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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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wir uns; wir waren beide Veteranen auf dem Schlachtfeld der Trauer. Dann gingen er und Stella, und Dottie und ich blieben allein am Küchentisch zurück. Eine Weile hörte man nichts außer dem kauenden Geräusch von Dotties Zähnen.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
    »Wie betäubt.«
    »Ist komisch hier, ohne Grand.«
    »Ja.«
    Dottie stand auf. »Ich räum besser ab, sonst kommt ihr Geist zurück und zieht mir die Ohren lang.« Während sie ihren Teller abwusch, sagte sie: »Ich frag mich, was mit Stella los ist. Normalerweise kocht sie so gut, dass man vor Wonne seufzen könnte, aber diesmal waren ihre Käsemakkaroni zäh wie Gummi, und genauso schmeckten sie auch. Wie schafft sie es, etwas so Einfaches in den Sand zu setzen? Das Gericht kriegt ja sogar Madeline hin.«
    »Ja, das ist seltsam«, sagte ich.
    »Glen hat seine Portion ins Klo geschüttet. Ich hab ihn im Bad dabei erwischt, wie er mit der Saugglocke zugange war, weil das Zeug immer wieder hochkam. Erst dachte ich, er war am Wichsen, aber dann hab ich die Makkaroni in der Kloschüssel gesehen.«
    Ich schmunzelte.
    »Ich hoffe, es verstopft euch nicht die Auffanggrube«, sagte Dottie. »Ich seh den Typ von der Reinigungsfirma schon vor mir: »Am besten kippen Sie den Mist ins Wasser, oder noch besser, Sie vergraben ihn, damit die Fische nicht daran eingehen. Wehe, ich finde das Zeug noch mal hier im Tank. Dann gibt’s ‘ne dicke Rechnung, und ’ne Strafe obendrein, weil Sie so einen Mist zusammengekocht haben.«
    Ich musste lachen, doch als sie mir eine Tasse Tee hinstellte, was sie noch nie getan hatte, fing ich an zu weinen.
    Sie folgte mir nicht, als ich nach oben in Grands Zimmer rannte. Ich warf mich aufs Bett, um ihre Gegenwart zu spüren, und heulte. Irgendwann schlief ich ein, die Arme um ihr Kissen geschlungen.
    Stunden später wachte ich auf, weil die Tür knarzte. »Grand!«, rief ich und setzte mich auf.
    Im Lichtschein der Flurlampe zeichnete sich Dotties stämmige Gestalt ab.
    »Ich bin’s«, sagte sie leise. »Ich wollte nur mal nach dir sehen.«
    Dumpf vor Müdigkeit und Trauer, starrte ich sie nur an.
    »Kann ich dir irgendwas bringen? Wasser?«
    »Nein.«
    »Soll ich hier bei dir schlafen?«
    Es wäre schön gewesen, ihre Wärme zu spüren, aber in dieser Nacht würde mich nichts trösten, und sie brauchte ihren Schlaf, deshalb sagte ich Nein. Sie kam hereingeschlurft und gab mir einen Kuss auf den Kopf, dann ging sie und schloss die Tür so, dass sie kein Geräusch machte.
    Zu müde, um noch irgendwelche Gefühle hervorzupressen, taumelte ich wieder auf das zerklüftete Ufer des Schlafs zu. Dann fiel mir etwas ein.
    Ich stand auf und trat ans Fenster, von dem man die Straße und Daddys Haus sehen konnte. Ich erinnerte mich an die Nacht, als ich dort unten auf dem großen weißen Stein am Ende der Einfahrt gesessen und mich allein und ungeliebt gefühlt hatte. Grand war zu mir gekommen und hatte gesagt: »Ach, Himmel noch mal, das ist doch Unsinn. Ich hab tief und fest geschlafen, und als ich dich weinen hörte, hin ich sofort aufgewacht. Das ist doch wohl Liebe, oder nicht?« Ein Streifen Mondlicht fiel auf den Stein, dann legten sich die Wolken wieder über den Mond, und es wurde dunkel.

35
     
    Nach der Beerdigung blieb Dottie ab und zu bei mir, aber sie hatte viel mit der Schule und dem Bowling zu tun, und da ich ihr nicht das Gefühl geben wollte, dass sie sich um mich kümmern musste, bedrängte ich sie nicht. Sie hatte mit mir schon genug durchgemacht, nachdem Carlie verschwunden war. Außerdem war sie, wie Grand gesagt hatte, eine »rastlose Seele«.
    Ich ging nicht wieder zur Schule. Ich konnte einfach nicht. Allein der Gedanke, jeden einzelnen Tag zu Hause hinter mich bringen zu müssen, erschöpfte mich, da brachte ich nicht mehr die Energie auf, an einem Ort, an dem ich mich von Anfang an nicht wohlgefühlt hatte, die Fassade aufrechtzuerhalten. Das Kapitel war für mich abgeschlossen, obwohl ich es niemandem gegenüber laut verkündet hatte. Die meiste Zeit wollte ich nur schlafen.
    Eines Morgens, als ich im Bett lag, hörte ich, wie es draußen hupte und dann an der Haustür klopfte. »Nein«, murmelte ich in mein Kopfkissen. Ich wollte weder aufstehen noch an die Tür gehen. Wieder hupte es, und ich wusste, es war Bud. Sie warteten auf mich.
    Dottie rief aus dem Flur herauf: »Kommst du überhaupt nicht mehr in die Schule?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. Dottie stapfte die Treppe hoch und kam in mein

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