Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
meinen Leuten und jedem Alibi für die Tatzeit, aber er lässt uns vielleicht beschatten. Womöglich sind schon Gesetzeshüter oder Vollstrecker unterwegs hierher.«
Gorgon warf ihm einen düsteren Blick zu. » Besser, wir halten uns von den Gesetzeshütern fern, bis du beweisen kannst, dass Radje der Täter ist. Von dir will Radje etwas, aber für Kira und mich hat er keine Verwendung, und wir sind die Einzigen, die deine Unschuldsbeteuerungen untermauern könnten.«
Ja, die beiden würde Radje vermutlich zuerst ins Visier nehmen. Mencheres versuchte sich auszurechnen, wie ihre Chancen standen, wenn sie zusammenblieben. Das Ergebnis gefiel ihm nicht. Besser war es, sie trennten sich, während er seine Verbündeten zusammentrommelte.
» Geh«, sagte er leise zu Gorgon. » Sag mir nicht, wohin. Versteck dich, bis die Sache ausgestanden ist.«
Gorgon packte ihn bei den Schultern. » Du hast Verbündete, die die Gesetzeshüter dazu bringen werden, dich anzuhören. Wenn der Tag gekommen ist, an dem du mich brauchst, bin ich da.«
Mencheres berührte kurz die Hände seines Freundes, eine Geste, die alles ausdrückte, was er ihm nicht mehr sagen konnte.
» Geh«, wiederholte er.
Gorgon gehorchte, ohne etwas mitzunehmen oder sich noch einmal umzusehen. Klug. Die Zeit drängte, und was man nicht mit einer Hand tragen konnte, war die Verzögerung nicht wert.
Mencheres zog sich schnell etwas über und nahm lediglich sein Handy, den Laptop und seinen Mantel mit. Abgesehen von Kira war das alles, was ihn begleiten würde.
20
Als Kira zu sich kam, hörte sie Leute kreischen und einen Zug heranrattern. Von blindem Überlebensinstinkt gepackt fuhr sie hoch, um nicht überrollt zu werden, aber feste Arme packten sie.
» Fürchte dich nicht. Du bist in Sicherheit.«
Mencheres. Wie oft hatte sie diese Worte schon von ihm gehört. Ziemlich oft, wie es schien.
Sie war inzwischen wach genug, um zu erkennen, dass sie sich in einem kahlen Raum mit einigen großen Apparaturen an den Wänden befand. Maschinen dröhnten vor sich hin, während irgendwo über ihnen das Gekreische und das Rattern des Güterzuges erneut anschwoll und verebbte.
» Was zum…?«, keuchte sie.
Mencheres sah zur Decke. » Wir sind unter einer Achterbahn. Big Thunder Mountain heißt sie, glaube ich.«
Kurz wusste Kira nicht, ob sie lachen oder ihn fragen sollte, ob das ein Witz war. Disneyland? Das war also der sichere Ort, den Mencheres zum Ziel ihrer hektischen Flucht erkoren hatte? Er war mit ihr davongeflogen, ohne ihr zu sagen, wohin die Reise gehen sollte, und da sie bei Morgengrauen weggetreten war, hatte sie nicht mitbekommen, wo sie nach mehreren Stopps und Starts gelandet waren.
» Erst Schaumbäder. Jetzt Disneyland. Du machst gerade jeden schaurigen Vampirmythos zunichte, dem ich je aufgesessen bin.«
Mencheres zuckte mit den Schultern. » Wir treffen uns hier mit jemandem. Außerdem brauchst du einen Ort, an dem du ohne Gefahr ausruhen konntest. Unter diesem Park gibt es ganze Labyrinthe mit vielen ungenutzten Räumen wie diesem hier, damit die Reinigungs- und Wartungsarbeiten von den Besuchern unbemerkt ablaufen können.«
Kira verdaute die Informationen. Sie hatte nicht gewusst, dass es in Disneyland unterirdische Räumlichkeiten gab. Jedenfalls war sie hier besser aufgehoben als im Auto oder auf der Parkbank, so viel stand fest. » Mit wem treffen wir uns?«
» Mit meinem Mitregenten und seiner Frau«, antwortete Mencheres.
» Mitregent.« Sie zog die Augenbrauen hoch. » Ist das der zweite Boss eurer großen Vampirfirma?«
Seine Lippen zuckten. » So ungefähr.«
» Und du vertraust ihm?«
Kira spürte Emotionen von ihm ausgehen, die zwischen Traurigkeit und Entschlossenheit schwankten, ein seltsames Gemisch als Reaktion auf ihre Frage. » Ich vertraue darauf, dass er tun wird, was das Beste für unsere Leute ist, und dass er mir seine Absichten wahrheitsgemäß offenlegt, wie sie auch aussehen mögen«, antwortete er schließlich.
» Warum hört sich das an, als wolltest du meiner Frage ausweichen?«, murmelte sie.
Mencheres angedeutetes Lächeln wurde breiter. » Weil du schlau bist.«
Sie sah nach unten und stellte fest, dass sie auf seinem Mantel, mehreren Handtüchern, Kapuzen-Sweatshirts und anderen Textilien mit Disneyfiguren-Muster lag. Sie waren alles, was sie von dem harten Betonboden trennte. Kira schüttelte den Kopf. Ihr erster Ausflug nach Disneyland, und sie versteckte sich zusammen mit einem Vampir unter
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