Ruchlos
butterweich.«
Sie lachte. Es klang tief und rau. »Ich bin Madlin.« Sie streckte mir die Hand entgegen, noch bevor ich einschlagen konnte, fiel ihr etwas ein: »Aber nicht von Ronnie, oder? Schwanger, mein ich.«
»Himmel, nein!« Erst, als das raus war, dachte ich an ihre Annäherung auf der Treppe. »Bist du mit ihm zusammen?«
»Himmel, nein«, äffte sie mich nach. »Wir sind schon mal zusammen abgezogen. Siehst ja, wie das Angebot an Männern hier sonst so ist, aber mein Macker muss schon ein paar andere Qualitäten haben, wenn du verstehst.«
Ich nickte, stellte mich endlich auch vor.
»Aber er ist nicht verkehrt, der Ronnie. Also«, sie zeigte auf meinen Hals. »In letzter Zeit hat er wohl ziemlich Trouble, er wirkt wie ein gehetzter Köter.«
»Hältst du es für möglich, dass er richtig Scheiße gebaut hat?«
»Einen Bruch? Wäre eine Erklärung.«
»Sein Großvater wurde ermordet«, sagte ich und verfolgte gespannt ihre Reaktion.
»Du meinst, ob er.« In Madlins Gesicht wechselten sich Ablehnung, Unwillen und zögerliches Mutmaßen ab. » Nein«, beschied sie dann knapp, ich hatte ihr aber angesehen, dass sie es sich vorstellen konnte.
»Komm!«, ich berührte sie leicht am Arm. »Die werden sich schon fragen, wo wir bleiben.«
Gemeinsam gingen wir hinaus, wo gerade ein Mannschaftswagen der Polizei stoppte. Zwei Uniformierte stiegen aus, grüßten in die Runde. Dale ergriff das Wort, gab einen knappen Bericht.
»Nu, dann wollen wir mal.«
Die Schiebetür an der Seite wurde geöffnet, und Ronnie, der noch immer nach unten starrte, hineinbugsiert. Einer der Polizisten löste die Handfessel, drückte ihn auf eine Sitzbank und nahm neben ihm Platz, der andere schloss den Wagen.
»Sie müssten aufs Revier kommen und Anzeige erstatten«, sagte er. »In die Schießgasse. Wissen Sie, wo das ist?«
»Wir kennen uns aus«, antwortete Dale.
Auf dem Weg zum Auto erzählte ich ihm von Madlin. Er nickte nachdenklich, zog sein Handy heraus und wählte, während er die Türen öffnete.
»Herr Hantzsche, Ingram hier. Entschuldigen Sie die späte Störung, aber Ronnie Meyersfeld ist gerade erneut auf dem Weg ins Polizeipräsidium. Ich könnte mir denken, dass es Sinn macht, ihn noch mal richtig in die Mangel zu nehmen.«
*
Der Hauptkommissar erwartete uns schon, als wir das Gebäude betraten. Müde verzog er den Mund zu einem Grinsen, als er mich erkannte.
»Guten Morgen, Frau Bertram. Will ich wissen, warum Sie mit hier sind?«
»Ronnie Meyersfeld hat mich angegriffen«, informierte ich ihn und zeigte auf meinen Hals.
Hantzsche schüttelte den Kopf. »Na, dann gehen Sie mal hoch zum Diensthabenden und lassen die Anzeige aufnehmen. In der Zwischenzeit besorge ich uns«, er wandte sich an Dale, »einen Verhörraum und Kaffee.« Er steckte einen losen Hemdzipfel in den Hosenbund. »Sie will ich dort nicht sehen«, bescheinigte er mir. »Und Sie haben selbstverständlich auch nichts davon mitgekriegt, dass Herr Ingram dabei ist.«
Jonas würdigte er keines Blickes. Der wirkte etwas orientierungslos, guckte von dem gedrungenen Hantzsche zu mir, dann zu Dale. Von uns allen sah er am wenigsten übernächtigt aus. Da machte sich wohl seine Jugend bemerkbar. Ich nickte ihm zu.
»Komm, bringen wir die Sache zum Abschluss. Danke dir übrigens noch, dass du mich vor größeren kosmetischen Operationen bewahrt hast.«
»So ganz ja nicht.« Er begutachtete Madlins Pflaster. » Ich hatte das Gefühl, es hat ewig gedauert, bis ich reagiert habe.«
»Ich auch«, gestand ich.
Nachdem wir die Formalitäten erledigt hatten, legte Dale den Arm um mich.
»Bist du okay? Kann ich dich allein nach Hause fahren lassen? Ich habe keine Ahnung, wie lange das hier dauert.«
»Bring Brötchen mit«, forderte ich ihn auf, dann rief ich für Jonas und mich ein Taxi.
*
Ich schlief tief, traumlos und lange. In dem Bewusstsein, wieder in meine eigene Wohnung zurückkehren zu können, fühlte ich mich paradoxerweise geborgen in Dales Haus, auf der Matratze in meinem ehemaligen Zimmer. Als ich um elf wach wurde, war Dale nirgendwo zu sehen, auf dem Küchentisch lag aber tatsächlich eine Bäckertüte. Also war er erst in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen.
»Kurz nach sechs«, gab er Auskunft, als er mir eine halbe Stunde später mit geröteten, verquollenen Augen gegenübersaß. »Um halb haben wir Ronnie in die Zelle geschickt, bis ich dann losgekommen bin …«
Ich hatte ihn nicht geweckt, sondern mir im
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