Roxane und der Hexer (German Edition)
meinte die Frau.
» Nein, er riecht nicht nach Alkohol. Ich weiß nicht, er sieht so merkwürdig aus. «
» Signefeu ?«, flüsterte der am Boden Liegende. » Signefeu? «
Er sprang auf, rannte davon, ehe der Mann oder die Frau ihn halten konnten. Sein schauriges Lachen hallte durch die Mon d nacht.
» Mich kriegst du nicht, Signefeu !«, schrie er. » Mich kriegst du nicht! «
» Was ist mit ihm ?«, fragte die Frau.
» Ich bin kein Arzt « , antwortete, der Mann. » Doch wir müssen die Polizei verständigen. Diese Augen, dieses Benehmen ... Ich glaube, der Mann ist wahnsinnig. Ein entsprungener Irrer kann es nicht sein, hier gibt es keine Anstalt. Irgend etwas muss ihn um den Verstand gebracht haben. «
2. Kapitel
» Okay, Kinder, feiert nicht zu lange heute. Morgen ist ein langer Tag. Wir steigen gleich voll ein. «
Viktor Schultz-Breitenberg stand inmitten des Durcheina n ders, das das Filmteam bei seiner Ankunft im Hotel verursacht hatte. Alle wohnten in dem modernen Hotel, Regisseur, Regieassistent, Schauspieler, Statisten, die Kameraleute, der Tonmeister, die Cutter, Scriptgirls, Beleuchter und Helfer. Zweiundfünfzig Pe r sonen waren gekommen mit zwei Aufnahmewagen, dem Tonwagen und allen technischen Geräten. Die Filmgesellschaft hatte das ganze Hotel für die Dauer der Dreharbeiten gemietet.
Schultz-Breitenberg schob seine zwei Zentner die Treppe hoch. Schauspieler, Statisten und einige andere folgten ihm. Die übr i gen hatten noch zu tun. Es war acht Uhr abends, und es wurde schon dunkel. Pünktlich um acht Uhr am anderen Morgen sollte die Arbeit beginnen.
Linda Scholz und Thorsten Thorn, zwei der drei Hauptdarste l ler, hatten Zimmer nebeneinander. Ihr Verhältnis war für niema n den ein Geheimnis. Linda packte nur oberflächlich aus, dann ve r ließ sie ihr Zimmer, klopfte nebenan.
Thorsten Thorn öffnete.
» Hallo, mein Schatz, schon fertig? «
» Ich habe einen Riesenhunger, Thorsten. Komm, gehen wir e s sen. Hoffentlich ist die Küche hier in Ordnung. Das Hotel macht ja einen guten Eindruck. «
» Augenblick, ich komme gleich. «
Sie gingen in den Speiseraum im Erdgeschoß. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet. Holzdielen, getäfelte Wände, offener Kamin, alte Ölgemälde.
Linda und Thorsten Thorn setzten sich zu einer Dreiergru p pe.
» Sehen Sie doch, Linda « , sagte Thomas Leupolt, » der Hotelb e sitzer scheint zu Ihren Fans zu gehören. Dort über dem Kamin hängt ein Bild von Ihnen. «
Tatsächlich hing dort ein Ölgemälde, alt und von vielen kle i nen Rissen durchzogen, das eine bildschöne blonde Frau zeigte. Sie trug eine Perlenkette um den Hals. Ihre Augen schienen dem Betrachter überall im Raum zu folgen.
Thorsten Thorn erhob sich, trat zu dem Bild.
Roxane von Falkenfels , las er. Anno Domini 1560 -1583. Gott sei ihrer Seele gnädig . Thorsten Thorn runzelte die Stirn. Was zuerst wie eine nette Geste oder ein Ulk ausgesehen hatte, en t puppte sich als ziemlich makabrer Scherz. Das Bild schien sehr alt zu sein, doch es gab ja auch künstliche Mittel, ein Gemälde nachzualtern.
Thorsten Thorn sprach die Kellnerin darauf an.
» Wer hatte denn die glorreiche Idee, hier ein nachgemachtes Bild von Fräulein Scholz aufzuhängen? «
Die dickliche Kellnerin sah das Bild an, sah Linda Scholz an. Dann stieß sie einen Schrei aus, ließ das Tablett mit Gläsern fallen, das sie in der Hand hielt, und rannte aus dem Raum. Thorsten Thorn schüttelte den Kopf.
» So etwas Verrücktes ! «
Zwei Minuten später kam der Hotelbesitzer. Auch er schien über die Ähnlichkeit Lindas mit dem Bild sehr bestürzt.
» Merkwürdig !«, sagte er. » Dieses Bild ist uralt. Es wurde von einem bedeutenden Künstler zu Lebzeiten der schönen Roxane g e malt. «
» So ein Unsinn !«, mischte Thomas Leupol t sich ein. » Sie wo l len doch nicht allen Ernstes behaupten, dass unsere Hauptda r stellerin genauso aussieht wie jene Roxane von Falkenfels, die vor fast vierhundert Jahren als Hexe verbrannt wurde und die sie im Film spielen soll? Das muss ein dummer Scherz sein. «
» Für dieses Bild habe ich elftausend Mark bezahlt « , antwort e te der Hotelbesitzer. » Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüf f end. «
Viktor Schultz-Breitenberg, der Regisseur, kam herein. Er sah den Auflauf, der um die Hauptdarstellerin und das Bild entsta n den war, und lachte, als er hörte, um was es ging.
» Na und? Einen besseren Werbegag könnten wir doch gar
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