Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Augen zu treten, schien ihr das Beste zu sein, doch die Worte » Leben und Tod« machten es ihr unmöglich, ihrer Verlegenheit nachzugeben. Mit einer gemurmelten Entschuldigung schloss Mencheres die Badezimmertür hinter sich, um den Grund für die Störung herauszufinden, sodass sie kurz allein war und ihr inneres Gleichgewicht– und ein Handtuch– finden konnte, bevor sie ihm folgte.
»Ich habe versucht, dich anzurufen«, meinte Gorgon, während er Mencheres’ Laptop ansteuerte. » Bones auch. Als er dich nicht erreichen konnte, hat er es bei mir probiert. Nach unserem Gespräch bin ich so schnell wie möglich aus der Stadt hierhergerannt.«
Noch immer nackt und mit vor der Brust verschränkten Armen stand Mencheres da und tropfte den Teppich nass. Kira stellte fest, dass auf seinen Rücken ein Symbol tätowiert war, das sie bisher noch nicht bemerkt hatte, aber sie nahm sich nicht die Zeit, es zu bewundern, sondern konzentrierte sich auf Gorgon.
» Kannst du mir nicht sagen, was so dringend ist, während du deine Vorbereitungen triffst?«, knurrte Mencheres.
» Dieser Strip-Schuppen von neulich Abend ist angezündet worden«, erklärte Gorgon, während seine Finger über die Tastatur flogen. » Die drei Vampire sind tot, mehrere Menschen auch. Aber das ist nicht das eigentliche Problem.«
» War Jennifer unter den Toten? Jennifer Jackson?«, fragte Kira, entsetzt über die kühle Art, mit der Gorgon von den Opfern sprach.
» Wäre das Beste für sie gewesen«, murmelte Gorgon.
Seine Antwort entsetzte Kira. Mencheres zog sie in seine Arme, sein nasses Haar fiel ihr über die Schultern, seine Lippen streiften sanft ihre Schläfe.
» Das ist zwar eine wichtige Neuigkeit, aber sie hätte warten können«, wandte er sich in scharfem Tonfall an Gorgon.
Gorgon hackte noch ein paar Mal auf die Tastatur ein und sah dann auf. » Das hier nicht.«
Die Website des Chicagoer Nachrichtenkanals erschien auf dem Bildschirm, in der Mitte ein Ausschnitt aus den Elf-Uhr-Nachrichten. Kiras Augen weiteten sich, als sie den Screenshot sah, dazu die Überschrift: VAMPIR-ROLLENSPIEL GRUND FÜR BRANDSTIFTUNG?. Allerdings war es nicht die Überschrift, die sie so verblüffte. Sie selbst war auf dem Bildschirm zu sehen, den Kopf in den Nacken gelegt, während Mencheres’ Lippen sich an ihre Kehle hefteten.
» O mein Gott«, flüsterte sie.
Gorgon klickte auf Play. Die Stimme der Nachrichtensprecherin ertönte und berichtete von den verkohlten Leichen, die den angerückten Feuerwehrleuten einen entsetzlichen Anblick geboten hatten. Überraschenderweise war die Tat bereits vor zwei Tagen geschehen; doch erst am Vorabend waren die Aufzeichnungen der Überwachungskamera entdeckt worden, und die hatten es in die Elf-Uhr-Nachrichten geschafft. Nur ein Gerät war geborgen worden, beschädigt zwar, aber Teile der Aufzeichnung waren erhalten geblieben.
» …ist unbekannt, um wen es sich bei den Beteiligten handelt«, trug die Sprecherin in professionell düsterem Singsang vor. » Die Polizei ermittelt noch, aber wie Sie sehen können, scheint hier ein bizarres Vampir-Ritual stattzufinden. Sehen wir uns die Aufzeichnung doch einmal an, Robert.«
Mencheres packte Kira fester, während sie sprachlos auf den Bildschirm starrte und ihrer Ermordung zusah. Als der Teil kam, in dem Mencheres ihr die Kette vom Hals riss und den Anhänger benutzte, um sich die Kehle aufzuschlitzen, schloss sich ihre Hand krampfartig um das Kruzifix. Er muss die Kette ersetzt haben, überlegte sie verdattert. Sie konnte sich nicht erinnern, sie je vermisst zu haben, aber an jenem ersten Tag war sie vor Blutgier schließlich völlig weggetreten gewesen…
» Das wirst du bereuen«, sagte Mencheres gerade auf dem Bildschirm zu Radje, nachdem sie aufgehört hatte, an seinem Hals zu saugen und ihr Körper keine Regung mehr zeigte.
Der Gesetzeshüter verschränkte die Arme vor der Brust. » Du drohst mir?«
Es schien, als verengte sich der Bildausschnitt, bis Mencheres’ Gesicht in Großaufnahme zu sehen war. » Das war ein Versprechen.«
Die Aufzeichnung war zu Ende und die Nachrichtensprecherin erschien wieder im Bild. Sie bat jeden, der Auskunft über die Identität der Beteiligten geben konnte, sich bei der Polizei von Chicago Heights, den CrimeStoppers oder dem Nachrichtensender zu melden.
Kira brachte noch immer kein Wort heraus. Meine Schwester hat das vielleicht gesehen, dachte sie apathisch und wie erstarrt. Oder ihr Bruder. Oder ihr Chef oder
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