternden Menschen.
Da leuchtete ein helles Licht auf. Der Dämon wich zurück. Vor ihm stand eine bleiche, strahlende, durchscheinende G e stalt. Ein Ebenbild von Linda Scholz.
» Weiche, Höllenspuk « , rief die Erscheinung mit heller Sti m me. » Und du, Hexenmeister, sieh mich an, damit du erkennst, durch wen du dein Ende findest. «
Signefeus Gesicht verzerrte sich.
» Roxane von Falkenfels « , knirschte er. » Also sind sie doch kein Trug, die Kräfte des Guten. Die ganze Zeit schon, während ich dachte, meine Kräfte schlummerten noch und erwachten erst langsam, hemmtest du mich! «
» Stirb, Signefeu, und sei verflucht! In die Hölle mit dir. «
Thorsten Thorn spürte, wie der Bann von ihm wich. Er b e sprengte den Hexer mit dem Wasser.
Es krachte. Thorn taumelte zurück. Der Hexer stand hochau f gerichtet da, wie erstarrt, in eine helle Flamme gehüllt. Die Flamme verzehrte ihn, bis nur noch das Skelett dastand. Dann brachen die Knochen zusammen. Das Häufchen am Boden brannte und glimmte weiter, bis kein Stäubchen mehr von Signefeu übrig war.
Mit einem Ausdruck überirdischer Glückseligkeit auf den Z ü gen blickte die Erscheinung Roxane von Falkenfels' auf die Stelle, an der Gilbert Signefeu, der
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