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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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Worte in den Mund. Ich stützte mich auf die Ellbogen und sah Dottie an. »Ich muss dir was sagen. Ich mag Bud.«
    Dottie hielt sich schützend die Hand über die Augen und blinzelte zu mir hoch.
    »Du magst Bud?«, fragte sie. »Du meinst, du bist in ihn verknallt?«
    »Ja.«
    »Das geht aber nicht«, sagte Dottie. »Dann müsste ich ja in Glen verknallt sein.«
    »Wer sagt denn das?«
    »Na, ist doch logisch.«
    »Ich mag Bud trotzdem«, sagte ich. »Und du musst Glen nicht mögen.«
    »Hör mal, Bud ist ein netter Kerl. Glen auch. Aber die beiden sind wie Brüder für uns. Es war total merkwürdig, wenn ihr zwei zusammen wärt.«
    »Mal abwarten, was passiert«, sagte ich.
    Was passierte, war, dass es in der Tat merkwürdig wurde. Während der restlichen Sommerferien wartete ich zusammen mit Grand auf die Rückkehr der Boote, aber ich winkte nicht, wenn ich Bud an Bord der Carlie Flo oder der Maddie Dee sah. Wenn die Männer von den Booten kamen, ging ich manchmal runter, um Daddy und Sam Hallo zu sagen, aber Bud konnte ich nicht ins Gesicht sehen, und ich brachte kein Wort heraus.
    Bud verhielt sich genauso sonderbar. Er trat von einem Fuß auf den anderen und blickte zu Boden, wenn er mich sah, dann hatte er plötzlich jede Menge zu tun und ignorierte mich ebenso wie ich ihn.
    Nach ungefähr zwei Wochen des Schweigens und Aneinandervorbeiguckens beschloss ich, dass es mir reichte.
    Als wir wieder mal am Strand lagen, sagte ich zu Dottie: »Ich bin nicht mehr in Bud verknallt. Das Ganze ist mir zu blöd. Du hattest recht.«
    Später an dem Tag begegnete ich Bud wieder auf der Straße; diesmal kam er aus Rays Laden und ich von der anderen Seite.
    »Hey«, sagte ich.
    »Hey«, erwiderte er.
    Ich musste meine ganze Willenskraft zusammenraffen, aber ich drehte mich nicht noch mal um.

20
     
    Die Mädchen und Jungen in Long Reach beäugten uns neugierig, als wir in der achten Klasse auf die Junior Highschool kamen. Ein paar Idioten meinten, wir würden nach Fisch riechen, weil wir aus The Point kamen. Die Junior High kam uns riesig vor nach der kleinen Dorfschule, die wir bisher besucht hatten, und überall wimmelte es von Leuten. Nach ein paar Wochen hatte es sich herumgesprochen, dass ich das Mädchen war, dessen Mutter verschwunden war. Die mitleidigen Blicke der anderen gingen mir auf die Nerven.
    Während ich in den Pausen durch die Flure ging, stellte ich mir vor, wie Carlie als Schülerin mit ihren vielen Freundinnen geplaudert und gelacht hatte. Ob sie ein großes, dünnes Mädchen wie mich wohl bemerkt hätte? Ob sie mich zu ihrer Freundin gemacht hätte?
    Allein war ich schüchtern wie ein Maulwurf. Wenn ich die Flut von Leuten sah, die sich durch die dämmrige Eingangshalle schoben, in Klassenzimmer abbogen oder plötzlich hinter irgendwelchen Türen auftauchten, wäre ich am liebsten nach The Point zurückgerannt. Stattdessen packte ich meine Bücher fester, biss die Zähne zusammen und beging den Fehler, die Aufmerksamkeit von Terry Comeau auf mich zu ziehen, der Anführerin einer stacheligen Bande von Mädchen, die in meiner Klasse waren. Eines Tages ging ich im Flur hinter ihnen, als sie plötzlich stehen blieben und sich um jemanden scharten. »Chick, chick, chick«, riefen sie. »Chick, chick, chick .« Als eine von ihnen ein Stück beiseiterückte, sah ich das arme Wesen, auf das sie es abgesehen hatten. Es war Rose. Ihre unverändert schmächtige Gestalt duckte sich über ein paar Bücher, und auf ihrem Gesicht lag dasselbe kleine Lächeln wie früher. »Here a chick, there a chick, everywhere a cbick, chick«, sang Terry, und beim Refrain stimmten die anderen mit ein: »Old Macdonald had a farm, ee-eye, ee-eye, oh.« Ohne nachzudenken, griff ich in den Kreis aus Dornengestrüpp und zog Rose heraus. »Lasst sie in Ruhe«, sagte ich, und wir gingen davon. »Na, da haben sich ja zwei Zurückgebliebene gefunden«, rief Terry uns nach. Als wir weit genug von ihnen weg waren, steuerte ich Rose in einen ruhigen Winkel.
    Ich beugte mich zu ihr hinunter und sagte: »Ich bin’s, Florine. Erinnerst du dich an mich?«
    Sie blickte aus ihren schräg stehenden Augen zu mir auf und blinzelte.
    »Ich habe dir in Mrs. Richmonds Klasse bei Mathe geholfen. Dottie und ich haben dich mal nach Hause gebracht.«
    »Dottie?« Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Ihr habt mich damals nach Hause gebracht.«
    Ich nickte. »Wo ist dein Klassenzimmer?«
    Rose führte mich durch den Flur, eine

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