Roxane und der Hexer (German Edition)
Interessiert mich nicht. «
» Da liegt aber ein Toter. «
Mit einer Behändigkeit , die bei seiner Körperfülle niemand vermutet hätte, sprang Schultz-Breitenberg von seinem Klap p stuhl hoch. Thorn sah irritiert zu ihm hin, die Hexen und die Kamer a leute auf dem einen Wagen ebenfalls. Leupolt mit seinen acht Männern preschte den Hügel herunter am Galgen vorbei. Doch als sie sahen, dass die Aufnahmen unterbrochen waren, zügelten sie die Pferde und schoben die Schwerter in die Sche i den.
» Wo liegt der Mann, verdammt? «
Schultz-Breitenberg, Thorsten Thorn und die andern folgten dem aufgeregten Arbeiter in die düsteren Kellergewölbe. Zwei Männer mit Lampen erwarteten sie. Vor einer niedergestürzten Mauer, die einen kleinen Zellenraum abgeschlossen hatte, lag ein untersetzter, dunkelhaariger Mann, das Gesicht grässlich ve r zerrt.
» Mein Gott « , sagte einer hinter Schultz-Breitenberg leise. » Der sieht ja aus, als hätte er den Leibhaftigen gesehen. «
Der Regisseur beugte sich über den Toten, ergriff sein Han d gelenk.
» Die Leichenstarre hat bereits eingesetzt. Der Mann kann schon ein oder zwei Tage hier liegen. Es ist feucht und kühl, da setzt die Verwesung nicht so schnell ein. Verletzungen kann ich auf den ersten Blick keine erkennen. Jemand soll einen Arzt h o len. «
Der Arzt, ein grauhaariger, rotnasiger Mann, kam eine halbe Stunde später. Die Dreharbeiten waren inzwischen unterbrochen. Schultz-Breitenberg addierte bereits die Kosten, die diese Ve r zögerung verursache würde. Er fluchte leise
Der Arzt unte r suchte den Toten.
» Achtundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden tot. Keine Ve r letzungen feststellbar. Bleibt die Frage, was er hier zu s u chen hatte. «
» Woran ist er gestorben, Doktor? «
Der Arzt zuckte mit den Schultern.
» Herzschlag. Wenn man sein verzerrtes Gesicht sieht, dann möchte man sagen, das Herz ist ihm vor Schreck stehengebli e ben. «
*
Zwei Stunden später wurde der Tote abtransportiert. Auch die Polizei war zur Stelle, denn es handelte sich nicht um e i nen alltäglichen Todesfall. Der Polizeihauptmeister aus der nahen Kleinstadt sprach mit den Arbeitern, die den Toten gefunden ha t ten, und mit dem Regisseur.
» Was sollten denn die Arbeiter hier? Wollen Sie hier unten auch drehen? «
» Natürlich « , antwortete Schultz-Breitenberg. » Eine so echte Staffage finden wir nicht wieder. Ein paar Hexen-und Foltersz e nen spielen hier, da die Gewölbe der Burg nicht zugänglich sind. «
Der Polizeihauptmeister überlegte. Er schien dem Regisseur etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber. Als er die eingestür z te Mauer sah, die enge Zelle, schrak er zusammen. Er leuchtete mit der Taschenlampe den Raum ab. Dann hatte er es eilig, hinaus ins Freie zu kommen.
» Viel lässt sich im Augenblick nicht sagen « , sagte er zu Schultz-Breitenberg und Thorsten Thorn. » Ein natürlicher Tod. Die Frage ist nur, was der Tote in den unterirdischen Ge
wölben des verrufenen Galgenwirtshauses zu suchen hatte. Die Angelegenheit wird weiterverfolgt. «
Der Polizeihauptmeister war schon im Begriff, in den Streifenwagen einzusteigen.
Da fragte ihn der Regisseur: » W a rum ist das Galgenwirtshaus verrufen? «
Unwillkürlich senkte der Polizist die Stimme, als er sagte: » Manche behaupten, es spukt hier. «
» Schöne Gegend « , sagte Schultz-Breitenberg sarkastisch. Er erwähnte das Zwischenspiel in der vergangenen Nacht im Hotel mit keinem Wort. » Es spukt, Tote werden gefunden, Verrückte laufen frei herum. «
Der Streifenwagen fuhr ab. Schultz-Breitenberg scheuchte die in Gruppen umherstehenden Darsteller und Mitglieder des Drehstabes an die Arbeit. Die Unterbrechung hatte die Laune des Regisseurs nicht verbessert. Am frühen Morgen schon hatte er versucht herauszubekommen, wer für den makabren Spuk in der Nacht veran t wortlich war, doch ohne Erfolg. Heute würde er sie alle heru m hetzen, dass ihnen nachts die Lust zu spuken verging.
» An die Arbeit, Herrschaften, Zeit ist Geld. Wir könnten schon wieder drei Szenen im Kasten haben. «
In einem für sie hergerichteten Zimmer des alten Wirtsha u ses traf Linda Scholz die letzten Vorbereitungen für ihren Auftritt. Der Maskenbildner war gerade gegangen. Linda ve r suchte, sich auf ihre Rolle zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab.
Kein Wunder bei den Geschehnissen der letzten vierundzwa n zig Stunden!
Es klopfte an der Tür.
» Ihr Auftritt, Linda « , hörte
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