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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Wärme. Love me sweet, never let me go sangen wir, und von mir aus hätte es damit enden können.
    Doch plötzlich war Glen da und warf seinen dicken, gefütterten Jagdanorak über mich.
    »Los, komm, Florine«, sagte er. Ich sah auf und lächelte ihn und Bud und Dottie an.
    »Seht ihr? Ich hab sie gefunden«, sagte ich, während Carlie mich fester an sich drückte.
    »Florine, verdammt noch mal, deine Lippen sind ganz blau«, sagte Dottie. »Wo ist dein Mantel?«
    »Kannst du aufstehen?«, fragte Bud. Ich blickte an mir hinunter und sah überrascht, dass ich auf den kalten Felsen saß. »Ich will gar nicht aufstehen«, sagte ich. »Seht ihr denn nicht, dass sie hier ist?«
    »Herrgott noch mal, Glen, heb sie hoch«, sagte Dottie. »Sie ist völlig unterkühlt.«
    Glen schwang mich über seine Schulter und schleppte mich durch den Wald zurück nach Hause, obwohl das der letzte Ort war, wo ich hinwollte. Ich versuchte, Carlie festzuhalten, doch sie entglitt mir zusehends, während Dottie immer wieder brüllte: »Nicht einschlafen! Bleib wach! Nicht einschlafen …«
    Irgendwann wachte ich in meinem Bett wieder auf. Es musste wohl gegen Nachmittag oder Abend sein, aber nachsehen konnte ich nicht, weil meine Augen sich anfühlten, als hätte jemand Ziegelsteine daraufgelegt. Grand war in der Küche und sprach mit Daddy.
    »Florine verkraftet es noch nicht, dass du was mit jemand anderem anfängst. Sie ist eine einzige klaffende Wunde. Sie ist verdammt zäh, aber sie ist auch ein Mädchen, das seine Mutter verloren hat.«
    »Das Letzte, was ich will, ist, meiner Kleinen wehzutun. Wenn ich gewusst hätte, wie schlimm das für sie ist, hätte ich’s natürlich nicht gemacht«, sagte Daddy. »Aber, Ma, es kommt mir vor, als würde ich in der Hölle leben. Es hat gutgetan, für eine Nacht ein bisschen Trost zu bekommen. Ist das denn so schlimm?«
    »Was denkst du?«, fragte Grand. Danach herrschte Schweigen, wahrscheinlich weil Daddy überlegte. Grand sagte: »Vielleicht kommt Carlie zurück. Und selbst wenn nicht, muss Florine das erst mal mit dem Verstand und dem Herzen begreifen.«
    Darauf sagte Daddy mit einer Stimme, die so tief war, dass sie über den Boden zu schleifen schien: »Ma, Carlie kommt nicht zurück. Ich kann nichts mehr tun. Ich hasse es, Parker und die anderen anzurufen. Und sie hassen es, dass sie mir nichts berichten können. Verdammt, wir drehen uns im Kreis. Ich habe diese Frau mehr geliebt, als ich sagen kann, und wenn sie wieder durch diese Tür käme, würde ich sie mit einem Feuerwerk empfangen. Aber, Ma, sie kommt nicht zurück. Und ich kann einfach nicht mehr.« Er weinte eine Weile, und ich hörte Grands »Schhh, ist ja gut« und konnte mir vorstellen, wie sie ihm über den Rücken strich.
    Eine Weile später spürte ich seine klamme, schwere Hand auf meiner Stirn. Ich zwang meine Lider auseinander und sah in seine besorgten blauen Augen. Dann drehte ich mich zur Wand.
    »Lass mich allein«, sagte ich.

16
     
    Bald nachdem Carlie und Daddy geheiratet hatten, baute Daddy einen kleinen Schuppen neben dem Haus, damit Petunia, Carlies Auto, bei schlechtem Wetter geschützt war. Seine Pick-ups standen in Regen und Schnee draußen und rosteten vor sich hin, aber nicht Petunia. Ich bekam nie die ganze Geschichte zu hören, wie Carlie zu dem Auto gekommen war - es hatte irgendwas mit Trinkgeldern und hübschen Augen zu tun -, aber Petunia war ihre Reisegefährtin. Als sie mit Patty in deren Wagen nach Crow’s Nest Harbor aufgebrochen war, hatte sie Petunia in der Einfahrt stehen lassen; es war ja Sommer. Nach ihrem Verschwinden hatten sich die Leute von der Polizei auf das Auto gestürzt wie Möwen auf Fischköder. Aber sie hatten nichts Verdächtiges gefunden, sofern man Kaugummipapier, einen rosa Lippenstift und einen geschmolzenen Schokoriegel (von mir) nicht als Beweismittel ansah. Der Anblick, wie Petunia da draußen stand und genau wie wir auf Carlies Rückkehr wartete, war so traurig gewesen, dass Daddy sie etwa zwei Monate nach Carlies Verschwinden in den Schuppen gefahren, die Flüssigkeiten abgelassen und die Tür hinter ihr zugemacht hatte.
    Manchmal ging ich zu ihr, setzte mich auf den Fahrersitz, schaute durch die Windschutzscheibe und weinte, oder ich kletterte nach hinten und schlief ein wenig auf dem weichen, muffigen Rücksitz.
    Im Winter 1964 jedoch besuchte ich sie überhaupt nicht. Nach meiner Tour zu den Klippen ging ich nur nach draußen, wenn es unbedingt sein musste, weil die

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