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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Zimmer.
    »Es sind jetzt drei Wochen«, sagte sie. »Ich weiß.«
    Erneutes Hupen. »Du solltest besser gehen. Sonst kommt ihr noch zu spät«, sagte ich.
    »Wie du meinst.« Sie polterte die Treppe hinunter und aus dem Haus. Kurz darauf tuckerte der Fairlane davon, während ich auf das blasse Morgenlicht an der Decke starrte. »Steh auf«, sagte ich laut zu mir selbst. Grand hätte meine Herumhängerei nicht geduldet.
    Also wälzte ich mich aus den Federn und machte das Bett. Es frisch zu beziehen, brachte ich nicht fertig. Grands altmodischer Lavendelduft verflog allmählich, aber wenn ich tief einatmete, roch ich manchmal noch einen Hauch davon. Tagsüber trug ich ihre Kleider. Sie hingen an mir herunter wie Ballons, denen die Luft ausgegangen war, aber sie trösteten mich.
    Nachdem ich das Haus aufgeräumt hatte, schaltete ich den Fernseher ein, drehte die Lautstärke auf und setzte mich aufs Sofa. Ich sah mir Seifenopern, Talkshows, Handarbeits- und Kochsendungen an. Während der Werbepausen kochte ich mir Tee und machte mir Kleinigkeiten zu essen. Um halb vier war es Zeit für das tägliche Nickerchen. Danach setzte ich mich, in den Quilt aus Carlies Kleidern eingewickelt, auf die Veranda und schaukelte vor mich hin. Ich summte What a Friend We Have in Jesus, wie Grand es oft getan hatte, und wenn die Wintersonne unterging, wusch ich mir Gesicht und Hände oder nahm ein Bad.
    Wenn Dottie vorbeikam, machte ich uns etwas zum Abendessen warm, meist ein Gericht aus Grands Tiefkühltruhe oder eine von den Dosen, die in der Speisekammer standen. Allmählich gingen die Vorräte zur Neige, und ich wusste, dass ich früher oder später einkaufen gehen musste. Aber noch war ich nicht bereit, den schützenden Kokon des Hauses zu verlassen.
    Nach einem Monat rief die Schule an. Ich ging nur ans Telefon, weil ich dachte, es wäre Dottie oder Daddy.
    »Hier ist Mrs. Brown von der Montgomery High School. Kann ich bitte mit Florine Gilham sprechen?«
    »Sie ist nicht hier.«
    »Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«
    »Nein.«
    »Könnten Sie ihr bitte eine Nachricht hinterlassen?«
    »Natürlich.« Ich legte den Hörer beiseite und murmelte, laut genug, dass Mrs. Brown es hören konnte: »Wo ist denn nur der Stift?« Schließlich nahm ich den Hörer wieder und sagte: »Ich bin so weit.«
    »Sagen Sie Florine, sie muss wieder in die Schule kommen, sonst kann es sein, dass sie hinausgeworfen wird. Sie ist seit einem Monat nicht im Unterricht gewesen, und wir machen uns Sorgen um sie. Wir wissen, dass sie ihre Großmutter verloren hat, und das tut uns allen sehr leid. Aber sie muss an ihre Zukunft denken. Sie ist eine gute Schülerin, und wir fänden es sehr bedauerlich, wenn sie nicht ihren Abschluss macht.«
    »Gut, ich richte es ihr aus. Danke für den Anruf.«
    »Haben Sie alles notiert? Es war recht viel.«
    »Oh ja.«
    »Sorgen Sie dafür, dass sie die Nachricht bekommt.«
    »Das werde ich.«
    »Mach’s gut, Florine. Komm bald wieder.« Ich knallte den Hörer auf die Gabel. Ich überlegte, ob ich sie zurückrufen und sie bitten sollte, mich zu beschreiben.
    Wenn sie es schaffte, würde ich vielleicht darüber nachdenken, wieder in die Schule zu gehen. Aber wahrscheinlich würde sie mich gar nicht erkennen. Verdammt, ich erkannte mich ja selbst nicht.
    Die Dezemberdunkelheit erstickte jeden Elan, morgens aufzustehen. Wozu das Ganze?, fragte ich mich. Ich fühlte mich wie mit unsichtbaren Seilen ans Bett gefesselt, wie in der Geschichte von Gulliver und den Liliputanern. Ich wollte mein Herz nicht wachrütteln. Das würde nur Kummer und Tränen bringen, und es schien einfacher, alles im Dämmerschlaf zu lassen.
    Erst schlief ich bis neun, dann bis zehn. Dann bis mittags. Die Uhren tanzten mit den Minuten davon, während ich vor mich hin döste. Autos und Pick-ups fuhren den Hügel hinauf und rollten tuckernd hinunter in den Hafen. Möwen kreischten, und Hoppy, Ray Clemmons’ Beagle, bellte vor sich hin, während ich mich im sicheren Nest meiner Decken vergrub. Ich erwog, die Schlafzimmertür zuzumachen und ein Schild davorzuhängen: Bitte nicht vor Frühlingsbeginn stören. Ich war schon drauf und dran, es wirklich zu tun, als ein paar Dinge passierten, die mich wieder in Gang brachten.

36
     
    Ich sah immer zu, dass ich auf den Beinen war, wenn Daddy nachmittags auf dem Heimweg von irgendwelchen Tischlerarbeiten bei mir vorbeischaute. Er brachte mir Milch, Butter und Brot, damit ich über die Runden kam.
    »Alles in

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